geboren am 7. April 1907 in Arras
gestorben am 28. Mai 1972 in Faucon
französische Schriftstellerin
50. Todestag am 28. Mai 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Kaum ein Schriftstellerin hat mit solch schonungsloser Offenheit ihre sexuellen Sehnsüchte und Erniedrigungen beschrieben wie Violette Leduc. In einem eigenwilligen Gemisch aus lyrischen Passagen von barocker Bilderfülle und minutiös-realistischen Beschreibungen legte sie die Abgründe ihres Wesens offen – die rastlose (und fast immer vergebliche) Suche nach sexueller Erfüllung, die Unfähigkeit zu einer gleichberechtigten Liebe, ihre Jagd nach Geld und Luxus, das Leiden an ihrer Häßlichkeit, das lebenslange Gefühl einer tiefgreifenden Einsamkeit.
Als uneheliche Tochter eines Dienstmädchens, vom Vater – einem wohlhabenden Bourgeois aus Arras – nie anerkannt, wuchs Leduc in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit einer Mitschülerin im Internat hatte sie ihre erste heftige sexuelle Beziehung (beschrieben in Therese und Isabelle) – und wurde von der Schule verwiesen. Neun Jahre lang lebte sie dann mit einer jungen Musiklehrerin. Während des Krieges schrieb sie für verschiedene Frauenmagazine und Modehäuser. In ihrem Liebesleben folgte ein Drama dem anderen - jahrelange, unerwiderte Leidenschaften für Simone de Beauvoir und etliche homosexuelle Männer, denen gegenüber sie sich, enttäuscht, als „neutrales Geschlecht” empfand.
Eine kurze unglückliche Ehe mit einem Fotografen endete mit Scheidung und einer Abtreibung, die sie später – zu einer Zeit, als diese noch völlig illegal war – in ihrem Roman Ravages genauestens beschrieb.
Sie hatte schon fünf Bücher veröffentlicht und uneingeschränktes Lob von den bedeutendsten LiteratInnen ihrer Zeit erhalten – Beauvoir, Camus, Jean Genet, Nathalie Sarraute – als ihr 1964 mit ihrer Autobiographie Die Bastardin der Durchbruch gelang. Darin konnte sie dann auch die vorher der Verlagszensur zum Opfer gefallenen Passagen (besonders über ihre Beziehung zu Isabelle) veröffentlichen. Das Buch wurde ein großer Erfolg, sie selbst eine bekannte Persönlichkeit. Ihre modische Extravaganz und ihr provozierendes Verhalten amüsierten das Publikum.
Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in einem kleinen provenzalischen Dorf, täglich schreibend und keineswegs ausgesöhnt mit ihrem Schicksal: „Ich bin eine Wüste, die mit sich selber spricht.”
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Lieben ist eine beträchtliche Arbeit. Wir wissen nicht, ob wir dabei nicht unsere Haut lassen.
(Violette Leduc)
Literatur & Quellen
Bibliografie
- L'asphyxie (1946)
- L'Affamée (1948)
- Ravages (1955)
- La vieille fille et le mort (1958)
- Trésors à prendre (1960)
- La bâtarde (1964)
- La Femme au petit renard (1965)
- Thérèse et Isabelle (1966)
- La folie en tête (1970)
- La chasse à l'amour (1972)
- Le Taxi (1973)
- Je hais les dormeurs (2006)
- Correspondance 1945-1972 (2007)
Witerführende Literatur
Artières, Philippe; Lejeune, Philippe; Viollet, Catherine (2000): Genèses du “je”. Manuscrits et autobiographie. Paris: CNRS éditions (Textes et manuscrits).
Carafa, Michel Enrico: La violette imité du roman de Gerard de Nevers. Paris: Ve. Leduc.
Ceccatty, René de (1994): Violette Leduc. Éloge de la bâtarde. Paris: Stock (Collection Échanges).
Courtivron, Isabelle de (1985): Violette Leduc. Boston: Twayne (Twayne's world authors series French literature, 757).
Hecquet, Michèle; Renard, Paul (Hg.) (1998): Violette Leduc. Villeneuve-d'Ascq: Université Charles-de-Gaulle, Lille 3 (UL 3).
Hughes, Alex (1994): Violette Leduc. Mothers, lovers, and language. London: Maney (Texts and dissertations / Modern Humanities Research Association, vol. 37).
Jansiti, Carlo (1999): Violette Leduc. Paris: B. Grasset.
Leduc, Violette (1984): Die Bastardin. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (Rororo Neue Frau, 4179).
Leduc, Violette; Coltman, Derek (1969): Ravages. London: Panther.
Leduc, Violette; Jansiti, Carlo (2000): Thérèse et Isabelle. Texte intégral. Paris: Gallimard.
Naguschewski, Dirk; Schrader, Sabine (2001): Sehen, Lesen, Begehren. Homosexualität in französischer Literatur und Kultur. 1 Aufl. Berlin: Edition Tanvia/Verlag Walter Frey (Reihe Gender Studies Romanistik)
Perilli, Adelaide Iula (1991): Contresquisses. Trois études sur Violette Leduc. Roma: Bulzoni.
Perilli, Adelaide Iula (1993): L' imaginaire baroque dans l'oeuvre de Violette Leduc.
Universal Photo (Hg.) (1964): Violette Leduc. Paris: Universal Photo.
Zackheim, Michele (1996): Violette's embrace. Anovel. New York: Riverhead Books.
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