geboren am 8. September 1924 in Manchester, New Hampshire
gestorben am 25. Februar 1964 in Boston
US-amerikanische Schriftstellerin
100. Geburtstag am 8. September 2024
60. Todestag am 25. Februar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Einem Fremden kommen diese Städtchen wie Postkartenidyllen vor. Aber wenn man dahinter schaut, ist es, als ob man einen Stein umdreht und darunter kriechen alle möglichen scheußlichen Kreaturen hervor. Jeder, der in einer Stadt wohnt, weiß, was da abgeht, es gibt keine Geheimnisse, aber man will nicht, dass Außenseiter etwas erfahren“, sagte Grace Metalious in einem Interview. Genau darum geht es in ihrem Roman Peyton Place (1956), dessen Titel schnell zum Synonym für Heuchelei und Skandal wurde. Denn er enthüllt, was sich hinter der blitzsauberen Fassade einer respektablen Kleinstadt, für die der Heimatort der Autorin Modell stand, alles verbirgt: Klassendünkel, Korruption, Alkoholismus, Affären, Abtreibung, Inzest und Mord.
Peyton Place machte die Runde durch die amerikanischen Verlage, kassierte jede Menge Absagen, bis er in einem der ganz wenigen Verlage landete, die von einer Frau geleitet wurden. Die sah das Potenzial und irrte sich nicht. Mit 12 Millionen verkauften Exemplaren brach der Roman alle Rekorde. Dabei wollte niemand „diesen Schund“ gekauft, geschweige denn gelesen haben. Und in Metalious’ Heimatort Gilmanton in New Hampshire wird die Autorin heute noch totgeschwiegen. Das Buch freilich hat seine Wirkung getan. Obwohl nicht bewusst revolutionär oder feministisch angelegt, hat es einen neuen Ton in die amerikanische Literatur gebracht und Tabubrecherinnen wie Rita Mae Brown oder Marilyn French den Weg geebnet. „Es ist ein Durchbruch für die Freiheit des Ausdrucks. Es hat neue Maßstäbe dafür gesetzt, was man in einem Buch aussprechen konnte - vor allem für Frauen. Es war ein aufregendes, ein schmutziges Buch“, schreibt ihre Biografin Emily Toth.
Grace Metalious (1924-1964) hatte zu früh geheiratet, zu schnell hintereinander drei Kinder bekommen und war eine desillusionierte, überarbeitete Hausfrau, als sie sich ins Schreiben ihres Kleinstadtmelodrams flüchtete. Der Erfolg machte sie reich (wenn auch nur für kurze Zeit), aber nicht glücklich. Der Karriere des angehenden Schuldirektors George Metalious bekam der zweifelhafte Ruhm seiner unkonventionellen Gattin gar nicht, die Ehe zerbrach. Grace tröstete sich mit diversen Liebhabern und zuviel Alkohol. Der Folgeband von Peyton Place war so unbrauchbar, dass er von einem Ghostwriter zu Ende geschrieben werden musste, zwei weitere Romane floppten. In einem knappen Jahrzehnt verpulverte sie ungefähr eine Million Dollar und trank sich zügig zu Tode. Mit 39 Jahren starb Grace Metalious an Leberzirrhose.
Peyton Place lebte weiter. Fünf Jahre lang wurde es (ab Herbst 1964 von ABC) als Soap-Opera im Fernsehen ausgestrahlt und inspirierte Kultserien wie Twin Peaks und Desperate Housewives. Die Verfilmung fürs Kino (deutsch: Glut unter der Asche) bekam 1957 neun Oscar-Nominierungen. Die Leute von Peyton Place erschien auch in deutscher Übersetzung (Rowohlt, Arche), allerdings ziemlich “entschärft”.
Verfasserin: Dorothea Keuler
Literatur & Quellen
Metalious, Grace. 1958. Die Leute von Peyton Place: Roman. Aus dem am. Englisch von Ursula von Wiese. Zürich. Arche.
Toth, Emily. 2000. Inside Peyton Place: The Life of Grace Metalious. The University Press of Mississippi.
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