geboren am 23. Januar 1890 in Hannover
deportiert am 22. oder 24. Juni 1942, Todesort und -datum unbekannt
deutsche Wirtschaftsexpertin, Professorin der Wirtschaftwissenschaft, Regierungsrätin
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die seit dem 18. Jahrhundert in Hannover ansässige Familie Berliner (so benannt nach einem aus Berlin stammenden Vorfahren) hat hochgebildete, engagierte, erfindungsreiche Menschen hervorgebracht. Cora Berliner wird 1890 als fünftes und letztes Kind von Manfred und Hanna Berliner geboren. Ihr Vater ist Gründer der ältesten privaten Handelsschule Hannovers und ein angesehener Handelswirtschaftler, ihre Mutter entstammt einer Hamburger Kaufmannsfamilie. Berühmt geworden sind vor allem Coras Onkel Emil (in Amerika Emile) Berliner, der die Urform der Schallplatte und das Grammofon erfand und gemeinsam mit seinem Bruder Joseph die Deutsche Grammophon Gesellschaft in Hannover gründete sowie ihre Brüder Si(e)gfried, ein in Japan und den USA tätiger Betriebswirtschaftslehrer und Mathematiker, und Bernhard, ein ebenfalls in Amerika wirkender Psychoanalytiker. Erst im Jahre 2005 wurde die Regierungsrätin Dr. Cora Berliner durch die Benennung einer Straße am Holocaust-Mahnmal in Berlin-Mitte geehrt und ein wenig aus dem Schatten ihrer männlichen Verwandtschaft gerückt, in dem sie völlig zu Unrecht stand und steht.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
Aus einer geistig hochstehenden, bürgerlich angesehenen, materiell jedoch nicht sonderlich begüterten jüdisch-bürgerlichen Intellektuellenfamilie entstammend, besucht Cora Berliner die Höhere Töchterschule. Über ihre Kinder- und Jugendzeit gibt es nur wenig Informationen. Belegt ist ihr früher Einsatz im sozialen Bereich: Bereits mit 15 oder 16 Jahren wird sie freiwilliges Mitglied in der Jüdischen Bahnhofshilfe, die jüdische Flüchtlinge aus Russland während ihres Aufenthaltes auf deutschen Bahnhöfen unterstützt.
Ostern 1909 legt Cora Berliner die Reifeprüfung ab. Die Angaben, wie sie die Hochschulreife erwarb, sind widersprüchlich (Besuch des Mädchen-Gymnasiums oder Real-Gymnasialkurse?). Sicher ist jedoch, dass ein Bildungsweg wie der von Cora Berliner zur damaligen Zeit für Mädchen, selbst für solche aus bürgerlichen Familien, außergewöhnlich ist.
Cora Berliner fühlt nicht nur von früher Jugend an das Bedürfnis zu helfen, sie wird auch zeit ihres Lebens Freude daran haben, ihr außergewöhnlich umfangreiches Wissen mit anderen Menschen zu teilen, sie zu unterrichten. 1909 wird sie Mitglied des Vorstandes der Akademischen Unterrichtskurse für Arbeiter und spricht im Rahmen dieser Unterrichtskurse.
In Freiburg und Göttingen (oder Hannover – auch hier widersprechen sich die Aussagen) studiert Cora Berliner jeweils ein Semester lang Mathematik, spürt jedoch, dass dieses Fach ihrem Bedürfnis, mit Menschen umzugehen, nicht gerecht wird. Sie wechselt für sieben Semester an die Universität Berlin, 1914 nach Heidelberg, und studiert Nationalökonomie (Staatswissenschaft und Volkswirtschaft).
Während des Studiums beginnt Cora Berliner ihre Arbeit für die und mit der jüdischen Jugend. Sie engagiert sich im neutralen (also weder zionistischen noch antizionistischen) Verband der jüdischen Jugendvereine Deutschlands (VJJD) auf vielfältige Weise: sie hält Referate, schreibt Beiträge im Mitteilungsblatt des Verbandes und kämpft besonders darum, dass auch Mädchen Mitglieder der Jugendvereine werden dürfen, und zwar mit gleichen Rechten und ohne Einschränkungen. „Erziehung zum Judentum“ in einer nichtjüdischen Umgebung liegt ihr vornehmlich am Herzen, das bringt sie in Diskussionen und Vorträgen immer wieder zur Sprache, und es umfasst ihrer Meinung nach die Verbreitung der jüdischen Lehre und des jüdischen Wissens, eine Verbesserung der Hebräischkenntnisse, die ethische Erziehung, aber auch die Erziehung der jüdischen Jugend zu treuen Deutschen, die ihren staatsbürgerlichen Pflichten nachkommen sollen. Sie selber sieht sich in dieser Zeit als liberale Jüdin, in erster Linie jedoch als gute deutsche Staatsbürgerin. Am 26. November 1911 wird Cora Berliner zur Dezernentin für die Organisation der weiblichen Jugend gewählt und im April 1912 auf dem Treffen des Distriktverbandes Mitteldeutschland zur Geschäftsführerin des VJJD. Dieses Amt tritt sie am 1. Juli 1912 an, 1914 gibt sie es wegen ihres Wechsels nach Heidelberg auf. Im Jahre 1912 wird die neutrale Haltung des Verbandes von Zionisten angegriffen; man unterstellt ihm eine antizionistische Ausrichtung; gegen diese Anklage verwahrt sich Cora Berliner entschieden.
Erste Erfolge von Berliners Einsatz für die jüdischen Mädchen zeigen sich auf der Verbandstagung im Mai 1913: Sie kann über den Beitritt zahlreicher Mädchen zum Verband und die erstmalige Teilnahme von 25 weiblichen Delegierten auf der Tagung berichten. Im gleichen Jahr tritt sie energisch dem Antisemitismus der Wandervogel-Bewegung entgegen, die keine jüdischen Jugendlichen in ihre Reihen aufnimmt und das auch von anderen Jugendbewegungen fordert.
Cora Berliners praktische und theoretische Arbeit im VJJD liefert ihr umfangreiches Material für die Doktorarbeit. 1916 promoviert sie summa cum laude zum Dr. rer. pol. bei Prof. Emil Lederer in Heidelberg. Ihre Dissertation erscheint 1916 in Berlin unter dem Titel „Die Organisation der jüdischen Jugend in Deutschland. Ein Beitrag zur Systematik der Jugendpflege und Jugendbewegung“.
Nach dem Studium kehrt Berliner nach Berlin zurück. Eine Quelle erwähnt eine kurze Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfsreferentin beim Magistrat in Posen, alle anderen datieren den Beginn ihrer Arbeit als Dezernentin bei der Stadtverwaltung Schöneberg auf März 1916. Sie ist für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zuständig – mitten im Ersten Weltkrieg eine wichtige und schwierige Aufgabe.
Berliner arbeitet wieder für den VJJD, vorerst ehrenamtlich. Erneut betont sie, wie wichtig die jüdische Erziehung in den Jugendvereinen ist. Dabei verlangt sie von den Juden eine deutsche vaterländische Überzeugung unter der Bedingung, dass Juden die gleichen bürgerlichen Rechte wie Deutschen zugestanden würden, diese Position bringt ihr jedoch nicht nur Zustimmung ein. Gleichzeitig tritt sie dem wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft entgegen.
Auch außerhalb jüdischer Organisationen ist die überaus aktive Frau tätig. 1916 wird sie in den Vorstand des neu gegründeten Deutschen Verbandes der Sozialbeamtinnen (DVS) gewählt. 1917 wiedergewählt, kandidiert sie nach 1925 nicht mehr.
In der Weimarer Republik
1919 wählt der VJJD Cora Berliner zu seiner Ersten Vorsitzenden mit 277 Stimmen bei nur zwei Gegenstimmen – ein deutlicher Beleg für die hohe Wertschätzung, die man ihr entgegenbringt. Drei Monate nach Amtsantritt errichtet Berliner ein Referat für Palästina, das deuten Biografinnen als Hinweis auf eine Annäherung an zionistische Positionen. Bis 1924 bekleidet sie das Amt der Ersten Vorsitzenden des VJJD, danach ist sie weniger an der Verbandsarbeit beteiligt, nimmt aber weiterhin an den Tagungen teil und wird im Mai 1928 zur Vorsitzenden der Jahrestagung und zur ehrenamtlichen Beraterin des Verwaltungskomitees gewählt.
Im Dezember 1919 tritt Cora Berliner in den Staatsdienst ein. Sie wird Beamtin des Reichswirtschaftsministeriums der jungen Weimarer Republik und ist zunächst für Fragen des Verbraucherschutzes und der Genossenschaft zuständig. Als einzige Frau unter den Beamten hat sie keinen leichten Start, doch hohe Sachkenntnis und bestimmtes Auftreten machen sie bald zu einer begehrten Mitarbeiterin. Im Dezember 1920 begegnet sie einem der höchsten Beamten des Ministeriums, Ministerialrat Dr. Hans Schäffer, der sie in seine Abteilung versetzen lässt. Schäffer attestiert ihr die Sachkenntnis und Fantasie, die sie brauchen wird, um beim Aufbau des Reichswirtschaftsrates und der Bezirksräte mitzuarbeiten. Mit Hans Schäffer verbindet sie in den folgenden Jahren nicht nur eine gute Zusammenarbeit, sondern auch eine bis zu Coras Deportation dauernde sehr enge Freundschaft.
1923 wird Berliner zur Regierungsrätin ernannt, zu einer Zeit, in der die Rangstufe Regierungsrat für Frauen vermutlich noch gar nicht vorgesehen war. Sie ist nun eine der Leiterinnen im Reichswirtschaftsamt (Statistisches Reichsamt Berlin), hat verschiedene Funktionen (u. a. Inflationsbekämpfung, Beteiligung der Arbeiter an der Leitung bestimmter Unternehmen) und begegnet dabei den wichtigsten Personen der Weimarer Republik. Von 1924 bis zur Machtergreifung der Nazis 1933 ist sie Assistentin des Direktors des Statistischen Reichsamtes. An dieser Stelle wirkt sie daran mit, die deutsche Außenhandelspolitik auf Goldwährung umzustellen, um die deutsche Währung zu stabilisieren. Immer mehr wächst ihr Ruf als exzellente Fachfrau für alle wirtschaftlichen Probleme. Für ein halbes Jahr wird Cora Berliner deshalb 1927 als Beraterin der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft in London zugeteilt.
Als Berliner 1930 als Professorin für Wirtschaftswissenschaft an das neue Berufspädagogische Institut in Berlin berufen wird, kann sie auf umfangreiche theoretische Kenntnisse und vielfältige praktische Erfahrungen zurückgreifen. Voll Freude wirkt sie hier bei der Ausbildung von Gewerbelehrerinnen mit, bis auch diese Tätigkeit 1933 jäh endet. Am Berufspädagogischen Institut lernt sie Gertrud Kaufmann, ebenfalls Professorin, kennen, die zu ihrer besten Freundin wird. Die beiden Frauen verbringen viele Wochenenden und Urlaube miteinander, auch dann noch, als das für Kaufmann als Nichtjüdin gefährlich ist, und Kaufmann ist schließlich eine der Personen, die am Bahnhof Abschied von Cora Berliner nimmt, als diese deportiert wird.
Nach der Machtergreifung
Adolf Hitler wird im Januar 1933 zum Reichskanzler Deutschlands, und im Frühjahr 1933 wird Cora Berliner wie viele andere Juden aus dem Staatsdienst entlassen. (Manche Quellen sprechen von Januar 1933, das der Entlassung zugrundeliegende “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” ist jedoch erst am 7. April 1933 erlassen worden.)
Umgehend beginnen die Juden, eine zentrale Selbsthilfeorganisation aufzubauen, um den neuen Problemen zu begegnen. An der Gründungsveranstaltung des Zentralausschusses für Hilfe und Aufbau nimmt Cora Berliner im April 1933 als Vertreterin des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) teil, und im Juli ist sie bereits beim Zentralausschuss angestellt und arbeitet in einem seiner Komitees mit. Sie befasst sich wieder mit den Problemen der jüdischen Jugend, ihrer Erziehung, Ausbildung und Umschulung sowie der Beschaffung von Arbeits- und Ausreisemöglichkeiten. Im Frühsommer 1933 gründet die „alte“ Reichsvertretung (eine lose Dachorganisation der Landesverbände jüdischer Gemeinden) einen Wirtschaftspolitischen Ausschuss und engagiert Cora Berliner und Eva Reichmann, beides Vertreterinnen des Central-Vereins, als Sachbearbeiterinnen. Berliner erhält den Auftrag, das Arbeitsprogramm für den Ausschuss vorzubereiten.
Im Sommer 1933 wandert Coras bester Freund Hans Schäffer mit seiner Familie nach Schweden aus. Auch Coras Schwestern verlassen das Land und finden in den USA, wo bereits die Brüder leben, eine neue Heimat.
Als im September 1933 die Reichsvertretung der deutschen Juden als Nachfolgerin der „alten“ Reichsvertretung errichtet wird, versucht man schon bald, Cora Berliner zur Mitarbeit zu gewinnen. Im Dezember überträgt man ihr die Verantwortung für Wirtschafts- und Sozialfragen, daneben ist sie offenbar auch in der Presseabteilung der Reichsvertretung tätig und leitet einige Jahre die Statistische Abteilung. Bis zu seiner Verhaftung arbeitet Cora mit Otto Hirsch, dem Verwaltungsdirektor der Organisation, intensiv zusammen. Es entwickelt sich eine gute freundschaftliche Beziehung.
Neben ihren offiziellen Funktionen übernimmt Berliner zumindest zeitweise die Korrespondenz der Reichsvertretung, beteiligt sich an Sitzungen des Vorstandes, wirkt als Sachverständige bei verschiedenen Komitees mit, hält Vorträge, schreibt Artikel … Sie fühlt sich verantwortlich für die Auswanderung, besonders von Frauen, und ihr ist es zu verdanken, dass dafür ein umfassendes Programm durchgeführt wird. 1936 reist sie für drei Wochen nach Erez Israel, um sich ein Bild über die Lebensbedingungen ausgewanderter deutscher Juden zu machen und daraus Nutzen für weitere Auswanderungspläne zu ziehen; sie stellt allerdings ihren Bericht „Unpolitische Reise nach Palästina“ nur im privaten Bereich vor wegen der Kürze ihres Aufenthaltes.
Das Arbeitspensum dieser ungemein regen Frau ist kaum zu ermessen. Umfangreich ist auch ihre Tätigkeit außerhalb der Reichsvertretung. Seit 1933 nimmt sie Anteil am Werk des Jüdischen Frauenbundes (JFB). Im Januar 1934 wird sie zu dessen Vizepräsidentin gewählt und hat dieses Amt drei Jahre lang inne. Sie überwacht die laufende Arbeit des JFB und hält zahlreiche Vorträge. (Ab März 1937 sind keine Aktivitäten für den JFB mehr aktenkundig.) Selbst unter den veränderten Bedingungen findet Cora Berliner Gelegenheit, ihr Wissen als Lehrende weiterzugeben, unter anderem in der Lehrerfortbildung und in Kursen für Sozialarbeiter. Hin und wieder ist sie daneben schriftstellerisch tätig.
Nach den Novemberpogromen
Wie alle anderen jüdischen Institutionen und Organisationen wird das Büro der Reichsvertretung nach der Pogromnacht im November 1938 geschlossen und die meisten männlichen Führer verhaftet. Die anderen Mitglieder der Leitung tauchen unter, und Cora Berliner und eine andere Frau halten Kontakt und treffen mit ihnen zu geheimen Sitzungen zusammen. Im November 1938 werden die Büros der Reichsvertretung wieder geöffnet und die Verhafteten entlassen. Der Auftrag der Behörden lautet, die Auswanderung jüdischer Menschen zu beschleunigen.
Im Februar 1939 wird die Reichsvertretung zwangsweise umbenannt in Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RV), ab September ist sie die Pflichtorganisation aller deutschen Juden und juristisch völlig rechtlos. Berliner wird eine der leitenden Angestellten und darf, obwohl nicht im Vorstand, an vertraulichen Sitzungen des Vorstandes teilnehmen. Bald ist sie eine der Leiterinnen der Wanderungsabteilung (für die Wanderung war zuvor der Hilfsverein zuständig, mit dem Berliner in die Reichsvereinigung kam, sie hatte dort vor 1939 vermutlich in der Leitung gearbeitet) und baut Beziehungen auf zu Konsulaten und Botschaften der Länder, die noch Juden aufnehmen. Ihr Aufgabengebiet umfasst “allgemeine Auswanderung (Hilfsverein), Information, Statistik, Auswanderung von Frauen”.
Im Sommer 1939 reist sie nach Schweden, um vierhundert Juden in Schweden unterzubringen. Von Ende April bis Anfang September 1940 ist sie krank, sie leidet an den Folgen einer nicht ausgeheilten Lungenentzündung, die sie sich 1938 zugezogen hatte. Von September 1940 bis Mai 1942 ist Berliner neben ihrer Arbeit in der Reichsvereinigung wahrscheinlich auch für die Jüdische Gemeinde in Berlin tätig. Es scheint so, dass Cora Berliner inoffiziell eine Zeitlang den Generalsekretär der Reichsvereinigung vertreten hat, auch wenn dazu in den bisher aufgefundenen Dokumenten der Reichsvereinigung nichts vermerkt ist.
Während Berliner für die ihr anvertrauten Menschen und für Freunde und Verwandte um Ausreisemöglichkeiten kämpft, lehnt sie die eigene Rettung stets ab mit dem Hinweis, sie könne nicht gehen, bevor sie nicht allen von ihr Betreuten geholfen habe. Erst, als es zu spät ist, bemüht sie sich anscheinend doch um ein „Affidavit“, ein für die Einreise nach Amerika nötiges Dokument.
Anfang 1941 trifft Cora Berliner ein schwerer persönlicher Verlust: Otto Hirsch, ihr langjähriger Kollege und guter Freund, wird verhaftet und kommt im Konzentrationslager ums Leben. Im Oktober 1941 wird die Ausreise von Juden verboten, trotzdem versucht sie, wenigstens Einzelne zu retten.
Zuletzt wohnt Cora Berliner in Berlin-Wilmersdorf, Pariser Straße 18. Am 22. oder 24. Juni 1942 (auch weitere Angaben sind zu finden) wird sie mit anderen leitenden MitarbeiterInnen der Reichsvereinigung deportiert, wie ihrem letzten Brief an Hans Schäffer zu entnehmen ist. Über ihre weiteren Lebensstationen ist nichts bekannt. Neuere Forschungen haben ergeben, dass sie und alle mit ihr Deportierten vermutlich in Maly Trostinez bei Minsk ermordet wurden. Auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede in Hannover steht auf dem Grab der Familie ihres Onkels Joseph Berliner auch ein Gedenkstein für Cora Berliner. Ein großer Teil des Nachlasses befindet sich laut Wikipedia im Ida-Seele-Archiv in Dillingen an der Donau.
Verfasserin: Almut Nitzsche
Zitate
Ein männlicher Geist mit einem weiblichen Herzen – einem großen Kreis hat sie das Glück geschenkt, diese seltene, schöne und fruchtbare Vereinbarung in ihr erfahren zu dürfen, und sie selbst hat immer das Glück gehabt, ihre unbändige Arbeitslust und ihre Leidenschaft des Helfens an großen und wichtigen Aufgaben auswirken lassen zu können, die ihrer ungewöhnlichen Vielseitigkeit entsprachen.
(Otto Hirsch anlässlich des 50. Geburtstags von Cora Berliner)
Literatur & Quellen
Exler, Margarete (1992): Im Dienste der Mitmenschlichkeit. Vor 50 Jahren fand Frau Prof. Dr. Cora Berliner den Tod in der Gaskammer. In: Tribüne, Jg. 31, 122. . S. 86–90.
Exler, Margarete (1999): Cora Berliner. Eine Jüdin wird Regierungsrätin. Vortrag. Berlin. Gemeinnütziger Frauenverein “Brunnhilde e. V.”.
Hildesheimer, Esriel (1984): Cora Berliner. Ihr Leben und Wirken. In: Bulletin des Leo-Baeck-Instituts, 67. . S. 41–70.
Kratz-Ritter, Bettina (1993): Berliner, Cora. In: Dick, Jutta; Sassenberg, Marina (Hg.): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt-Taschenbuch-Verl.; Rowohlt (rororo rororo-Handbuch, 6344). ISBN 3-499-16344-6. S. 62–63.
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Quack, Sibylle (2005): Cora Berliner, Gertrud Kolmar, Hannah Arendt. Straßen am Denkmal ehren ihr Andenken. 1. Aufl. Teetz. Hentrich & Hentrich. (Jüdische Miniaturen, 33) ISBN 3938485124.
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Quack, Sibylle (2005): Drei Straßen in Berlin. Cora Berliner, Gertrud Colmar und Hannah Arendt als Namensgeberinnen. In: Kaplan, Marion; Meyer, Beate (Hg.): Jüdische Welten. Juden in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart ; [Festschrift für Monika Richarz]. Göttingen. Wallstein (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, 27). ISBN 3-89244-888-4. S. 413–439.
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Reinicke, Peter (1998): Berliner, Cora. In: Maier, Hugo (Hg.): Who is who der sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau. Lambertus. ISBN 3-7841-1036-3. S. 78–79.
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