Biographien Elsa Giacomelli Habicher
geboren am 22. September 1924 in Brixen
gestorben am 5. August 1991 in Nals
Südtiroler Kinderärztin
100. Geburtstag am 22. September 2024
Biografie
Am 22. September 1924 als älteste Tochter einer österreichischen Lehrerin und eines Beamten aus Rovereto geboren, wuchs sie in Brixen mit einem Bruder und einer Schwester auf. Sie war so intelligent und musikalisch begabt, dass sie das Abitur schon mit 17 Jahren und ein Jahr später das Klavierdiplom am Konservatorium in Bozen mit Auszeichnung abschließen konnte.
Da das Medizinstudium damals für Frauen sehr erschwert wurde, studierte sie zunächst Mathematik, wechselte jedoch nach zwei Jahren zur Medizin. 1951 wurde sie sie in Padua mit Auszeichnung zur Doktorin der Medizin promoviert. Nach zwei Jahren an der Universitätsklinik in Padua absolvierte sie die Ausbildung zur Fachärztin für Pädiatrie und erreichte wiederum die höchste Punktezahl. 1951 heiratete sie ihren Berufskollegen Bruno Habicher aus Graun/Vinschgau; das Paar hatte vier Töchter.
Anfangs arbeiteten beide im Sarntal, dann ließen sie sich in Nals nieder, wo sie als Kinderärztin eine eigene Praxis eröffnete und er als Gemeindearzt tätig war. Ihrer Zeit weit voraus, führten die beiden eine partnerschaftliche Ehe neben selbständiger Berufstätigkeit. Zur Entlastung trug wesentlich die tüchtige Haushälterin bei, die über 30 Jahre lang treu zur Familie hielt und eine tatkräftige Stütze war.
Nach einer landesweiten Ausschreibung bekam Elsa Giacomelli Habicher 1972 die Leitung der staatlichen OMNI-Mütter- und Kinderberatungsstellen für die gesamte Provinz Bozen. Später wurde dieser Vorsorgedienst vom Gesundheitsassessorat übernommen und gemeinsam mit der damaligen Landesrätin Waltraud Gebert-Deeg ausgebaut. Ziel war eine umfassende Präventivmedizin für Mutter und Kind – bis in die entlegensten Täler. Neben dieser Haupttätigkeit beteiligte sich Elsa Giacomelli Habicher während all der Jahre bis zur Pensionierung 1987 an der Entwicklung wichtiger sozialer und berufsbezogener Einrichtungen: als Mitbegründerin der »Lebenshilfe für Behinderte«, des »Diabetikerverbandes«, der diözesanen »Ehevorbereitungskurse« und des »Dienstes für Genetik«. Gemeinsam mit ihrem leiblichen und geistlichen Bruder Pietro gründete sie angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Veränderungen für Familien und Ehepaare bereits 1976 die erste Familienberatungsstelle Südtirols »Pater Maximilian Kolbe« in Bozen. Dieser notwendige Dienst dehnte sich bald bis in die Außenstellen in Brixen, Meran und Leifers aus.
Doktorin Giacomelli Habicher war trotz ihrer großen und vielfältigen Fähigkeiten und Kompetenzen ausgesprochen bescheiden, dabei von mütterlicher Wärme und unerschütterlicher Ruhe. Ihr Beruf war ihr Berufung, sie war für die Menschen da, nicht nur was deren körperliches Wohlergehen anging, sondern es ging ihr um deren gesamte soziale und geistige Verfassung. Ihre vielen Mitarbeiterinnen in den sozialen Diensten und Mütterberatungsstellen bewahren ihr ein ehrendes Gedenken, auch wegen der vielen kleinen Zeichen der Wertschätzung und Ermutigung für die mühevolle Arbeit in den Außendiensten. Ein tragendes Element ihrer Lebenshaltung war der gelebte christliche Glaube, aus dem sie ihre Kraft schöpfte.
Ebenso stark liebte sie die Musik und war jahrzehntelang ehrenamtlich als Organistin in Nals tätig. Ihre Musikalität und ihre soziale Ader leben in ihren Nachkommen weiter, denen sie ein großes Vorbild ist.
Elsa Giacomelli Habicher sorgte für ihren kranken Mann, sein früher Tod jedoch traf sie nach vierzigjähriger Ehe so schwer, dass sie ihm sehr rasch und unterwartet schon nach einem halben Jahr nachfolgte.
(Grundlage des Textes: Interview mit der Tochter Almuth Egger am 14. April 2008 in Nals)
Verfasserin: Christine Baumgartner
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