Fembio Specials Exilantinnen (1933-1945) Maria Goeppert-Mayer
Fembio Special: Exilantinnen (1933-1945)
Maria Goeppert-Mayer
geboren am 28. Juni 1906 in Kattowitz, Schlesien
gestorben 20. Februar 1972 in San Diego, Kalifornien
deutsch-amerikanische Physikerin und Nobelpreisträgerin (1963)
50. Todestag am 20. Februar 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Maria Goeppert-Mayer bekam 1963 – als zweite Frau und 60 Jahre nach Marie Curie – den Physik-Nobelpreis für ihre Aufklärung der Schalenstruktur des Atomkerns. Gegen den Preis hatte sie nichts einzuwenden, aber es mißfiel ihr, daß sie wegen der Zeremonie stundenlang nicht rauchen konnte.
Maria war das einzige Kind des Göttinger Professors für Kinderheilkunde Friedrich Goeppert und seiner Frau Maria. Wie Goeppert-Mayer in ihrem auf Bitte des Nobelkomitees angefertigten Lebenslauf stolz mitteilt, war ihr Vater der siebte in einer ununterbrochenen Abstammungslinie von Professoren. Sie sollte schließlich die Reihe fortsetzen, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten, da Frauen weder in Deutschland noch in den USA für den Professorenberuf vorgesehen waren.
Zunächst einmal wies der fortschrittliche Vater seine Tochter an: »Werde nie eine Frau, wenn du groß bist« – d.h.: lerne einen interessanten Beruf und vergeude dein Leben nicht als Heimchen am Herd. Maria studierte Mathematik und bald Physik – für beide Fächer war Göttingen damals die Hochburg, u.a. lehrten dort Max Born, James Franck und viele andere spätere Nobelpreisträger. Marias Vater starb 1927, und die Mutter begann, Zimmer an Studenten zu vermieten. Einer der Studenten war Joseph Mayer, Student der physikalischen Chemie aus den USA. Er fand Maria nicht nur hübscher, sondern auch klüger als alle anderen jungen Frauen. 1930 promovierte Maria Goeppert bei Max Born über Doppel-Photonen-Prozesse, einen quantenphysikalischen Effekt, heiratete Joe Mayer und ging mit ihm nach Baltimore, wo er eine Professur an der Johns-Hopkins-Universität bekam. Für die gleich qualifizierte Maria Goeppert-Mayer gab es wegen der Nepotismus-Beschränkung keine Stelle. Maria war nie besonders kämpferisch gewesen und nahm es hin. Sie gebar in den dreißiger Jahren zwei Kinder, Marianne (1933) und Peter (1938), und schrieb zusammen mit ihrem Mann das Lehrbuch »Statistische Mechanik«, das ein Klassiker wurde.
Ende 1941 traten die USA in den Krieg ein, und alle verfügbaren NaturwissenschaftlerInnen wurden für Kriegsziele eingesetzt. Goeppert-Mayer »durfte« in dem Geheimprojekt SAM an der Gewinnung des »Sprengstoffs« für die Atombombe mitarbeiten. Nach dem Krieg gingen sie und Joe an das Atomforschungszentrum in Chicago. Nunmehr Professorin, wenn auch unbezahlt, entwickelte Goeppert-Meyer ihre Theorie vom zwiebelartigen Aufbau des Atomkerns, den man sich bis dahin unstrukturiert vorgestellt hatte. Dafür bekam sie 1963 mit Eugene Wigner und Hans Jensen den Nobelpreis.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Dash, Joan. 1988. A Life of One's Own: Three Gifted Women and the Men they Married: Margaret Sanger, Edna St. Vincent Millay, Maria Goeppert-Mayer. New York. Paragon.
Fölsing, Ulla. 1990. Nobel-Frauen: Naturwissenschaftlerinnen im Porträt. München. Beck.
Kerner, Charlotte. Hg. 1990. Nicht nur Madame Curie … Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz & Gelberg.
Koerner, Marianne. 1989. Auf die Spur gekommen: Frauengeschichte in Göttingen. Neustadt am Rübenberge. Calenberg Press.
Rauch, Judith. 1990. »Werde nie eine Frau, wenn du groß bist«: Maria Goeppert-Mayer (1906-1972). Nobelpreis für Physik 1963”, in: Kerner, Charlotte. Hg. 1990. S. 156-181.
Weber-Reich, Traudel. Hg. 1993. »Des Kennenlernens werth«: Bedeutende Frauen Göttingens. Göttingen. Wallstein.
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