(Johanna Mockel [Geburtsname]; Johanna Mathieux [erster Ehename])
geboren am 8. Juli 1810 in Bonn
gestorben am 15. November 1858 in London
deutsche Komponistin, Pianistin und Schriftstellerin
165. Todestag am 15. November 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Auf dem Denkmal ihres Mannes zu Oberkassel (Bonn) hat man ihrem Gedenken, sozusagen zu seinen Füßen, immerhin eine Plakette gewidmet. In Lexika wird sie nur als Gattin des berühmten Schriftstellers genannt. Die »Deutsche Literaturgeschichte« Robert Königs etwa (19. Aufl. 1887) widmet ihm zwei engbedruckte Seiten, sie wird zweimal erwähnt und einmal kritisiert: »Den größten Einfluß auf ihn aber gewann seine nachherige Gattin Johanna, die geschiedene Frau des Buchhändlers Matthieux, durch die er allmählich sowohl politisch als religiös immer weiter nach links gedrängt wurde.«
Anders urteilten um die Jahrhundertwende immerhin Paul Heyse und Hermann Kurz, Herausgeber der Reihe »Deutscher Novellenschatz«: »Sie hat als Komponistin, Klavierspielerin, Sängerin und Musiklehrerin (in letzter Eigenschaft praktisch durch Ausbildung trefflicher Schülerinnen und theoretisch durch die ›Acht Briefe über Klavierunterricht‹ gleich Glänzendes geleistet. Aber auch als Erzählerin ist sie ihren musikalischen Verdiensten durchaus ebenbürtig in dem Roman ›Hans Ibeles in London‹, welchen Kinkel aus ihrem Nachlass 1860 im Cotta'schen Verlag herausgegeben hat. Die Sicherheit, Kraft und Anmut dieser Charakterzeichnung, der Wechsel von ernster Lebensanschauung und drolligstem Humor, die Darstellung des Londoner Lebens selbst, sodann aber vorzüglich des Flüchtlingslebens in London, endlich die Bilder aus Deutschland, welche die deutschen politischen Flüchtlinge miteinander austauschen, dies alles zusammen stellt das Werk nicht bloß den besten Lebensbildern der Engländer zur Seite, sondern weist ihm auch in dem Kreis der erlesensten deutschen Romane eine sehr hervorragende Stelle an.« - Er ist nicht wieder verlegt worden!
Auch das kompositorische Schaffen Johanna Kinkels ist bis heute so gut wie unerschlossen, obwohl es die Zustimmung u. a. von Mendelssohn, Schumann und dem strengen Kritiker Ludwig Rellstab fand. Es umfasst vor allem Lieder, die damals beliebten Liederspiele (z. B. »Otto der Schütz« nach Gottfried Kinkels erfolgreichem Versroman) und einige Werke im besten Sinne komischer Musik (Vogel-Kantate; Katzen-Kantate; Jubiläum des Großvaters). Neben dem künstlerischen Schaffen verdiente allein ihre Biographie - präsent auch im literarischen Werk - weites Interesse. Stets bewahrte sie ihren hohen ethischen Anspruch, obwohl sie seitens ihres ersten Mannes, der Bonner Öffentlichkeit und der herrschenden Scheidungsgesetze in ihrem Streben nach Selbstverwirklichung diskriminiert wurde; und auch der aus Liebe geheiratete Gottfried Kinkel erwies sich nicht immer als ebenbürtiger Partner.
Verfasserin: Karsten Bartels
Zitate
Musik bekomme ich gar keine mehr zu hören. Mein Flügel dient nur noch, um frisch gebügelte Windeln darauf zu trocknen. Das darf aber nicht mehr so fortgehen. Nächste Woche will ich ihn wieder aufmachen, denn ich schmachte nach einem Ton Musik. Könnte ich jetzt meiner dümmsten Schülerin Stunde geben und Stückchen von Wanhal zu vier Händen spielen, es würde mir eine Erquickung sein. Doch ich muß mir das Schwimmen in meinem eigenen Element versagen, bis die Kinder über die ersten gefährlichsten Jahre hinaus sind …
(Johanna Kinkel 1845 zu einer Freundin, gefunden hier)
Man hatte bald erkannt, daß Johanna eine selten talentvolle Lehrerin war, deren Unterricht anregte, fesselte und fortriß, und eine ganze Reihe Berliner Schülerinnen, Deutsche und Engländerinnen, sangen ihr Loblied.
(Harzen-Müller 1910, S. 130, gefunden hier)
Links
Kinkel, Johanna (née Mockel), 1810-1858. Nachlassverzeichnis.
Online verfügbar unter https://dichterwiki.lib.byu.edu/index.php/Kinkel,_Johanna_(n%C3%A9e_Mockel),_1810-1858, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Böhlen, Manfred Joh (Hg.): Kinkel: Acht Briefe über Klavierunterricht. Onlineausgabe.
Online verfügbar unter http://www.koelnklavier.de/quellen/kinkel/_index.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Furore-Verlag: Romantik. Hochromantik ca. 1830 - 1850. Kurzbiografie (scrollen!). Furore-Verlag.
Online verfügbar unter http://www.fannyhensel.de/romantik07.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Herold, Anja: Kinkel, Johanna, geb. Mockel, gesch. Mathieux, Matthieux. Kurzbiografie mit vielen Zitaten von und über Kinkel. Sophie Drinker Institut.
Online verfügbar unter https://www.sophie-drinker-institut.de/kinkel-johanna, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Kinkel, Johanna, 1810-1858.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118562258, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Kinkel, Johanna: Ein Reiseabenteuer. Skizze. Aus: Gottfried und Johanna Kinkel, Erzählungen, J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart, 1883, S. 217-224. ngiyaw eBooks.
Online verfügbar unter http://ngiyaw-ebooks.org/ngiyaw/kinkel_johanna/reiseabenteuer/reiseabenteuer.htm, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
LiederNet: Johanna Kinkel, née Mockel – All titles of vocal settings in our database, in alphabetic order.
Online verfügbar unter https://www.lieder.net/lieder/get_settings.html?ComposerId=4643, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Load.CD: Ritters Abschied von Johanna Kinkel (Chor SATB). Notenblatt zum Download.
Online verfügbar unter http://www.load.cd/de/sheetmusic/sm-5140_ritters_abschied.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Maußer, Otto: Kinkel, Gottfried und Johanna. Lexikoneintrag, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 55 (Leipzig, 1910), S. 515-528.
Online verfügbar unter https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Kinkel,_Gottfried, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
operone.de (2008): Johanna Kinkel. Liste von Bühnenwerken.
Online verfügbar unter http://www.operone.de/komponist/kinkel.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Simonow, Eileen: Gedanken und Einfälle berühmter Frauen – Johanna Kinkel. Zitate.
Online verfügbar unter http://www.phil.uni-duesseldorf.de/frauenarchiv/gedanken/kinkel.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Stadtmuseum Bonn: Gottfried und Johanna Kinkel. Doppelbiografie.
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Universitäts-und Landesbibliothek Bonn, Abteilung Handschriften und Rara (2002): Nachlass Gottfried und Johanna Kinkel. Überarbeitung der Stammtafeln zum Familienkreis. PDF-Datei, 23 Seiten, ca. 760 kB. Bonn.
Online verfügbar unter https://www.ulb.uni-bonn.de/de/sammlungen/nachlaesse/findbuecher-und-inhaltsverzeichnisse/kinkel-01, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Literatur & Quellen
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Kaufmann, Paul (1931): Johanna Kinkel. Neue Beiträge zu ihrem Lebensbild. Berlin. Stilke (Schriftenreihe der Preußischen Jahrbücher, 22). (WorldCat-Suche)
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Kinkel, Johanna (1849): Dä Hond on dat Lechhohn. A Verzellsche für Blahge. Bonn. Sulzbach.
Kinkel, Johanna (1860): Hans Ibeles in London. Ein Familienbild aus dem Flüchtlingsleben. Aus ihrem Nachlaß. Stuttgart. Cotta. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinkel, Johanna (1927): Musikalische Orthodoxie. Novelle. Berlin. Weltgeist-Bücher (Weltgeist-Bücher, 207). (WorldCat-Suche)
Kinkel, Gottfried (1931): Selbstbiographie. 1838-1848. Herausgegeben von Richard Sander. Bonn. Cohen (Veröffentlichungen aus der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek Bonn, 1). (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinkel, Johanna (1852): Acht Briefe an eine Freundin über Clavier-Unterricht. Straubenhardt. Antiquariat-Verlag Zimmermann, 1989. ISBN 3-927163-05-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinkel, Johanna (1860): Hans Ibeles in London. Ein Roman aus dem Flüchtlingsleben. Neuauflage der Ausgabe von 1860. Herausgegeben von Ulrike Helmer. Frankfurt am Main. Helmer, 1991 (Edition Klassikerinnen). ISBN 3-927164-41-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
An imaginary voyage through Europe. 32 songs. Komponist: Johanna Kinkel. InterpretInnen: Ingrid Schmithüsen und Thomas Palm. Georgsmarienhütte. CPO (2006). Audio-CD. (Amazon-Suche)
Kinkel, Gottfried; Kinkel, Johanna (1849): Erzählungen. Stuttgart, Tübingen. Cotta. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinkel, Gottfried; Kinkel, Johanna (1924): Der Hauskrieg. Lebenslauf eines Johannisfünkchens. Berlin. Hillger (Deutsche Jugendbücherei, 171). (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Kinkel, Johanna; Kinkel, Gottfried (1958): Johanna und Gottfried Kinkels Briefe an Kathinka Zitz 1849 – 1861. Herausgegeben von Rupprecht Leppla. Bonn. Bonner Heimat- und Geschichtsverein. (WorldCat-Suche)
Klaus, Monica (2008): Johanna Kinkel. Romantik und Revolution. Köln. Böhlau (Europäische Komponistinnen, 7). ISBN 978-3-412-20175-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ausgewählte Lieder. Komponist: Josefine Lang, Johanna Kinkel. Claudia Taha (Sopran), Heidi Kommerell (Klavier). Bietigheim-Bissingen. Bayer Records (1996). Audio-CD. (Amazon-Suche)
Lemke, Ann Willison (Hg.) (1999): Von Goethe inspiriert. Lieder von Komponistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. (=Inspired by Goethe). Für eine Singstimme und Klavier. Enthält: An den Mond op. 7, 5 und Gegenwart op. 16, 4 von Johanna Kinkel. Kassel. Furore-Verlag (Furore-Edition, 630). ISBN 3-927327-47-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Linnhoff, Ursula (1979): »Zur Freiheit, oh, zur einzig wahren«. Schreibende Frauen kämpfen um ihre Rechte. Köln. Kiepenheuer & Witsch. ISBN 3-462-01351-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Meysenbug, Malwida von (1982): Briefe an Johanna und Gottfried Kinkel. 1849-1885. Herausgegeben von Stefania Rossi. Bonn. Röhrscheid (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn, 28). ISBN 3-7928-0461-1. (WorldCat-Suche)
Meysenbug, Malwida von; Rossi, Stefania (1982): Briefe an Johanna und Gottfried Kinkel 1849 - 1885. Bonn. Röhrscheid (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn, 28).
Müller, Karin (1993): Eine leise Emanzipation. Die Schriftstellerin und Musikpädagogin Johanna Kinkel unter besonderer Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Aspekte. Diplomarbeit. Betreut von Eva Rieger. HildesheimUniversität. FB II.
Rieger, Eva (Hg.) (1980): Frau und Musik. Mit Texten von Nina d' Aubigny, Adele Gerhard, Johanna Kinkel, Alma Mahler-Werfel, Clara Schumann u.a. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verlag (Fischer-Taschenbücher, 2257 : Die Frau in d. Gesellschaft : Frühe Texte). ISBN 3-596-22257-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Rieger, Eva (Hg.) (1992): Frauen komponieren. 25 Lieder für Singstimme und Klavier. Partitur. Komponistinnen: Anna Amalia von Sachsen-Weimar, Corona Schröter, Louise Reichardt, Emilie Zumsteeg, Fanny Hensel, Johanna Kinkel, Josephine Lang, Clara Schumann, Luise Adolpha Le Beau und Alma Mahler-Werfel. Mainz. Schott. (WorldCat-Suche)
Schmidt, Klaus (1996): Gerechtigkeit – das Brot des Volkes. Johanna und Gottfried Kinkel. Eine Biographie. Stuttgart. Radius. ISBN 3-87173-096-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schulte, Johann Friedrich von (1908): Johanna Kinkel. Nach ihren Briefen und Erinnerungs-Blättern. Zum 50. Todestage Johanna Kinkels. Münster. Schöningh. (WorldCat-Suche)
Sonntag, Brunhilde und Mayer, Clara (Hg.) (1998): Annäherung an 7 Komponistinnen. Mit Berichten, Interviews und Selbstdarstellungen. Teil 9: Francesca Caccini, Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté, Johanna Kinkel, Ljubica Marić, Florentine Mulsant, Iris Ter Schiphorst und Wilhelmine Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth. Kassel. Furore-Verlag (Furore-Edition, 894). ISBN 3-927327-43-3. (WorldCat-Suche)
Thalheimer, Else (1922): Johanna Kinkel als Musikerin. Dissertation. BonnUniversität.
Tritten, Barbara J. (1992): The teaching method of Johanna Kinkel as reflected in Anleitung zum singen. Thesis (M.A.). AlaskaUniversity.
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