geboren am 4. Dezember 1927 in Palazzolo della Stella
gestorben am 31. Oktober 2012 in Mailand
italienische Architektin, Designerin und Bühnenbildnerin
95. Geburtstag am 4. Dezember 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Gae Aulenti wurde in den 1980-er Jahren durch den gelungenen Umbau des alten Pariser Orsay-Bahnhofs in das heutige Musée d’Orsay weltbekannt, doch zu der Zeit lag bereits ein erfolgreicher Berufsweg hinter ihr.
Schon früh vielseitig interessiert, entschied sie sich für ein Architekturstudium am Polytechnikum in Mailand. Danach arbeitete sie als Designerin, u.a. zehn Jahre bei der Design-Zeitschrift „Casabella“ in Mailand. Sie unterrichtete als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Venedig und am Polytechnikum Mailand. Anfang der 1960-er Jahre begann sie im Bereich Industriedesign für bekannte Firmen mit großem Erfolg Möbel und Lampenserien zu entwerfen. Ihre Gestaltung des italienischen Pavillons auf der 13. Architektur-Triennale in Mailand (1964) wurde preisgekrönt. Inzwischen gehörte sie zum einflussreichen Kreis italienischer Designer um Ernesto Rogers.
Eine wichtige Erfahrung für Aulenti war Ende der 1970-er Jahre die Arbeit im Theaterprojekt-Labor in Prato, und sie begann, Bühnenbilder und Kostüme für Theater und Oper zu entwerfen, z.B. für die Mailänder Scala und die Wiener Staatsoper. Ihr Schaffen umfasste sowohl klassische als auch zeitgenössische Stücke, von Euripides bis Pasolini, von Haydn, Rossini, R. Strauß bis Stockhausen. Sie arbeitete mit berühmten Dirigenten wie Abbado und Pollini. Danaben reiste sie als Gastdozentin in viele Länder, u.a. nach Kanada, Spanien, Schweden, in die USA und in den Iran.
Als kreative Baumeisterin profilierte sie sich vor allem bei der Neugestaltung älterer Bauwerke; so gestaltete sie das Museum für moderne Kunst im Centre Pompidou neu und leitete in Barcelona den Umbau des heutigen Katalanischen Museums.
Gae Aulenti liebte Herausforderungen und so umfasste ihr Schaffen die unterschiedlichsten Projekte: Villen, Wohnanlagen, Geschäftszentren, aber auch Schauräume weltbekannter Firmen wie Olivetti und Christian Dior und Ausstellungsgestaltungen großer Museen, z.B. Guggenheim, New York, und Palazzo Grassi, Venedig. Sie verstand es, die verschiedenen Komponenten der modernen Raumgestaltung – Material, Farbe und Licht – zu einem harmonischen Ganzen zusammenzuführen und vertrat eine menschliche Auffassung von Architektur, deren Aufgabe sie mehr in der Kommunikation als in der Repräsentation sah. So fügten sich ihre Entwürfe immer in schon Vorhandenes ein.
Im März 2003 wurde in San Francisco das von ihr gestaltete „New Asian“ eröffnet, ein Umbau der alten Stadtbibliothek, ein doppelt sehenswertes Bauwerk: Wegen einer der umfangreichsten Sammlungen orientalischer Kunst und seiner originellen Architektur nach Aulentis Entwurf. Sie war eine der fähigsten Architektinnen ihrer Zeit. Doch ihr größter Wunsch blieb unerfüllt, eine ganze Stadt zu bauen mit Straßen und Plätzen.
(Text von 2006, aktualisiert 2017)
Verfasserin: Renate Rochner
Literatur & Quellen
Petranzan, Margherita. 1997. Gae Aulenti. New York. Rizzoli International.
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