Biographien Silvia von Schweden
(Silvia Renate Sommerlath [Geburtsname]; Silvia Renate, Königin von Schweden; Silvia, Sveriges Drottning)
geboren am 23. Dezember 1943 in Heidelberg
schwedische Königin
80. Geburtstag am 23. Dezember 2018
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Silvia Renate, Königin von Schweden wurde angesichts ihrer rasanten Karriere von der Bürgerstochter zur Monarchin als »Königin aus dem Märchenbuch« gefeiert: »Silvia sieht blendend aus, sie ist klug und charmant. Und sie benimmt sich wie eine geborene Königin, obwohl sie doch von Geburt eine Kaufmannstochter ist.« schwärmte Adelsexperte Seelmann-Eggebrecht. Inzwischen ist Königin Silvia 37 Jahre im Amt und hat die schwedische Monarchie maßgeblich geprägt. Ihre Popularität nutzt sie für ihr vielfältiges soziales Engagement und äußert sich auch kritisch zu gesellschaftspolitischen Themen, vor allem wenn es um die sexuelle Ausbeutung von Kindern oder den Umgang mit benachteiligten Menschen geht.
Silvia Renate Sommerlath wurde in Heidelberg als Tochter von Walther Sommerlath und der Brasilianerin Alice Soares de Toledo geboren und wuchs mit drei älteren Brüdern auf. Von 1947 bis 1957 lebt sie in São Paulo, kehrt nach Deutschland zurück und studiert nach ihrem Abitur in Düsseldorf von 1965-69 am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München. Sie spricht neben ihren Muttersprachen Deutsch und Portugiesisch auch Spanisch, Englisch und Französisch; Schwedisch und die schwedische Gebärdensprache kommen später hinzu.
1971 wird sie Chefhostess des Olympischen Organisationskomitees in München. Im Dirndl wirbt sie für ein positives Image der Spiele, koordiniert die Organisationspläne ihrer 1648 Kolleginnen und ist für die Betreuung von Ehrengästen zuständig. Bei dem schwedischen Kronprinzen Carl Gustav macht es »Klick«, als Silvia ihm am 26. August 1972 während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in München zulächelt: »In diesem Moment« habe er gewusst: »Die oder keine!«, schildert er später seine spontane Reaktion. Seither ist Silvia in Schweden auch bekannt als »die Frau mit dem Klick«.
Carl Gustav und Silvia halten ihre Liaison zunächst geheim. Nachdem der dem Adelsgeschlecht der Bernadotte entstammende Kronprinz 1973 mit 27 Jahren zum schwedischen König Carl XVI Gustav gekrönt worden ist, steht seiner Heirat mit einer Bürgerlichen nichts mehr im Weg. Die Trauung am 19. Juni 1976 in der Stockholmer Domkirche wird live in 43 Länder übertragen. Am Vorabend der Hochzeit wird der zu Ehren Silvias geschriebene Song »Dancing Queen« der Popgruppe ABBA uraufgeführt.
Königin Silvia richtet sich im Stockholmer Stadtpalast ein Büro mit Audienzzimmer ein. Neben ihren repräsentativen Pflichten widmet sie sich ehrenamtlich sozialen Aufgaben. Mit der Gründung des »Hochzeitsfonds des Königspaares« zur Unterstützung der Sportforschung für behinderte Kinder legt sie den Grundstein für ihr soziales Engagement, dessen Ausgangspunkt stets ihre eigenen Erfahrungen sind.
1977 wird Tochter Victoria geboren, 1979 kommt Sohn Carl Philip zur Welt, und die Familie beschließt, in das außerhalb von Stockholm gelegene Schloss Drottningholm umzuziehen. Dort wächst auch die 1982 geborene Madeleine auf. Als der schwedische Reichstag 1980 die Thronfolgeregelung auf weibliche Nachkommen erweitert, steht fest, dass Victoria die Thronfolge antreten wird und ihre im Februar 2012 geborene Tochter Estelle ihr einmal nachfolgen wird.
Silvia hat den königlichen Haushalt und ihr Dasein als »Ehefrau, Mutter und Königin« – auf diese Reihenfolge legt sie Wert – soweit perfektioniert, dass es ihr keine Probleme bereitet »vom Windelwechseln direkt zum Staatsbankett zu gehen.«
Trotz Etikette und Protokoll und der ständigen Begleitung durch Bodyguards versucht sie ein weitgehend bürgerliches Familienleben zu führen und der Boulevardpresse eine intakte Familie zu präsentieren. Aber auch mit familiären Problemen geht sie offen um und spricht über die Essstörung ihrer Tochter Victoria ebenso wie über die Demenzerkrankung ihrer Mutter. Ihre Offenheit demonstriert die königliche Familie auch mit einer tagesaktuellen Internetseite und ihrem Facebook-Auftritt.
Schwer getroffen hat Silvia der Vorwurf, die NSDAP-Mitgliedschaft ihres Vaters, die nach seinem Tod bekannt wurde, verschwiegen und seine Rolle im Dritten Reich verharmlost zu haben. Sie verspricht Aufklärung und stellt mit Hilfe des Historikers Erik Norberg Nachforschungen an. 2011 veröffentlicht sie einen Untersuchungsbericht, der den Vorwurf, ihr Vater habe einen jüdischen Betrieb arisiert und für die Wehrmacht produziert, teilweise entkräften konnte.
Als ihre Mutter an Demenz erkrankt, richtet sie ihr auf Schloss Drottningholm eine vertraute Umgebung ein, um ihr so das Leben mit der Krankheit zu erleichtern. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus gründet sie 1996 die Stiftung »Silviahemmet«, die Menschen in der Frühphase der Demenz und ihre Angehörigen unterstützt. Inzwischen ist das Konzept von »Silviahemmet« zum Vorbild für zahlreiche Einrichtungen für Demenzkranke auch in Deutschland geworden.
Die Anfänge ihres sozialen Engagements für Kinder reichen bis in ihre Kindheit zurück, als sie in São Paulo das Elend der Straßenkinder erlebt und sich dafür einsetzt, dass die Kinder eine Schule besuchen können. 1999 gründet Königin Silvia daher die World Childhood Foundation. Die Stiftung, die schwerpunktmäßig in Brasilien arbeitet, unterstützt weltweit 600 Organisationen und Projekte, um Kinder vor sexuellem Missbrauch, Ausbeutung und Kinderhandel zu schützen und die Lebensbedingungen gefährdeter Kindern zu verbessern (www.childhood.org).
Auch als »glückliche Großmutter« denkt Königin Silvia nicht an Ruhestand, »denn wenn man helfen kann, wenn man Zukunft geben kann, dann gibt das Kraft,« sagt sie in einem Interview und appelliert an jeden einzelnen, aktiv zu werden, »wenn ein Kind in Not ist«.
(Text von 2012)
Verfasserin: Kerstin Reimers
Links
World Childhood Foundation.
Online verfügbar unter http://de.childhood.org/, zuletzt geprüft am 04.12.2018.
Svensk Damtidning: SVERIGE Drottning Silvia. Umfangreiche Fotosammlung.
Online verfügbar unter http://svenskdam.se/drotttning-silvia/, zuletzt geprüft am 04.12.2018.
Sveriges Kungahus: H.M. Queen Silvia. Biography, Royal Engagements, Interests, Speeches. Königin Silvia auf der offiziellen Webseite des schwedischen Königshauses (engl.).
Online verfügbar unter http://www.kungahuset.se/royalcourt/royalfamily/hmqueensilvia.4.396160511584257f2180001483.html, zuletzt geprüft am 04.12.2018.
Literatur & Quellen
Quellen
Bingmann, Britta (2012): Königin Silvia freut sich auf ihr Leben als Großmutter. Der Westen, 18.03.2012. (Link aufrufen)
Frohn, Axel: Nachrichten:Adels-Experte Rolf Seelmann-Eggebert über Silvia von Schweden, die übermorgen Geburtstag feiert. Berliner Zeitung, Berlin, 21.12.2003. (Link aufrufen)
Gamillscheg, Hannes (2008): Königin Silvia: Die Retterin der Royalisten. Frankfurter Rundschau, Frankfurt, 22.12.2008. (Link aufrufen)
Lucius, Robert von (2003): Königin Silvia: Brasilianisches Herz, deutscher Kopf, schwedische Seele. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2003. (Link aufrufen)
Oehrlein, Josef (2003): Königin Silvia: Ein Stück Brasilien. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2003. (Link aufrufen)
Loh, Norbert (2003): Silvia von Schweden. Eine deutsche Königin. München. Droemer. ISBN 3-426-27333-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Samuelson, Christine (1982): Silvia, Königin von Schweden. Ein Märchen der Wirklichkeit. Aus dem Schwedischen von Ursula von Wiese. Unterägeri (Zug). Edition Sven Erik Bergh in der Europabuch-AG. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Silvia; Karl Gustav (2010): Königin Silvias Gebetbuch. Ausgewählt von Königin Silvia. Mit Fotos von König Carl Gustaf. Gütersloh. Gütersloher Verl.-Haus. ISBN 978-3-579-06549-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wolandt, Holger (2013): Stockholm. Eine Stadt in Biographien. 1. Aufl. München. Travel-House-Media. (Merian-Porträts) ISBN 3834214477. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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