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geboren am 19. März 1844 in Tampere
gestorben am 12. Mai 1897 in Kuopio
finnische Frauenrechtlerin und Schriftstellerin
180. Geburtstag am 19. März 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Minna Canth ist es zu verdanken, dass Finnland 1907 das erste Land Europas war, in dem das Frauenstimmrecht eingeführt wurde. Sie war die Wegbereiterin der finnischen Frauenbewegung, eine genial begabte Schriftstellerin, gefühlsstark und lebenstüchtig. In ihren Theaterstücken schrieb sie an gegen die Doppelmoral der Kirche, forderte die Rechte der Frau und prangerte die Gleichgültigkeit höherer Gesellschaftsklassen gegenüber dem Elend der ArbeiterInnen an.
Trotz ärmlicher Familienverhältnisse bekam sie eine gute Schulbildung. Die Ausbildung zur Lehrerin brach sie jedoch ab und heiratete ihren Lehrer J.F. Canth. 13 Jahre später starb er; sie blieb mit sieben Kindern unversorgt zurück.
In tiefer Depression eröffnete sie einen kleinen Garnladen in Kuopio und beendete ihr erstes Theaterstück Einbruchsdiebstahl (1882). Sie wurde über Nacht berühmt, aber von den Konservativen heftig angegriffen. Ihr Stück Unglückskinder (1888) wurde gleich nach der Premiere verboten.
Canth, die Bahnbrecherin des finnischen Realismus, ließ zum ersten Mal ProletarierInnen auf der Bühne auftreten. 1889/90 redigierte sie die kirchenkritische Zeitschrift Vapaita aatteita “Freie Gedanken”. Mutig griff sie immer wieder brennende Probleme auf – in zehn Dramen, sechs Novellen, zahlreichen kürzeren Erzählungen und in Artikeln zur Frauenbewegung. Der gesellschaftliche Druck wurde zeitweise so groß, dass sie nicht mehr schreiben konnte und auswandern wollte. Der plötzliche Tod einer Tochter und zweier Freunde brachte die Wende: „Mein Blick auf das Leben wurde freier und klarer. Hiebe und Stiche trafen nicht mehr, und ich fühlte mich auch nicht mehr berufen, solche auszuteilen.“
„Ich bin mit keiner meiner bisherigen Arbeiten zufrieden, doch hoffe ich, noch etwas Besseres schaffen zu können”, schrieb Canth 1891. Sechs Jahre später starb sie mit 53 Jahren. Als ihr künstlerisch reifstes Drama gilt Anna Liisa von 1895.
(Text von 1993)
Verfasserin: Birgit Rühe
Zitate
„Euer Gesetz und Euer Recht! Darauf gerade will ich schießen!”
(Schlussreplik der Zigeunerin Hamsantuuta, der Anarchistin aus dem Stück Die Arbeiterfrau)
Literatur & Quellen
Canth, Minna. 1891. “Selbstbiographie”, Die Frau 8, S. 33-37. Aus d. Finn. von E. Stine.
Canth, Minna. 1907 [1887]. Blinde Klippen [= Salakari]. (o.Ü.). Heilbronn. Webers Moderne Bibliothek.
Toward Equality: Proceedings of the American and Finnish Workshop on Minna Canth, June 19-20th, 1985, Kuopio. Hg. Sirkka Sinkkonen & Anneli Milén. Kuopio. University of Kuopio. 1986.
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