geboren am 7. Februar 1927 in Montpellier
gestorben am 23. September 2020 in Ramatuelle
französische Chansonsängerin
95. Geburtstag am 7. Februar 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Juliette Gréco war zwanzig und hatte noch auf keiner Bühne gestanden, als ihr Foto 1947 auf den Titelseiten von Zeitungen und Magazinen erschien – für die französische, und vor allem die amerikanische Presse verkörperte sie mit ihrem Aussehen (riesige dunkle Augen, bleiches Gesicht, lange schwarze Haare) und ihrem Lebensstil die rebellische Jugend im Paris der Nachkriegszeit. Tag für Tag, und besonders Nacht für Nacht, zog sie durch die Literatencafés und Jazzclubs von St.Germain-des-Prés, wo sich ihre Wege mit denen von Sartre, Beauvoir, Camus und Miles Davis kreuzten. Sie wurde zur “Ikone des Existenzialismus”, ein Etikett, das ihr noch lange anhaftete. In Wahrheit war sie eher schüchtern, und einsam.
1949, zur Wiedereröffnung des “Bœuf sur le Toit”, wagte sie sich zum ersten Mal vors Mikrophon – Sartre hatte ihr bei der Auswahl von drei Gedichten geholfen, die sie in der Vertonung von Joseph Kosma auf der Kellerbühne des Cafés vortrug. So begann eine beispiellose, bis heute währende Bühnenkarriere, in der sie zur weltweiten Botschafterin des intellektuellen französischen Chansons wurde. Schon 1950 trat sie die erste einer langen Reihe von Auslandstourneen an; besonders geliebt wird sie später in den USA, Japan und Deutschland. Da sie nicht, wie Edith Piaf, über eine “große” Stimme verfügte, entwickelte sie einen ganz eigenen Vortragsstil – ein verhalten-melancholischer, erotischer, auch provokant-witziger Sprechgesang, begleitet allein von den Bewegungen ihrer blassen Hände, die in reizvollem Kontrast zu dem immer gleichen bodenlangen, schwarzen Kleid stehen. Sie singt Lyrik (besonders bekannt Préverts Les feuilles mortes), Brecht/Weill (Seeräuberjenny), und Stücke von Aznavour, Béart, Brassens, Ferré und immer wieder Brel (La chanson des vieux amants, Ne me quitte pas), die sie oft erfolgreicher interpretiert als ihre Autoren selbst.
Als Schauspielerin (was sie eigentlich werden wollte) gelang ihr nie der ganz große Durchbruch – vorübergehend wurde sie 1965 mit der Fernsehserie Belphégor populär.
Nachdem in den 70er und 80er Jahren ihre inländischen Plattenverkäufe zurückgegangen waren, erlebt sie seit den 90ern eine erstaunliche Renaissance: Die junge Generation ist begeistert, wenn sie singt: Ich bin, wie ich bin und gefalle, wem ich gefalle - Ausdruck einer Unabhängigkeit, die sich auch auf ihr Privatleben erstreckt: “Ich war dreimal verheiratet” (mit Philippe Lemaire, Vater ihrer Tochter Laurence, mit Michel Piccoli und ihrem Pianisten Gérard Jouannest), “aber niemals die Frau von ....” , betonte sie 1999 in einem Interview.
(Text von 2006)
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Juliette Gréco starb am 23. September 2020 in Ramatuelle im Alter von 93 Jahren.
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Sie ist Chansonsängerin, und die Komödien und Tragödien en miniature wollen entweder nur federleicht dahingesungen oder dramatisch zelebriert sein. So waren schon ihre ersten Auftritte, und so sind ihre heutigen, die sie, alterslos trotz 50 Jahren Karriere, noch immer bleich, in schwarzen Roben und mit Rabenmähne absolviert. ... In Konzerten konnte sie, die Winzige, sehr groß sein, frivol, vulgär und scheu, verträumt, ängstlich und tapfer, je nach Stimmung des Liedes. Heute wird sie achtzig, und ihre Konzerte sind ausverkauft wie eh und je. (FAZ)
Links
- Fanseite (viele Bilder u. Links)
- ausführliche Biografie (deutsch)
- Sendungen zum 80. auf ARD-Digital
- Galerie (über 100 Fotos)
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 06.02.2017 12:57:28 (AN)
Literatur & Quellen
Dicale, Bertrand. 2001. Gréco: Les vies d’une chanteuse. Paris. J.C. Lattès.
Gréco, Juliette. 1986 [1983]. Ich bin, die ich bin: Erinnerungen. München. Droemer Knaur.
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