geboren am 11. Mai 1894 in Pittsburgh
gestorben am 1. April 1991 in New York City
US-amerikanische Tänzerin und Choreographin
130. Geburtstag am 11. Mai 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ihre Autobiographie lässt die Leserin nur ahnen, welch bewegtes Leben sie geführt hat. Hinter der Schilderung von Professionalität und Disziplin taucht schemenhaft “die Frau” Martha Graham auf: willensstark, verletzlich, leidenschaftlich und menschlich. “Besessen” vom Tanz, beseelt von dem Gedanken, der geistigen Kraft tänzerischen Ausdruck zu verleihen: außerhalb konventioneller (Ballett-) Tanzformen, geleitet von der Idee, Spiritualität in Bewegung umzusetzen.
Ihr Tanz war geprägt von dem Willen, dem Körper ein Höchstmaß von Ausdruck zu verleihen. Er war zutiefst getragen von dem Wunsch, auch - oder gerade - extreme Situationen (und Lebensstationen einer Frau) mit klaren Bewegungen ihrem Publikum zu vermitteln. Dabei standen “berühmte Frauen” der Antike Patin. Mit Vorliebe tanzte Graham die Medea, Jokaste oder Klytämnestra.
Graham inszenierte sich selbst - oft hatten ihre Tänze autobiographischen Charakter - auch in der Interpretation fremder Figuren. Ihr Beitrag zur Tanz- und Kunstgeschichte besteht in der Loslösung vom klassischen Ballett: Zunächst in der Verkörperung exotischer Figuren, dann in zunehmenden Maße in der Kreation eigener Figuren: barfuß und minimalistisch.
Martha Graham hat zeit ihres Lebens “als Amerikanerin” getanzt, was sich in ihren Figuren wie auch ihrer politischen Konsequenz widerspiegelt. Entschieden lehnte sie es ab, im faschistischen Deutschland aufzutreten.
Ihre Karriere als Tänzerin brachte ihr Weltruhm - aber auch als Lehrerin und Choreographin (eine Bezeichnung, die sie für sich nie reklamiert hat) hat sie unter schwierigen finanziellen Bedingungen ihrem Ensemble zu internationalen Erfolgen verholfen.
Martha Graham hat ihr Leben dem Tanz gewidmet. Ihr Privatleben war kompliziert. Die Trennung von ihrem Tanzkollegen und Ehemann Erick Hawkins war für sie eine schwere Belastung, die sie nie ganz überwunden hat.
Auch in zunehmendem Alter hat sie mit jüngeren KünstlerInnen aus den verschiedensten Sparten gearbeitet: Nurejew, Barischnikov, Fonteyn, Madonna, Minelli.
Ich glaube, die zeitlose Faszination des Tanzes für den Menschen erklärt sich daraus, dass er gleichsam als Symbol der Bewältigung unseres Lebens gelten kann. (Mein Tanz - Mein Leben, S. 8)
Der körperliche Verfall nimmt zu: Arthritis, Depressionen lassen sie in Phasen der tiefsten Entmutigung sinken, die sie mit immer neuer Arbeitswut zu überwinden sucht. Bis zu ihrem Tode arbeitet sie an Choreographien:
Ich werde im Alter von jetzt sechsundneunzig Jahren häufig gefragt, ob ich an ein Leben nach dem Tode glaube. Ich glaube an die Unantast-barkeit des Lebens, die Unwandelbarkeit des Lebens und der Lebensenergie. Ich weiß eines sicher: Die Anonymität des Todes besitzt keinerlei Attraktion für mich. Ich möchte dem Jetzt begegnen und es meistern.
Martha Graham stirbt, fast siebenundneunzigjährig, in New York City.
(Text von 1993)
Verfasserin: Beate Schräpel
Links
Martha Graham. In: Wikipedia.
Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Martha_Graham (03.05.2024)
Vettermann, Gabi. Der Tanz mein Leben. Eine Autobiographie. München: Wilhelm Heyne Verlag, 1992.
Online: https://mediarep.org/server/api/core/bitstreams/774c9ffd-3a70-4db5-9a07-d953aafbd6a1/content (03.05.2024)
Megalopoulos, Eumenis. 13.02.2023. Martha Graham. Dafato.
Online: https://www.dafato.com/de/geschichte/biografien/martha-graham (03.05.2024)
Strecker, Nicole. 26.07.2006. Getanztes Lebenswerk. Archiv. Deutschlandfunk. Köln.
Online: https://www.deutschlandfunk.de/getanztes-lebenswerk-100.html (03.05.2024)
Weber, Lilo. 30.09.2010. Amerikanischer Modern Dance pur. NNZ. Neue Züricher Zeitung. Zürich.
Online: https://www.nzz.ch/amerikanischer_modern_dance_pur-ld.972916 (03.05.2024)
Martha Graham Dance Company. 28.04.2016. Martha Graham in Lamention. 08.01.1930. Maxine Elliot's Theatre, New York City.. The Martha Graham Technique (c) 1975. Youtube.com.
Online: https://www.youtube.com/watch?v=I-lcFwPJUXQ (03.05.2024).
Martha Graham Dance Company. 16.04.2020. The Martha Graham Technique (c) 1975. Youtube.com.
Online: https://www.youtube.com/watch?v=FuCbs25LGh0 (03.05.2024)
Literatur & Quellen
Douglas, George H. 1986. Women of the Twenties. Dallas, TX. Saybrook.
Graham, Martha. 1973. The Notebooks of Martha Graham. Einl. Nancy Wilson Ross. New York. Harcourt Brace Jovanovich
Graham, Martha. 1991. Blood Memory: An Autobiography. New York et al. Doubleday.
Graham, Martha. 1992 [1991]. Der Tanz - mein Leben: Eine Autobiographie [Blood Memory: An Autobiography]. München. Heyne.
Leatherman, LeRoy. 1966. Martha Graham: Portrait of an Artist. Photographs by Martha Swope. London. Faber.
McDonagh, Don. 1973. Martha Graham: A Biography. New York. Popular Library.
Philipps, Lucy Victoria. 2013. The Strange Commodity of Cultural Exchange: Martha Graham and the State Department on Tour, 1955-1987. [Doctor of Philosophy in the Graduate School of Arts and Sciences] Columbia University. New York.
Thoms, Victoria. 26.08.2013. Martha Graham. Gender & the hauting of a dance pioneer. Intellect Books. Bristol.
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