Bachelore und Bachelotto
Aus Wir machen uns unsere Sprache selber: Ein Feminar. Neunundzwanzigste Lektion.
Letzte Woche schickte mir Anne Knauf vom Mainzer Frauenbüro den Hinweis auf einen Artikel in der Allgemeinen Zeitung vom 8. Januar. Hans Joachim Koppitz, Historiker und Germanist, fordert darin einen “sensiblen Umgang mit der deutschen Sprache, insbesondere an der Universität”.
Wörter wie die Studierendenschaft gefallen ihm nicht, andererseits moniert er, daß nur die Studenten durch ein geschlechtsneutrales Wort ersetzt wurden, nicht aber die Dozenten und die Professoren.
Das erinnert an den Witz vom nörgelnden Gast im Restaurant: Erstens schmecke das Essen nicht und zweitens sei die Portion viel zu klein.
Herrn Koppitz kann dennoch geholfen werden. Wir erinnern an das schöne Wort Lehrkörper, auf feministisch auch die Lehrkörpa (vgl. die vierte Lektion "Gibt es männliche Säugetiere?"). Dazu paßt gut die Studierkörpa, viel kürzer als das beanstandete Studierendenschaft.
Er hätte eben keine schlafenden Hündinnen wecken sollen - alles mögliche kann mann damit heraufbeschwören!
Machen wir es ihm ein wenig milder und bekömmlicher. Herrn Koppitz gefallen Kurzformen wie Uni oder Studis. Mir gefallen sie auch. Wie wäre es mit folgenden Lösungen - kurz, knackig und gerecht:
Die Studi / der Studi -> die Studischaft Die Dozi / der Dozi -> die Dozischaft Die Prof / der Prof -> die Profschaft (“Profi” wäre vielleicht etwas geschmeichelt, viele männliche Profs sind ja wg der ausgeschalteten weiblichen Konkurrenz keine Profis, sondern eher durchschnittlich).
Um nun den Umgang mit der Sprache an der Uni noch sensibler zu gestalten, nehmen wir uns gleich auch noch “den Bachelor” vor. Dazu mailte kürzlich eine sensible Sprachbeobachterin: "Haben Sie nicht irgendwo etwas zur Bezeichnung von Absolventinnen eines B.A.-Studiums geschrieben? Wie nennt man sie? Baccalaureae? Sicherlich nicht Bachelorettes ;) !"
Nein, sicherlich nicht Bachelorettes, das blöde Wort überlassen wir samt der blöden Show gern dem Trivial-TV.
Das Master-Problem haben wir ja neulich schon beherzt erledigt: Die Studi macht nicht ihren Master, sondern ihre Magistra oder Maestra (vgl. die neunte Lektion "Übung macht die Maestra"). Und vorher hat sie schon ihre Bachelor gemacht. Bachelore, Bachelotte oder Bacheliese wären ja auch ganz lustig, aber das gefällt uns nur, wenn er seinen Bachelotto oder Bachelothar macht.
Schön vollmundig klingt auch Baccalaurea neben Baccalaureus (so heißt der Grad in Österreich), italienisch Baccelliera, portugiesisch Bachalera.
Und die Kurzform?
Sie und er machen ihr Batsch-Examen. Back-Examen wäre auch hübsch, aber etwas irreführend, genau wie das zärtliche Baci-Examen. Bleibt ja noch B.A. oder B.Sc., etc. - Kürzer geht’s nicht. Sie macht ihre B.A., er macht seinen.
2 Kommentare
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19.01.2009 um 15:39 Uhr Alison
Ich bin für “Baccalaurea” neben Baccalaureus - diesen Titel hatte ich nämlich vor 30 Jahren von den USA mit nach Österreich gebracht - zu einer Zeit wo es hier kein akademischen Grad war und ich daher als ungenügend akademisch gebildet galt.
19.01.2009 um 07:34 Uhr schubidu
Gegenbeweis für “ihre Magistra”
Schubidu machte “seinen Magistra”, genauso wie viele Frauen “ihren Magister”,... auf dem Standesamt! ;-)
Btw. dickes Kompliment! Wie immer, ein hervorragender Beitrag. Dass Wörter gefallen müssen, befremdet mich :)