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geboren am 3. August 1902 in Berlin
deportiert nach Auschwitz am 12. Oktober 1944, ermordet unmittelbar nach ihrer Ankunft oder zwei Monate später
erste ordinierte Rabbinerin in Deutschland
120. Geburtstag am 3. August 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Fräulein Rabbiner Jonas, wie sie häufig ironisch genannt wurde, kam am 3. August 1902 in Berlin zur Welt. Nach der Reifeprüfung studierte sie zwischen 1924 und 1930 an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.
Auf die Frage „Was sagen Sie zu der ersten Rabbinerin in Deutschland?“ antwortete Pnina Nave-Levinson, die von ihr in Berlin in den dreißiger Jahren unterrichtet wurde und 1952 als erste Frau an der Hebräischen Universität in Jerusalem den Doktorgrad erwarb: „Regina Jonas stammte aus Berlin und war orthodox, sehr arm, ... eine strenge Frau, die wusste, dass sie in sehr schwierigen Lebens- und Berufsumständen lebte.” (vgl. “Lebensgeschichten aus Israel”)
Im Jahre 1935 wurde Jonas' Ordination als Rabbinerin schließlich durchgesetzt. In ihrer Arbeit „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ stellte Regina Jonas fest:
Ob die jüdische Frau Rabbinerin werden kann, ... [kann] im Rahmen einer halachischen Abschlussarbeit nicht erschöpfend behandelt werden. – Der Grund hierfür liegt darin, dass die gesamte Einstellung zu dem Problem der jüdischen Frau, wie sie in unserem gesamten jüdischen Schrifttum zum Ausdruck kommt, behandelt werden müsste.
Eine ihrer Ausführungen war: „Von weiblicher öffentlicher Tätigkeit ist wenig die Rede, geistige Ausbildung der jüdischen Jugend fast ausschließlich theologisch und für den Knaben bestimmt.“ ... Ihre Arbeit enthielt aber alle Argumente, die für die Ordination von Frauen als Rabbinerinnen sprachen. Die weiße Stelle zwischen Gesetz und Auslegung bestimmte ihr Leben.
Rabbinerin Regina Jonas wurde am 6. November 1942 zusammen mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert, am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz. Kurz nach ihrer Ankunft - nach anderen Quellen zwei Monate später - wurden beide ermordet.
In vorbildlicher Weise half Regina Jonas – zusammen mit anderen Menschen – nach dem Grundsatz: „Wer für Menschen lebt, insbesondere noch durch seinen Beruf für sie leben will, darf sie nicht nur durch Worte trösten, sondern auch durch Taten.“
In einer Ausstellung im Centrum Judaicum in Berlin im Jahr 1998 sah ich das erste Mal ihr Bild, das kurz nach der Ordination aufgenommen worden war. Ihre Frage „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ stellt sich noch heute.
(Text von 2001)
Verfasserin: Ingrid Wiltmann
Literatur & Quellen
Dick, Jutta & Marina Sassenberg. Hg. 1993. Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert: Lexikon zu Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg. rororo Handbuch 6344.
Jonas, Regina. 1999. Fräulein Rabbiner Jonas: Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden? Eine Streitschrift. Hg., kommentiert, eingeleitet von Elisa Klapheck. Vorwort von Hermann Simon. Teetz. Hentrich & Hentrich.
Kellenbach, Katharina von. 1992. „Frl. Rabbiner Regina Jonas: Eine religiöse Feministin vor ihrer Zeit“, Schlangenbrut Nr. 38 (August 1992), S. 35-39.
Lebensgeschichten aus Israel. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Ingrid Wiltmann. Frankfurt/M. Suhrkamp TB.
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