Biographien Agathe Backer Grøndahl
geboren am 1. Dezember 1847 in Holmestrand
gestorben am 4. Juni 1907 in Christiania (Oslo)
norwegische Komponistin und Pianistin
175. Geburtstag am 1. Dezember 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Agathe Backer-Grøndahls Laufbahn und Schaffen spiegelt den kulturellen Rahmen, in dem sich Frauen ihrer Zeit bewegen durften. Sie wuchs in einer wohlhabenden, kunstliebenden Familie auf. Ihre drei Jahre ältere Schwester Harriet Backer wurde eine berühmte Malerin - dennoch drehte sich alles um Agathe, die bereits als Dreijährige kleine Melodien am Klavier ihrer Großmutter erfand. “Es war vom ersten Moment an klar, daß Agathe ein Wunderkind war,” schreibt Harriet in ihren Memoiren.
Agathe studierte Klavier, Musiktheorie und Komposition. Mit 18 Jahren beschloß sie, gegen den Widerstand ihrer Familie, ihre Studien am Berliner Konservatorium fortzusetzen: “Ich begreife nicht, wie ... meine Eltern etwas dagegen haben können, daß ich eine Künstlerin werden will… ich spüre etwas in mir, daß mir nie Frieden geben wird, und das mich ständig vorwärtstreibt.”
Ihren Orchesterwerken war kein Erfolg beschieden, und so beschränkte sie sich fortan in echt “weiblicher” Manier auf Lieder und Klavierstücke.
1868 debütierte die 20jährige Agathe in Christiania (heute: Oslo) unter dem Dirigat des damals noch unbekannten Edvard Grieg mit Beethovens 5. Klavierkonzert – ein anspruchsvolles Werk, das viel körperliche Kraft erfordert. Der Durchbruch gelang: sie erhielt Lobeshymnen. Doch empfand sie sich noch immer als Lernende und setzte ihre Studien bei dem berühmten Dirigenten und Komponisten Hans von Bülow in Florenz sowie bei Franz Liszt in Weimar fort.
Backer-Grøndahl blieb mit Edvard Grieg ein Leben lang befreundet, sie spielte auch häufig sein Klavierkonzert. 1875 wurde sie zum Mitglied der Königlichen Schwedischen Musikakademie ernannt – damals eine besondere Ehre für eine Frau. Sie heiratete und zog drei Söhne auf. Damit gehört sie zu den wenigen Künstlerinnen, denen es im 19. Jahrhundert gelang, professionelle Künstlerin und zugleich Mutter zu sein. Gegen Ende ihres Lebens wurde sie völlig taub (die Hörprobleme begannen schon mit 30) und mußte ihre Karriere aufgeben.
Stilistisch setzt die Komponistin die Tradition Schuberts und Mendelssohns fort. Ihre hochromantischen, von der norwegischen Volksmusik beeinflußten Klavierstücke wurden rasch populär. Die Ausdrucksskala reicht vom innig-lyrischen Stück bis hin zur harmonisch komplexen, leidenschaftlichen Fantasie. Ihre Konzertstudien stellen hohe technische Anforderungen. Auch ihre Lieder sind in die norwegische Musikgeschichte eingegangen. Eine CD mit einer Auswahl ihrer Klavierwerke zeigt die Expressivität und Kraft eines Ausnahmetalents.
(Text von 2006)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Mir scheint, daß eine befriedigende, unabhängige Zukunft für eine Frau möglich ist, wenn sie sich einfach Mühe gibt und arbeitet… Ich liebe Kunst so sehr, daß das Verlangen, sie zu beherrschen, unbeschreiblich groß ist. (Agathe Backer-Grøndahl)
Das neue Liederalbum der norwegischen Pianistin Agatha Backer-Gröndahl ist voll von poetischem Gefühl und wunderbarem Geschmack: Eigenschaften, die auch ihr Klavierspiel auszeichnen. (George Bernard Shaw 1890).
Es gibt kein größeres Glück als zu komponieren, als etwas wirklich Schönes zu schaffen, als etwas aus der eigenen Seele zu entnehmen und einem anderen Menschen zu schicken. (an ihren Sohn Fridtjof).
Links
Literatur & Quellen
Dahm, Cecilie. 1987. Kvinner komponerer: ni portretter av norske kvinnelige komponister i tiden 1840-1930 [Komponistinnen: neun Porträts norwegischer Komponistinnen von 1840 bis 1930]. Oslo. Oslo University Press.
Dahm, Cecilie. 1998. Agathe Backer Grøndahl, komponisten og pianisten [Agathe Backer Grøndahl, Komponistin und Pianistin]. Oslo. Oslo University Press.
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