(Emily Wilding Davison)
geboren am 11. Oktober 1872 in Blackheath, London
gestorben am 8. Juni 1913 in London
englische Frauenrechtlerin; Märtyrerin der Frauenbewegung
110. Todestag am 8. Juni 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Emily Davison erlangte durch ihren dramatischen Tod traurige Berühmtheit: 1913 – nach einem langen Kampf für die Frauenrechte – warf sie sich bei einem Derby vor das Pferd des Königs und erlag vier Tage später ihren Verletzungen, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. Ihr Tod steht am Ende einer langen Kette von Verhaftungen, Hungerstreiks, Zwangsernährungen und Gefängnisstrafen.
Emily Davison stammte aus einer wohlhabenden englischen Familie und bekam eine standesgemäße Schulausbildung. Sie hatte begonnen, Literatur zu studieren, als der Tod ihres Vaters sie zwang, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Sie arbeitete als Gouvernante und Lehrerin, schloss ihr Literaturstudium erfolgreich ab und kam in dieser Zeit mit anderen Frauenrechtlerinnen (u.a. mit den Schwestern Christabel und Sylvia Pankhurst) in Kontakt, was dazu führte, dass sie ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgab, um sich ausschließlich dem Kampf für das Frauenwahlrecht zu widmen.
1906 trat Emily Davison der Women´s Social and Political Union bei; 1909 folgte ihre erste Verhaftung wegen Unruhestiftung, Sachbeschädigung und später dann Brandstiftung. Die männliche Staatsmacht nahm die Aktionen des weiblichen Widerstands nicht einfach hin, sondern reagierte mit der brutalen Gewalt eines Staates, der die Hälfte der Bevölkerung politisch und wirtschaftlich unmündig halten wollte. Geradezu hysterisch wurde versucht, diese Frauen zum Schweigen zu bringen und – nicht nur symbolisch – zu beweisen, dass die Forderung nach dem Wahlrecht (und somit langfristig nach Selbstbestimmung) nicht durchsetzbar sei.
Emily Davison wurde während ihrer Hungerstreiks durch Zwangsernährungen gefoltert, und als sie sich einmal in ihrer Zelle verbarrikadierte, um diesen Folterungen zu entgehen, wurde ihre Zelle mit einem Wasserschlauch unter Wasser gesetzt, um sie zur Aufgabe zu zwingen.
Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass Emily Davison selbst nach radikalen Aktionen suchte, da der Staat nicht gewillt war, sich den Forderungen der Frauenrechtlerinnen zu stellen. Sie empfand ihren Kampf als heilige Berufung. Langsam festigte sich in ihr die Überzeugung, dass allein die Selbstaufopferung ihrem Ziel dienen würde; eine Ansicht, die sie mit einem gewissen religiösen Fanatismus vertrat.
Immerhin erlangte ihre Aktion eine ungeheure Publizität, und die Forderung nach dem Frauenwahlrecht gelangte erneut in die Schlagzeilen. Das Begräbnis von Emily Davison geriet zu einer eindrucksvollen Demonstration für Frauenrechte, der sich Tausende von Studierenden, Angestellten und Gewerkschaftsmitgliedern anschlossen.
(Text von 1996)
Links
Another Nickel in the Machine (2009): The Epsom Derby and the deaths of Emily Wilding Davison and Herbert ›Diamond‹ Jones. Blogeintrag, mit Bildern und Videos.
Online verfügbar unter http://www.nickelinthemachine.com/2009/03/the-epsom-derby-and-the-deaths-of-emily-wilding-davison-and-herbert-jones/, zuletzt geprüft am 19.05.2023.
Find A Grave Memorial: Emily Wilding Davison (1872 - 1913).
Online verfügbar unter http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=10754918, zuletzt geprüft am 19.05.2023.
History Learning Site: Emily Wilding Davison.
Online verfügbar unter http://www.historylearningsite.co.uk/emily_wilding_davison.htm, zuletzt geprüft am 19.05.2023.
History Learning Site: The Derby of June 1913.
Online verfügbar unter http://www.historylearningsite.co.uk/derby_of_june_1913.htm, zuletzt geprüft am 19.05.2023.
Wikipedia (engl.): Emily Davison.
Online verfügbar unter http://en.wikipedia.org/wiki/Emily_Davison, zuletzt geprüft am 19.05.2023.
Literatur & Quellen
Quellen
Banks, Olive (1985): The biographical dictionary of British feminists. Vol. 1 – 1800-1930. New York. New York Univ. Press. ISBN 0814710786. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Colmore, G. (1913): The life of Emily Davison. An outline. London. Woman's P. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Mackenzie, Midge (1988): Shoulder to shoulder. A documentary. 1. Aufl. New York. Vintage Books. ISBN 0679721312. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suchei)
Pankhurst, Sylvia (1977): The Suffragette movement. An intimate account of persons and ideals. Repr. London. Virago. (3) ISBN 0860680266. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sleight, John (1988): One-way ticket to Epsom. A journalist's enquiry into the heroic story of Emily Wilding Davison. 1. Aufl. Morpeth. Bridge Studios. ISBN 0-9512630-2-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Abrams, Fran (2003): Freedom's cause. Lives of the suffragettes. London. Profile. ISBN 9781861974259. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Chancellor, Deborah (2010): The perfect rebel. The life and death of Emily Davison. 1. Aufl. Edinburgh. Barrington Stoke. ISBN 1-84299-754-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
FitzHerbert, Claudia (2004): Emily Davison. The girl who gave her life for her cause. London. Short. ISBN 9781904095668. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Green, Barbara (1997): Spectacular confessions. Autobiography, performative activism, and the sites of suffrage. 1. Aufl. New York. St. Martin's Press. ISBN 9780312172671. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hannam, June; Auchterlonie, Mitzi et al. (2000): International encyclopedia of women's suffrage. Santa Barbara, Calif. ABC-CLIO. ISBN 9781576070642. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stanley, Liz (1988): The life and death of Emily Wilding Davison. A biographical detective story. Unter Mitarbeit von Ann Morley und Gertrude Colmore. London. Women's Pr. ISBN 0-7043-4133-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
Anglonautes (nicht mehr online, 2017-10-04)
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