Biographien Giuseppina Strepponi
(Clelia Maria Josepha Strepponi [eigentlicher Name])
geboren am 8. September 1815 in Lodi
gestorben am 14. November 1897 in Busseto
italienische Sopranistin
125. Todestag am 14. November 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Die Primadonna Giuseppina Strepponi entstammte einfachen Verhältnissen. Sie sang an allen kleinen und großen Bühnen Italiens, sogar an der Hofoper in Wien mit großem Erfolg, um ihre Mutter und ihre jüngeren Geschwister unterstützen zu können.
Zwei unglückliche »Liebes«affären enttäuschten sie bitter und zerstörten ihren Ruf. Von ihrem ersten Geliebten hatte sie ein Kind. Über den Tenor Moriani, mit dem sie ebenfalls ein Kind hatte, sagte sie später:
Ich bin nicht so infam, seinen Ruin zu wünschen, so wie er mich ruiniert hat.
Der Opernkomponist Giuseppe Verdi bewunderte ihren Gesang und bot ihr Rollen an. 1843 fuhr er nach Parma, wo Giuseppina, stimmlich bereits auf dem Abstieg, an der Oper sang. In diesen Wochen begann ihre Liebesbeziehung.
1849 ging Giuseppina mit Giuseppe nach Busseto, Verdis ländlichem Wohnsitz. Die Bussetanerlnnen tuschelten über die Strepponi, die sich nur ganz frühmorgens zur Messe zu gehen getraute. Es ist wohl kein Zufall, daß Verdi die Traviata in diesen Jahren komponierte. In der Person der Violetta nimmt er Partei für die »vom Weg abgekommene« (traviata) »Lebedame« und greift die verlogene Doppelmoral seiner Zeit an.
Endlich, nach 16 Jahren, wurden sie 1859 in einem zu Italien gehörenden savoyischen Dorf getraut. Die katholische Eheschließung war damals nur in Savoyen in dieser Form möglich. Das Glück wurde durch die Sängerin Teresina Stolz getrübt, in die sich der alternde Giuseppe 1871 verliebte. Als die Stolz das Ehepaar Verdi besuchte, schrieb Giuseppina in ihr Tagebuch: »Vielleicht der traurigste Augenblick meines Lebens – heute ist Signora Stolz angekommen. Schön wie immer – Dunkel, Dunkel, Dunkel liegt vor mir.« Aber die Ehe blieb intakt. Giuseppina war bei aller Unauffälligkeit eine imponierende und würdevolle Gestalt, bemerkenswert gebildet und sehr belesen. Sie starb 1897.
(Text von 1989)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Ihre Güte, ihr Takt, ihre Urteilskraft, ihre Menschenkenntnis, ihr Wissen, ihre aus Leid und Schuld geborene Liebe zu Mensch und Kreatur haben Verdi das Leben schön gemacht. (Hans Kühner)
Nie hat die Bescheidene die Rolle einer Halbgöttin zu spielen gewünscht, nie hat sie diktatorische Herrscherin sein wollen wie ihre Rivalin in Bayreuth. (Hans Kühner)
Am 29. Aug. 1859 (Walker) ließ Verdi in Collongessous-Salève in Savoyen seine Ehe mit Giuseppina Strepponi kirchl. einsegnen. Im Leben des Paares änderte sich durch diesen Schritt nichts, denn Giuseppina war dem Meister schon seit den Anfängen ihres Zusammenlebens eine verständnisvolle, tatkräftige, kongeniale Gefährtin gewesen. Als Künstlerin verfolgte sie sein Schaffen mit fachkundigem Interesse, als Frau durchschaute und bewunderte sie seine menschliche Größe, ohne sich von seinem verschlossenen, mitunter bis zur Unliebenswürdigkeit abweisenden Wesen beirren zu lassen. Besonders intensiv nahm sie dadurch an seinem Leben teil, daß sie eine umfangreiche Korrespondenz für ihn führte, sei es ganz selbständig an seiner Statt, sei es in Form von Briefentwürfen, die er sich dann selbst ganz ohne oder mit kleinen Änderungen zu eigen machte. Ihre Briefe zeigen sie als eine kluge, temperamentvolle, warmherzige Frau, die sich ihrer Verantwortung als Gattin eines außergewöhnlichen Mannes voll bewußt war.
(Anna Amalie Abert, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (2005). Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Elektronische Ausgabe der von Friedrich Blume herausgegebenen ersten Auflage (1949-1986). Berlin: Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek, 60), S. 77492)
Eintrag im Großen Sängerlexikon (1997-2000):
Strepponi, Giuseppina, Sopran, * 8.9.1815 Lodi, † 14.11.1897 Sant' Agata bei Busseto; die Sängerin hieß eigentlich Clelia Maria Giuseppina Strepponi und war die Tochter des Komponisten und Dirigenten Feliciano Strepponi (1797-1832), dessen Oper »L'Ulla di Bassora« 1831 an der Mailänder Scala aufgeführt wurde. Sie studierte in Mailand und hatte ihr Debüt (wahrscheinlich) 1834 am Teatro Orfeo in Adria in der Oper »Chiara di Rosemberg« von Luigi Ricci. 1835 sang sie die Titelpartie in Rossinis »Mathilde di Shabran« am Theatro Grande von Triest und hatte dabei einen derartigen Erfolg, daß ihr nun die großen italienischen Opernhäuser offenstanden. Sie sang jetzt in Rom (u.a. am 11.2.1841 am Teatro Valle in der Uraufführung der Oper »Adelia« von Donizetti), Florenz, Neapel und Venedig, gastierte bereits 1835 am Theater am Kärntnertor in Wien und erschien 1839 an der Mailänder Scala. Sie trat hier in der Uraufführung von Verdis Oper »Oberto« am 17.11.1839 in der Partie der Leonora auf und hatte dann am 9.3.1842 dort einen grandiosen Erfolg, als sie in der Uraufführung von Verdis »Nabucco« die Partie der Abigaille kreierte. Zusammen mit dem Tenor Napoleone Moriani und dem Bariton Giorgio Ronconi war sie es, die sich für das frühe und mittlere Opernschaffen von Verdi einsetzte. Mit Napoleone Moriani lebte sie mehrere Jahre zusammen und hatte von ihm zwei illegitime Kinder (einen weiteren Sohn von dem Intendanten der Mailänder Scala Bartolomeo Merelli 1794-1879). Zu ihren großen Bühnenrolen zählten die Norma, die Amina in Bellinis »La Sonnambula«, die Imogine in »Il Pirata« und die Elvira in »I Puritani« von Bellini, die Lucia di Lammermoor und die Titelpartie in Pacinis klassischer Oper »Saffo«. Nachdem sie an mehreren italienischen Bühnen in der Partie der Abigaille aufgetreten war, zeigten sich Verschleißerscheinungen an ihrer Stimme, und 1846 gab sie ihre Bühnenkarriere auf. Sie ging darauf nach Paris und eröffnete dort eine Gesangschule, nachdem ein Auftritt am dortigen Théâtre-Italien ganz erfolglos geblieben war. Seit 1848 lebte sie zusammen mit dem großen Komponisten Giuseppe Verdi (1813-1901); 1849 bezog sie mit ihm sein Landgut in Sant' Agata unmittelbar in der Nähe seines Geburtsortes Busseto. 1859 schlossen beide in der Nähe von Genf miteinander die Ehe. Giuseppina Strepponi hat durch ihre Hochherzigkeit und durch die Wärme, die ihr Wesen ausstrahlte, viel für den berühmten Meister bewirkt und konnte durch ihre Tüchtigkeit in den praktischen Dingen des Lebens ihm dieses erleichtern. Trotz einiger Krisen war ihre Ehe mit dem sicherlich schwierigen Menschen Verdi glücklich. Als sie, von Verdi tief betrauert, 1897 starb, blieb der große Meister vereinsamt zurück.
Lit.: M. Mundula: »La moglie di Verdi, Giuseppina Strepponi« (Mailand, 1938); F. Walker: »The Man Verdi« (1962); E. Cazzullani: »Giuseppina Strepponi« (Lodi, 1984).
[Nachtrag] Strepponi, Giuseppina; sie gastierte 1835 am Theater am Kärntnertor in Wien als Adalgisa in »Norma« und als Amina in »La Sonnambula« von Bellini. Nach 1835 ist sie nicht mehr außerhalb Italiens aufgetreten. Am 30.3.1841 sang sie am Teatro della Pergola Florenz in der Uraufführung der Oper »Luigi Rolla« von Federico Ricci. 1845 trat sie während einer Saison in Palermo auf, doch war der Verfall ihrer Stimme nicht aufzuhalten. Im Februar 1846 gab sie ihre Karriere endgültig auf und übersiedelte im Oktober 1846 nach Paris. – Lit: E. De Amicis: Giuseppina Verdi-Strepponi (1902 Mailand; Neudruck in »Verdi: bollettino dell'Istituto di studi Verdiani« 1962).
(Großes Sängerlexikon (2004). Elektronische Ausgabe der dritten, erweiterten Auflage, herausgegeben von K. J. Kutsch und Leo Riemens unter Mitwirkung von Hansjörg Rost (1997-2000). Berlin: Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek, 33), S. 23522)
Links
Wikipedia: Giuseppina Strepponi. Biografie. (Link aufrufen)
Zelger-Vogt, Marianne (2004): Verdis Gefährtin. Irene Tobbens Lebensbild der Sängerin Giuseppina Strepponi. Rezension. In: Neue Zürcher Zeitung, Neue Zürcher Zeitung. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Quellen
Der Musik-Brockhaus. (1982) Mainz, Wiesbaden. Brockhaus; Schott. ISBN 3-7653-0338-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Keckeis, Gustav (Hg.) (1953/54): Lexikon der Frau in zwei Bänden. 2 Bände. Zürich. Encyclios. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kühner, Hans (1961): Giuseppe Verdi. 66. - 69. Tsd. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt. 1989. (Rowohlts Monographien, 64) ISBN 3-499-50064-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wechsberg, Joseph (1974): Giuseppe Verdi. Ein musikalischer Triumph. Aus dem Englischen übersetzt. Genehmigte, ungekürzte Taschenbuchausgabe. München. Heyne. 1981. (Heyne-Bücher, 80) ISBN 3-453-55081-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Schad, Martha (1997): Frauen, die die Welt bewegten. Geniale Frauen, der Vergangenheit entrissen. Augsburg. Pattloch. ISBN 3629000924. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Servadio, Gaia (1994): The real Traviata. The biography of Guiseppina Strepponi wife of Guiseppe Verdi. London. Hodder & Stoughton. ISBN 0-340-57948-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Springer, Christian (2000): Verdi und die Interpreten seiner Zeit. Wien. Holzhausen. ISBN 3854930291. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Tobben, Irene (2003): »Ich wollte eine neue Frau werden«. Giuseppina Strepponi, Verdis Frau. Ein Lebensbild. Berlin. Das Arsenal. ISBN 3-931109-47-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
Giuseppe Verdi sito ufficiale
Wikipedia
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