(Violeta del Carmen Parra Sandoval)
geboren am 4. Oktober 1917 in San Carlos/ Ñuble
gestorben am 5. Februar 1967 im „la Carpa de la Reina“ bei Santiago
chilenische Folksängerin, Folkloristin, Dichterin, Komponistin, Künstlerin
105. Geburtstag am 4. Oktober 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
So wie Parra als Kind beim Vater das Gitarrenspiel abgeschaut hat, findet sie später immer neue Ausdrucksformen für ihre Kreativität. Egal, ob sie große Pappen mit Figuren und Fabelwesen bemalt, mit Keramik arbeitet, Drahtplastiken herstellt oder – während einer mehrmonatigen Hepatitis mit absoluter Bettruhe – Wandteppiche mit Stoffresten bestickt (ihre berühmten arpilleras): immer erzählt sie Geschichten aus dem Alltag oder den Legenden des chilenischen Volkes. Ihre Kunstwerke sind gemalte oder gestickte Lieder.
Parra kommt aus dem rauhen Süden Chiles. Der Vater, ein begnadeter Gitarrist, verliert als Gewerkschaftler immer wieder seine Stellung als Musiklehrer. Bei einem der zahlreichen Ortswechsel erkrankt Parra schwer an Pocken; später leidet sie sehr unter ihrem vernarbten Gesicht, wie sie in den decimas, ihrer Ende der 50er Jahre in Zehnerversen geschriebenen, außergewöhnlichen Biografie gesteht.
Nach dem Tod des Vaters versucht die Mutter mit Näharbeiten die elf Geschwister durchzubringen. 1932 zieht Violeta zu ihrem älteren Bruder in die Hauptstadt. Als die Familie nachkommt, beginnt Parra mit ihrer Schwester in Bars und Cafés zu singen. Dabei lernt sie 18-jährig ihren ersten Mann, einen Eisenbahner, kennen. 1939 kommt die Tochter Isabel zur Welt, zwei Jahre später ihr Sohn Ángel. Auf Wunsch ihres Mannes wird Parra „Hausfrau und Mutter“; zum Ausgleich schreibt sie Gedichte. Mitte der 40er Jahre interessiert sie sich für die in Mode gekommenen spanischen Lieder und beginnt wieder aufzutreten. Das führt zur Trennung von ihrem Mann; Parra kehrt mit den Kindern zur Mutter zurück und singt in den Bars und Kneipen der Stadt. 1949 heiratet sie einen Tischler und Operntenor; das Paar bekommt zwei Töchter.
Sie entdeckt die fast vergessene Volksmusik und sammelt systematisch alte Lieder und Bräuche. Ihre ersten Auftritte mit dem neuen Repertoire kommen allerdings bei den Leuten in der Stadt nicht gut an; doch langsam gelingt es ihr, das Publikum für die „Volksmusik“ zu begeistern, und 1954 erreicht sie mit einer eigenen Radiosendung Menschen im ganzen Land. Preisgekrönt als „beste chilenische Folkloristin des Jahres“ wird sie zum Weltjugendfest nach Warschau eingeladen. In mehreren Ländern überaus erfolgreich, bleibt sie insgesamt zwei Jahre in Europa, zumeist in Frankreich. Langsam bessert sich die finanzielle Situation. Diesen Erfolg überschattet der tragische Tod ihrer jüngsten Tochter, der zusammen mit der langen Abwesenheit auch zur Trennung von ihrem Mann führt.
Wieder in Chile kann Parra sich von den Tantiemen, die ein amerikanisches Orchester für eines ihrer Lieder bezahlt, ein kleines Haus in Santiago bauen. An ihrem 43. Geburtstag trifft sie ihre letzte große Liebe: den französischen Musiker Gilbert Favre. Es ist eine sehr intensive, manchmal schwierige Beziehung mit mehreren Trennungen und Versöhnungen.
Als sie nach einem zweiten Europaaufenthalt 1965 nach Chile zurückkehrt, hat sich die musikalische und politische Landschaft verändert. Peñas entstehen: Kneipe, Folkloreclub und Aktionszentrum in einem. Angeregt durch ihre Kinder entschließt sich Parra, eine eigene Peña zu eröffnen.
Sie erhält einen verkehrsungünstigen Platz am Stadtrand zugewiesen, auf dem sie ein Zelt für 1000 Zuhörer errichtet, das sie Carpa de la Reina nennt. Ihr Leben empfindet sie als eine Rückkehr zur Natur, zur Erde; sie freut sich auf den engeren Kontakt zum Publikum. Doch die Realität sieht anders aus: es kommen nur wenige Besucher, die ökonomische Lage wird immer ernster, Gilbert Favre eröffnet in Bolivien eine eigene Peña ... Violeta Parra, von den Kämpfen erschöpft, beginnt ihren Besitz zu verteilen. Ihre neue Platte nennt sie últimas composiciones. Anfang Februar 1967 erschießt sie sich.
(Text von 2006)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Zitate
Gracias a la vida (Violeta Parra, 1964/65)
Gracias a la vida, que me ha dado tanto.
Me dio dos luceros, que cuando los abro,
Perfecto distingo lo negro del blanco,
Y en el alto cielo su fondo estrellado,
Y en las multitudes el hombre que yo amo.Gracias a la vida, que me ha dado tanto.
Me ha dado el oído que, en todo su ancho,
Graba noche y día grillos y canarios
artillos, turbinas, ladridos, chubascos,
Y la voz tan tierna de mi bien amado.Gracias a la vida, que me ha dado tanto,
Me ha dado el sonido y el abecedario.
Con él las palabras que pienso y declaro,
“Madre,”, “amigo,” “hermano,” y los alumbrando
La ruta del alma del que estoy amando.Gracias a la vida, que me ha dado tanto.
Me ha dado la marcha de mis pies cansados.
Con ellos anduve ciudades y charcos,
Playas y desiertos, montañas y llanos,
Y la casa tuya, tu calle y tu patio.Gracias a la vida que me ha dado tanto
Me dio el corazón, que agita su marco.
Cuando miro el fruto del cerebro humano,
Cuando miro al bueno tan lejos del malo.
Cuando miro el fondo de tus ojos claros.Gracias a la vida que me ha dado tanto.
Me ha dado la risa, y me ha dado el llanto.
Así yo distingo dicha de quebranto,
Los dos materiales que forman mi canto,
Y el canto de ustedes que es el mismo canto.
Y el canto de todos que es mi propio canto.Gracias a la vida que me ha dado tanto.
Links
10acordes.com.ar: Violeta Parra | Acordes y canciones para guitarra | Tablaturas para guitarra. Liedtexte mit Akkorden.
Canciones compuestas por Violeta Parra. Alphabetisches Verzeichnis der von Violeta Parra komponierten Lieder. Mit Liedtexten und Links zu Tonträgern.
El Rancahuaso: Escuche: Violeta Parra. Drei Lieder (Arriba quemando el sol; Arauco tiene una pena; Maldigo el alto cielo).
Find A Grave Memorial: Violeta Parra (1917 - 1967).
Memoria Chilena - Violeta Parra (1917-1967) - Presentación. Fotos, tabellarischer Lebenslauf, Artikel über Parra (PDF-Dateien), Bibliografie (sehr umfangreich) und Links.
MúsicaPopular.cl: Violeta Parra. Biografía | Discografía.
MySpace.com: Violeta Parra. Viele Lieder.
Partituras de Volver a los Diecisiete. Texto y música de Violeta Parra. Canción-sirilla. Partitur.
Soto, Cristian L.: Violeta Parra - Especiales EMOL. Schön gestaltete Seite zu Leben und Werk anlässlich des 40. Todestages von Violeta Parra. El Mercurio.
Violeta Parra songtexte. Liedtexte.
Wikipedia (Spanien): Violeta Parra.
YouTube: Violeta Parra. Videos.
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 27.09.2017 15:25:16 (AN)Literatur & Quellen
CDs
Quellen
Brito, Marty (1997): Yo canto la diferencia = Ich singe den Unterschied. Hommage an Violeta Parra zu ihrem 80. Geburtstag. Buch und CD. Bremen. Zeichen + Spuren.
Manns, Patricio (1977): Violeta Parra. Madrid. Ed. Júcar (Colección Los Juglares, 34).
Manns, Patricio (1986): Violeta Parra la guitarra indócil. Casilla. Ed. Literatura Americana Reunida (Memoria y testimonio).
Parra, Isabel (1985): El libro mayor de Violeta Parra. Madrid. Michay (Libros del Meridion).
Sadie, Stanley (Hg.) (1980): The new Grove dictionary of music and musicians. 20 Bände. London. Macmillan, 2001.
Schreiner, Claus (1982): Música latina. Musikfolklore zwischen Kuba und Feuerland. Frankfurt am Main. Fischer-Taschenbuch-Verl. (Fischer-Taschenbücher, 2973).
Weiterführende Literatur
Alarcón, Rolando (1987): Puro Chile. Enthält: Qué pena siente el mar. Violeta Parra. Santiago de Chile. Alerce.
Manns, Patricio (1979): Violeta Parra: Canzoni. Übersetzung: Ignacio Elogu. Chronologie, Diskografie und zweisprachige Ausgabe der Liedtexte. Rom. Italia.
Mardones, Orlando (1989): Mensch, du lebst noch! Ein Chilene erzählt. Herausgegeben und übersetzt von Winfried Roth. Mit Gedichten von Violeta Parra. Frankfurt am Main. Luchterhand-Literaturverl. (Sammlung Luchterhand, 823).
Parra, Violeta (1970): Décimas. Autobiografía en versos chilenos. Santiago de Chile, Buenos Aires, México. Ed. Nueva Univ. Pomaire.
Parra, Violeta; Engelbert, Manfred (1978): Lieder aus Chile. Zweisprachige Anthologie. Frankfurt/M. Vervuert (Editionen der Iberoamericana Reihe, 1).
Parra, Violeta; Hesse, Axel; Schreiber, Uwe (1977): Cancionero. Lieder aus Chile ; Singstimme und Gitarre. Berlin. Verl. Neue Musik (Neue Musik, 311).
Bildquellen
Porträtfoto: http://www.memoriachilena.cl
Kunstwerk: http://www.tiwy.com/arte/violeta/violeta-4.phtml
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