Biographien Jenny von Droste-Hülshoff
(Jenny von Droste-Hülshoff, verh. von Laßberg)
geboren am 2. Juni 1795 auf Schloß Hülshoff bei Münster
gestorben am 29. Dezember 1859 in Münster
Schwester und wichtigste Vertraute der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
165. Todestag am 29. Dezember 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Schwester und wichtigste Vertraute der Droste, Maria Anna von Droste-Hülshoff, genannt Jenny, war die älteste von vier Geschwistern. 1813 lernte sie Wilhelm Grimm kennen, der von ihr tief beeindruckt war. Mit einer Bitte um Material für die Märchensammlungen begann zwischen ihnen eine lange Brieffreundschaft, die von 1814 bis 1846 währte und zu den interessantesten jener Zeit gehört. Aus bedeutenden Lücken in der Korrespondenz, die zeitlich mit Grimms Verlobung zusammenfallen, sowie aus Eintragungen in Jennys Tagebuch lässt sich schließen, dass zwischen den beiden eine unerfüllte Liebesbeziehung bestand.
Nach der frühen Enttäuschung heiratet Jenny 1834 mit 39 Jahren den Germanisten Laßberg. Sie verlässt das gemeinsame Leben mit Annette im Rüschhaus, um mit dem Gatten nach Eppishausen und später nach Meersburg zu ziehen. 1836 gebiert Jenny Zwillinge, Hildegund und Hildegard. Trotz ihrer Beanspruchung als Mutter und Ehefrau bleibt sie intellektuell stets engagiert. Für die dichterische Laufbahn der Schwester - sowohl die kreative Arbeit als auch die zeitgenössische Rezeption - interessiert sie sich lebhaft. In der Korrespondenz der Schwestern folgt nach den Nachrichten des täglichen Lebens regelmäßig die Diskussion über die dichterische Arbeit und alles, was damit zusammenhängt: Wie verhält sich die Künstlerin zu den schwankenden Urteilen der Freunde? Soll Annette es wagen, ein ganz neues Projekt, z.B.ein Drama, anzufangen? Usw.
Die erhaltenen Briefe zeigen, daß Jenny nicht das stille sanfte Gemüt war, als das Grimm sie idealisierte, sondern eine Frau, deren Anpassung an die traditionellen Rollen des Zeitalters - Ehefrau, Mutter, Schwester - ihr wahres Format verbirgt. Wie die Droste schreibt, war ihr Jennys Aufmerksamkeit und Unterstützung ein unschätzbares Gut. “Wen soll es denn interessiren und freuen, wenn es Dich nicht freut,” meint Annette und benennt damit den Kern ihrer Beziehung.
(Text von 1995 zum 200. Geburtstag)
Verfasserin: Lisa Gates
Zitate
...ich gedenke noch oft unserer Jugendzeit, ... dieselbe unveränderte Freundschaft lebt noch in meinem Herzen für Sie und Ihre Frau…ich hoffe, daß Sie beide auch mich nicht vergessen haben und einmal in den Ferien zu uns an den Bodensee kommen werden, wo es so schön ist, und wo wir ein stilles, glückliches Leben führen. Mein lieber Mann und die Kinder sind gesund, sie machen uns viel Freude….Leben sie wohl, lieber Freund! (Jenny von Laßberg an Wilhelm Grimm, 9. August 1846)
Literatur & Quellen
Beuys, Barbara (1999; 6. Auflage 2021): „Blamieren mag ich mich nicht“. Das Leben der Annette von Droste-Hülshoff. insel taschenbuch Berlin.
Droste-Hülshoff, Annette von. 1978ff. Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Winfried Wösler, Tübingen. Niemeyer.
Grimm, Wilhelm & Jenny von Laßberg. 1978. Briefwechsel zwischen Jenny von Droste-Hülshoff und Wilhelm Grimm. Hg. Karl Schulte Kemminghausen. Münster. Aschendorf.
Heselhaus, Clemens. 1971. Annette von Droste-Hülshoff: Werk und Leben. Düsseldorf. Bagel.
Maurer, Doris. 1992. Annette von Droste-Hülshoff: Ein Leben zwischen Auflehnung und Gehorsam. Bonn. Keil.
Schoof, Wilhelm. 1938. “Jenny von Droste- Hülshoff, die Jugendfreundin Wilhelm Grimms”, in: Westfalen: Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. 23. Bd. 1938. Heft 2. S. 139-53. Münster. Univ. Buchhdlg. Franz Coppenrath.
Schulte Kemminghausen, Karl. Hg. 1944. Die Briefe der Annette von Droste-Hülshoff. Gesamtausgabe. 2 Bde. Jena.
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