Die Wahrheit über Michael Jacksons und Madonnas Griff in den Schritt (crotch grab)
Der kürzlich verstorbene Michael Jackson hat ihn berühmt gemacht, den Crotch Grab, zu deutsch: Griff in den Schritt. Oder war es nicht vielleicht umgekehrt?
Egal, ein Jahr später tat Madonna es ihm nach, wie ich aus dem Internet erfahre, wo die Frage “Who did it first?” heiß diskutiert und zugunsten von Michael entschieden wurde. Inzwischen hat der lukrative Kunstgriff viele NachahmerInnen gefunden, die Technik wird kennerisch begutachtet, wobei besonders weiße Männer schlechte Noten bekommen. Früher schon habe ich gelesen, der Crotch Grab sei überhaupt eine Erfindung schwarzer Männer, die die verklemmten Weißen damit gezielt schockieren wollten, wie auch mit ihrem langsamen wiegenden Gang, der Lässigkeit und Verachtung signalisieren solle.
Michael Jackson selbst gestand bei Oprah schelmisch, der Crotch Grab habe mit seiner Musik zu tun, es habe ihn irgendwie übermannt, hinterher hätte er sich selbst gefragt: Habe ich das wirklich getan?
Diese Erklärungen sind ja gut und schön, aber sie gehen doch am Kern der Sache komplett vorbei. Der Griff in den Schritt hat mit Harndrang zu tun, jedes Kind weiß das. Da haben also Michael Jackson und Madonna aus einer lästigen Blasenschwäche im Handumdrehen (sozusagen) ein Vermögen gemacht - Respekt!
“Blasen-Management”, eine umfangreiche Broschüre der Bayer HealthCare (klingt ihnen wohl schicker als Gesundheitsfürsorge), empfiehlt den Griff jedenfalls dringend für Erwachsene mit dem Jacko-Madonna-Syndrom:
Wie Sie den Blasendrang überlisten: • Drücken Sie als Frau auf die Klitoris und als Mann auf die Penisspitze, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben. Sie lösen damit einen Reflex aus, der den Harnröhrenverschluß positiv beeinflusst.
Nicht genau verraten wird, auf wessen Klitoris beziehungsweise Penisspitze da gedrückt werden soll, ich vermute jedoch, es ist die eigene gemeint. Andererseits, vielleicht auch nicht - warum sollte ich dazu nicht die Möglichkeit haben? Seit Michael und Madonna uns vorgemacht haben, wie es geht, sollten doch alle, denen der Kampf gegen die Blasenschwäche ernst ist, auch jederzeit und überall eine handliche Möglichkeit zum Crotch Grab finden. Schwierig könnte höchstens das Drücken auf eine andere als die eigene Klitoris bzw. Penisspitze sein - die Möglichkeiten dazu ergeben sich nicht so ohne weiteres.
Bei dieser Interpretation des Textes erhebt sich allerdings sofort die Frage: Warum darf nur "die Frau auf die Klitoris” und nur "der Mann auf die Penisspitze” drücken? Das klingt ja nun fast, als wolle Bayer Geschlechtertrennung oder gar lesbische und schwule Intimitäten propagieren. Wir sind leicht irritiert, besonders heute am Tag der Deutschen Einheit - aber ok, wenn's der Gesundheit dient....
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8 Kommentare
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11.10.2009 um 13:33 Uhr Oliver
Den EK-Griff gibt oder gab es bei der Bundeswehr auch. Ein (meist älterer) Mann greift den jungen Männern ohne Vorwarnung und ohne Einwilligung ans Geschlecht. Ein massenhafter und staatlich gewollter sexueller Missbrauch. Ich persönlich fühlte mich damals in meiner sexuellen Integrität verletzt. Ob ich einen psychischen Schaden davongetragen habe, weiss ich nicht, aber immerhin ist mir der Vorfall bis heute präsent. Übrigens würde mich interessieren, wie frau und man in diesem Blog dazu steht, dass Männer - im Gegensatz zu Frauen - in bestimmten Ländern zwangsweise zum Militär- oder Zivildienst eingezogen werden.
09.10.2009 um 14:52 Uhr Anne
@ Klaus
Natürlich ist die “sinnvolle” geste bei der musterung anders zu bewerten.
Immerhin, ein check kann doch schon jahre vor der musterung vorgenommen werden - jungen frauen wird ein `frühzeitiger` gang zur frauenärztin auch angeraten. Junge männer scheinen da etwas nachzuhinken?
Aber erfräulich, dass der rituelle griff zum schritt sich wenigstens für herrn Berlusconi inzwischen als fehlGriff herausstellte - ob er auch dagegen immun sein wird?
05.10.2009 um 07:29 Uhr Klaus
Bei der Stellung (Musterung) im österreichischen Bundesheer nannten wir den Griff EKG (Eierkontrollgriff)
Dabei wurde geschaut, ob die Stepfls (Stellungspflichtige) beide Hoden am rechten Fleck hatten. Fehlte ein Hoden, war der Stepfl untauglich.
Heute ist das kein Hinderungsgrund mehr.
Dass die Hoden auf Varicocelen, Bauchhoden, Gleithoden, usw. gecheckt werden, sollte bei der Musterung eigentlich kein Fehler sein.
04.10.2009 um 13:33 Uhr Amy
Welch netter Aufruf des Blasen-Managements. Selbst gemeinsame Übungskurse für Beckenbodenmuskulatur-Verrenkungen werden heutzutage den Bedrängten angeboten - hier liesse sich der kokette Griff in den Schritt fachmännisch vorgeschrieben und miteinander geschlechtergerecht nachvollziehen?
König Schlossgespenst öffentlich vorgeführte drangvollen Griffe ins männl. Leben haben bei seinen zahlreichen UntertanInnen zu hysterischen Weinkrämpfen geführt. Alle litten tränenreich mit.
Die symbol. Zurschaustellung der männl. Genitalien soll in vielen Kulturen Teil d. männlichen Körpersprache zum Zwecke der Wartung/Konservierung der Rangordnung sein. Vergleichbar mit dem Protzen am Männerstammtisch :-() - scheint also im genetischen Stammbuch männl. Säugetiere festen Bestand zu haben?
03.10.2009 um 19:20 Uhr Anne
Ja, wir müssen uns vorsehen vor all den männl. ritualen und traditionen und auch auf die handbewegungen achten - die eine reicht/e - wie in der vergangenheit - zum “himmel - heute kühnengruss” , während die andere ständig den schritt im visier hat ... Die ergebnisse dieser männl. heil(s)verkünder sind lauter katastrophen ....
03.10.2009 um 18:13 Uhr Joey Horsley
Hitler u seine Mannen haben was Ähnliches gemacht, nicht? Und zwar mit beiden Händen, vielleicht um doppelt sicher zu gehen?
03.10.2009 um 17:26 Uhr Anne
Danke, liebe Luise !
Gegen häufigen blasendrang könnte doch auch ein entsprechender `schrittmacher` die schwäche beheben? wäre gar nicht unpraktisch .
Die `hand zum schritt` scheint auch ein uraltes (pubertierendes) männl. ritual zu sein, das auch als performance den obigen verstorbenen zu ruhm und ehre brachte.
Der offizielle griff in den schritt gehört - glaube ich - auch heute noch bei der bundeswehr zur musterung? :-(
Lt. presse wurde in italien durch ein gericht diese rituelle männl. darbietung in der öffentlichkeit inzwischen verboten. Sie diente u.a. dazu, nahendes unglück zu verbannen. Gerade in süditalien gilt diese geste als zeichen ungebrochener männlichkeit. Das kommt fast einer kastration der ital. machos gleich (so wird lt. presse befürchtet). Sogar S. Berlusconi pflegte i.d. vergangenheit mit dem griff ins gemächt - selbst bei grösseren empfängen - eine bestandsaufnahme zu machen, z.b. bei einer parlamentsabstimmung, um das unheil einer niederlage abzuwenden ...
Der ärmste leidet neben blasendrang, crotch grab auch noch unter dem drang nach immer jüngeren frauen..
llg Anne
03.10.2009 um 15:38 Uhr Joey Horsley
Liebe Luise,
vielen Dank für die nützlichen kulturellen und medizinischen Infos! Du bist wieder mal unsere Spitzenaufklärerin!