Rabatte, Rabatte
Rabatte für umweltfreundliches Konsumverhalten sind in. In Deutschland belebte die sogenannte Abwrackprämie das Geschäft, Monate später holen die USA nach mit “Cash for Clunkers” (natürlich viel flotter benannt als unsere Aktion, die niemand aussprechen kann).
Das Bordell “Maison d’Envie” (dt. Haus der Lust bzw. des Neids) in Berlin ist auch nicht von gestern und bietet seinen Kunden einen Ökorabatt. Er “gilt in Verbindung mit einem gültigen Fahrausweis/Umweltkarte (bitte vorzeigen) der öffentlichen Berliner Verkehrsmittel sowie für Gäste die uns mit dem Fahrrad besuchen.” 30 Minuten “Service” kosten bspw. 50 EUR, für den Öko-Freier hingegen nur 45 EUR. Prozentual noch günstiger kommt der Öko-Schnellficker weg, er spart bei 15 Minuten Service nicht nur ein Zehntel, sondern gleich ein Sechstel: 25 statt 30 EUR für “1 x Verkehr ohne Extras oder Handentspannung”.
Das mag uns alles sehr fragwürdig vorkommen, aber das Bordell will halt sein Image aufbessern und uns weismachen: “Wir sind keine x-beliebige Schmuddelbude, sondern eine Einrichtung, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzt.”
Über die seltsamen Prioritäten grüner Männer sagte Alice Schwarzer schon vor Jahrzehnten: “Was nützt uns ein ökologisch gesunder Wald, wenn wir darin vergewaltigt werden?”
Dass das Bordell durch die unanständige Verkoppelung eines “ehrenwerten Anliegens” mit der Ausbeutung armer Frauen mindestens die Hälfte der ökobewussten Menschen, die Frauen, verprellt, kann ihnen ja egal sein - Frauen gehören nicht zu ihrer Kundschaft.
Unerträglich aber wird es, wenn sich “ehrenwerte” Organisationen “dranhängen”. Die Tierschutzorganisation PETA fand die Idee so originell, dass sie dem Bordell nahelegte, auch Vegetariern einen Bonus einzuräumen. Sinngemäß: “Vegetarier zeigen ihr Herz für Tiere und schonen die Umwelt noch mehr als Radfahrer. Sie verdienen erst recht eine Belohnung.” Dass die Belohnung darin besteht, mehr arme Frauen benutzen und beschmutzen zu können - kein Thema!
Zu dieser Nachricht gab es viele Online-Kommentare. Die meisten gingen gegen den Vegetarismus, andere fanden es blöd, einen Bonus zu fordern für etwas, was sich sowieso nicht nachprüfen lasse. Nur eine Stimme entrüstete sich darüber, dass PETA die Tiere offenbar schützenswerter findet als die Frauen.
Auch Hitler war Vegetarier und Hundefreund.
Diese Männer mit ihren guten Taten. Sie erinnern an die Vergewaltigungsexzesse unserer "BeFreier" (Helke Sander) nach dem zweiten Weltkrieg und an die UN-"Friedens"soldaten im ehemaligen Jugoslawien, die den Frauenhandel dort gewaltig belebt haben.
Zum Trost eine Geschichte von einem Rabatt der anderen Art: Unsere italienischen Freundinnen besuchten uns in Boston und machten per Schiff einen Ausflug nach Provincetown auf Cape Cod, einer der drei Hochburgen der US-amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung. In einem winzigen Geschäft kauften sie bei einer alten Frau eine Kate-Clinton-DVD. Im Hinausgehen merkten sie, dass sie nicht den angegebenen Preis bezahlt hatten, sondern 3 Dollar weniger. Sie gingen zurück und wollten den Rest noch bezahlen. “No no”, sagte die Frau, “that’s the rebate for lesbians.”
(Dank an Anne Beck für die Hinweise auf die Bordellrabatte für Umwelt- und Tierschützer. Auf deren Seiten mag ich hier keine Links legen.)
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7 Kommentare
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22.01.2010 um 13:11 Uhr Anne
Die sendung bei Maischberger zu pro und contra prostitution habe ich mir nicht angesehen - aber in einem artikel zu “rolf edens widerliche flatrate-sex-geschichten” wird einmal mehr deutlich, wie ein mann (ich behaupte mal, dass die meisten frauenbenutzer ähnlich denken aufgrund div. diskussionsbeiträge/so meine erfahrung ) skrupellos fern jeglicher realität die ware “frau” kennzeichnet:
....der reiz am käuflichen sex bedeutet für ihn die freiheit für geld machen zu können, was mann will. der gedanke, ob die frauen das alles nur freiwillig oder eher unter druck ausüben müssen, interessiert ihn nicht - “das ist mir so etwas von egal… rolf eden in der pose des potenzprotzes gibt grinsend anekdoten aus den flatrate-bordellen zum besten. ich war auch schon einmal im flatrate-bordell . das ist das beste was es gibt. da liegen 3o frauen rum , alle mit den beinen breit und jeder kann sooft wie er will….ist ja keine arbeit, ist ja auch vergnügen für die frauen.”
Besser kann ein männlicher mensch seine frauenverachtung und somit seine einstellung zur menschenverachtenden industriellen vermarktung der weibl. vagina nicht darstellen.
Wie der vater so der sohn? hat doch der vater ihn mit 15 jahren zum ersten mal in den besten puff der stadt genommen - erfahrung ist alles, lt. R.E. ..
kein wunder, dass die super florierende gierige sexindustrie die männliche kundschaft und somit die mitverursacher v. frauenhandel und -ausbeutung etc. nicht vergraulen will.
28.08.2009 um 10:44 Uhr Irmgard
Siehe dazu auch “Animal advocates against PETA”
http://www.facebook.com/group.php?gid=128929951569
Eigendefinition der Gruppe: “As animal advocates and progressives we reject the sexism and misogyny of PETA. SEXISM IS NOT ACTIVISM!”
09.08.2009 um 20:26 Uhr Anne
Vegetarisch leben kann auch ein mensch aus gesundheitlichen und nicht aus rein ethischen gründen - eine tierschutzorganisation, die eine obige bordell-aktion unterstützt und nahelegt, vegetariern auch noch einen zusatz-bonus einzuräumen, handelt in ihrer tierliebe menschen- bzw. frauenverachtend, d.h. frauenfeindlich.
Und wer würde jeden einzelnen vegetarisch lebenden menschen schon kontrollieren, ob er sich auch 1oo %ig an seine mission hält? damit er `mit herz und liebe` bonusgerecht frauen platt-machen und sie wie abgerichtete maschinen behandeln kann.
“Fleischverzicht führt zu mehr lebensLust”, d.h. zu noch grösseren menschen-schlangen vor den bordell-türen!
Diese peta-werbeaktion für mich eher ein beweis mehr, wie inhuman angebliche `BeFreier` auch handeln können ....
09.08.2009 um 17:17 Uhr Oliver
Ob Hitler Vegetarier war, ist höchst umstritten. Laut ZEIT (17/2001) hält der Hitler-Biograf Robert Payne “das Bild vom vegetarischen, nicht rauchenden und auch sonst asketisch lebenden Führer für ein Propagandakonstrukt, das vor allem von Goebbels gepflegt wurde”. Wenn dem so wäre, würden bis heute einige Menschen der Propaganda von Goebbels aufsitzen. Dabei ist es vollkommen irrelevant, ob Hitler Vegetarier war oder nicht. Um mit der Wochenzeitung den Tierschützer Peter Singer zu zitieren: “Die Tatsache, dass Hitler eine Nase hatte, bedeutet ja auch nicht, dass wir uns die Nase abschneiden müssen.” Singer wiederum verantwortet nicht nur scharfe Analysen auf dem Gebiet der Tierethik, sondern auch inakzeptable Vergleiche. Inakzeptabel ist es auch, zwischen Vegetarismus und Holocaust einen Zusammenhang herzustellen.
09.08.2009 um 16:06 Uhr Anne
Eine nicht hinnehmbare peta-aktion, die einerseits für ein `fleischloses` leben wirbt - andererseits die meute `mensch/mann` mit einem preisnachlass auf die `bordell-ware frau, sprich menschenfleisch` hetzt. Peta kennt doch die flatrate-bordell-werbung “sex mit allen frauen, solange du willst , so oft du willst und wie du willst”.
Tiere sollen keine objekte sein, aber frauen herhalten als lustobjekte - auf ihnen kann mann gut und billig rumtrampeln…
Vegetarier hätten mehr empathie, was in ihrem mitleid für die gequälten tiere zum ausdruck komme? Diese aktion ist eine reine heuchelei! ein spiegelbild dieser gesellschaft, in der die frau immer noch mit dem männlich voyeuristischen blick betrachtet und definiert wird; wichtiger als die themen frauenarmut, -ausbeutung, sind dagegen jugend-/schönheitswahn und sexuelle männl. `standfestigkeit`.
So ärgerlich, wenn sich frauen in werbeaktionen für peta ebenfalls fremdbestimmen lassen und mit dem slogan `so sexy kann tierschutz sein` auch noch falsche signale setzen.
Richtig, Hitler ein beispiel, wie auch ein vegetarier und mensch mit suspekter liebe zu schäferhunden zum massenmörder werden kann.
Danke auch für den hinweis zu Kate Clinton ...
llg Anne
09.08.2009 um 10:25 Uhr Oliver
Ich bin mein ganzes bewusstes Leben lang Vegetarier gewesen. Ursache war der Ekel, der Ekel vor Leichenteilen, der immer noch den Hauptgrund darstellt. Hinzu kamen ethische, ökologische, ökonomische Gründe. Einer vegetarischen Organisation anschliessen mochte ich mich nie. Ich kann nicht nur an den Zweck denken, auch die Mittel sind mir wichtig. Viele Aktionen von PETA erschliessen sich mir nicht. Letztes Jahr schrieb ich zur Wahl des “Sexiest Vegetarian” in einem alsbald wieder eingestellten Blog: “PETA ... finde ich irgendwie gut. Und irgendwie nicht. Auf die Nerven geht mir die aktuelle Wahl zum Sexiest Vegetarian. Ein Zitat aus dem Newsletter vom 3. Juni 2008: ‘Erfolgreich, beliebt und sexy sind unsere vegetarischen Promis. Gesund leben, Mitgefühl zeigen und ganz nebenbei noch gut aussehen gehört für die Kandidaten zum heissesten vegetarischen Prominenten zum Alltag. Diese Prominente wissen ganz genau: Vegetarismus ist der Schlüssel für ein besseres Leben.’ Irgendetwas irritiert mich, ohne dass ich es in Worte fassen kann. Vielleicht ist es nicht gut, ein Blog mit einer gewissen Sprachlosigkeit zu beginnen. Aber ich werde einfach nicht immer alles wissen und auch nicht so tun. Ich werde manchmal Fragen stellen, aber nicht beantworten. Alles aus einer tiefen Skepsis heraus, auch Vegetariern gegenüber. Ungeordnet stellen sich nun doch erste Fragen ein: Was scheren mich eigentlich die Promis? Gehören ‘Mitgefühl zeigen’ und ‘gut aussehen’ wirklich zusammen? Kann man ohne Ironie sagen, dass Vegetarismus ‘der Schlüssel für ein besseres Leben’ ist? Ja, kann man. Aber nur in Bezug auf die Tiere.” In dem Artikel von PETA zur Bevorzugung der Vegetarier in einem Berliner Bordell heisst es: “‘Viele Männer denken, eine fleischlose Ernährung sei unmännlich und wenig sexy’, so Hollerbach. Das Gegenteil beweise PETA jährlich mit der Wahl der ‘Sexiesten Vegetarier’.” Die sexiesten Vegetarier? Nicht nur sprachlich ein Unsinn. Zum Glück gibt es grosse Tierethikerinnen wie Ursula Wolf (“Das Tier in der Moral”), die auf einem anderen Niveau argumentieren. Und Millionen Vegetarierinnen und Vegetarier, für die ihre Ernährung “normal” ist. Mit dem Begriff des normalen Essens werden sie nämlich täglich konfrontiert. Auch für uns gibt es keine gerechte Sprache.
09.08.2009 um 09:55 Uhr Ricky D.
danke lfp !....
Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis ein bekanntest Möbelhaus einen neuen Werbe-Slogan herausbringt- z.b.
” bist du schon ein Öko_bumser, oder f..du noch ?”
wenn dann noch die PAYBACK ( Deutschlands beliebtestes Bonusprogramm) dazu käme, wäre es doch erst richtig interessant für die
“HERREN Öko-bumser - der Umwelt zu liebe “
Neidisch könnte frau auf den
“rebate for lesbians” werden - dank
” Gleichstellungsgesetzt ” würde sich ein solcher Rabatt in Deutschland nicht realisieren lassen, ohne einer Flut von männlicher Klagen vor Gericht verantworten zu müssen:-(°/°)
l.g. Ricky