geboren am 26. September 1876 in Grand Island, Nebraska
gestorben am 28. Juli 1957 in Grand Island, Nebraska
US-amerikanische Sozialwissenschaftlerin und Sozialreformerin
65. Todestag am 28. Juli 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Edith Abbott gehörte mit ihrer 2 Jahre jüngeren Schwester Grace zu den führenden Sozialreformerinnen ihrer Zeit. Sie studierte Ökonomie an der Universität von Chicago und promovierte 1905. Danach wurde sie in Boston Gewerkschaftssekretärin.
Eine Wende in ihrem Leben trat ein, als sie an der London School of Economics die SozialreformerInnen Beatrice und Sidney Webb kennenlernte. Sie stimmte mit ihnen überein, daß die erniedrigenden Armengesetze abgeschafft gehörten und daß es darauf ankäme, die Armut selbst abzuschaffen.
1908 wurde Abbott Assistentin von Sophonisba Breckinridge, die damals die Abteilung Sozialforschung an der Chicago School of Civics and Philanthropy leitete. Sie zog ins Hull House - eine anspruchsvolle, komplexe und hocheffiziente Wohlfahrts-Einrichtung in einem der vielen Armenviertel Chicagos, die die spätere Friedens-Nobelpreisträgerin Jane Addams in den 80er Jahren gegründet hatte. Dort arbeitete auch ihre Schwester Grace, und es begann eine lebenslange fruchtbare Zusammenarbeit. Die beiden ergänzten sich hervorragend: Edith war die Wissenschaftlerin, Grace die Aktivistin, die Ediths Erkenntnisse in politisches Handeln umsetzte.
Nach 1920 wurde die School of Civics and Philanthropy Teil der Universität von Chicago und hieß nun “School of Social Service Administration”. Von 1924 bis 1942 war Abbott Dekanin. Sie lehnte die herkömmliche rein praktische Ausbildung der SozialarbeiterInnen in Wohltätigkeitseinrichtungen ab; ihrer Meinung nach brauchten SozialarbeiterInnen eine Universitätsausbildung, um die Grundstrukturen sozialer Probleme intellektuell erfassen zu können. Zusammen mit Breckinridge entwickelte sie einen Studienplan, der u.a. Kenntnisse über politische Wissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Jura, Medizin, Immigrationsstudien, Arbeitsprobleme und Regierungsverfahren vermittelte. Die Studierenden wurden hinausgeschickt zu den sozialen Brennpunkten und hatten ihre Verbesserungsvorschläge jeweils wissenschaftlich zu untermauern.
1927 gründeten Breckinridge und Abbott die Zeitschrift Social Service Review, die ein höchst angesehenes und einflußreiches Organ innerhalb der Profession wurde.
Bis zu ihrer Pensioniereung 1953 (mit 76 Jahren!) lehrte Edith Abbott und gab weiter die Zeitschrift heraus. 1957 starb sie – nach einem halben Jahrhundert unermüdlichen Einsatzes für sozialwissenschaftlich fundierte soziale Gerechtigkeit - mit 80 Jahren an einer Lungenentzündung.
Und wie hat Edith das alles geschafft? Wo hat sie “ihre Batterien aufgeladen”? Es heißt, Sophonisba Breckinridge sei ihre Lebensgefährtin gewesen. Frauen gemeinsam sind stark – nicht nur Edith und Schwester Grace, über deren großartige Zusammenarbeit wir reichlich informiert werden, auch Edith und Sophonisba. Ähnlich wie Jane Addams und Mary Smith, über die wir offiziell auch nicht viel vernehmen. Ja – das Hull House hatte es in sich.
Links
Harvard Digital Collections Search Results (2022): Abbott, Edith.
Online verfügbar unter https://digitalcollections.library.harvard.edu/catalog?utf8=%E2%9C%93&f%5BresourceType%5D%5B%5D=text&search_field=all_fields&q=Abbott%2C+Edith, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
Nebraska State Government Homepage (2022): Abbott Family. Papers 1848-1978. WayBackMachine.
Online verfügbar unter https://web.archive.org/web/20061206071606/http://www.nebraskahistory.org/lib-arch/research/manuscripts/family/abbottfam.htm, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
Open Collections Program (2022): Women Working: Edith Abbott. WayBackMachine.
Online verfügbar unter https://web.archive.org/web/20041224185921/http://ocp.hul.harvard.edu/ww/people_abbott.html, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
University of Chicago Library (2022): Guide to the Edith and Grace Abbott Papers 1870-1967.
Online verfügbar unter https://www.lib.uchicago.edu/e/scrc/findingaids/view.php?eadid=ICU.SPCL.EGABBOTT, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
UNL | Libraries | Archives & Special Collections (2022): Edith and Grace Abbott, Papers. WayBackMachine.
Online verfügbar unter https://web.archive.org/web/20110720093615/http://libxml1a.unl.edu/cocoon/archives/abbott.ms129.unl.html, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
Wikipedia (Hg.) (2022): Edith Abbott.
Online verfügbar unter https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Edith_Abbott&oldid=1070775334, zuletzt geprüft am 19.07.2022.
Literatur & Quellen
Breckinridge, Sophonisba P. & Edith Abbott. 1970 [1936]. The Tenements of Chicago. New York. Arno.
Costin, Lela B. 1983. Two Sisters for Social Justice: A Biography of Grace and Edith Abbott. Urbana, IL. University of Illinois Press.
McNaron, Toni A.H. Hg. 1985. The Sister Bond: A Feminist View of a Timeless Connection. New York, etc. Pergamon.
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
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