Fembio Specials Berühmte Italienerinnen Milva
Fembio Special: Berühmte Italienerinnen
Milva
(Maria Ilva Biolcati)
geboren am 17. Juli 1939 in Goro bei Ferrara
gestorben am 23. April 2021 in Mailand
italienische Sängerin und Schauspielerin
85. Geburtstag am 17. Juli 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Maria Ilva Biolcati, als Milva international bekannt, ist eine äußerst vielseitige Sängerin. Egal ob Chansons, Schlager, Opernarien oder Brecht/Weill-Kompositionen – die Frau mit dem dramatischen roten Haar (daher ihr Spitzname „La Rossa“) beherrscht all dies gleichermaßen virtuos.
Geboren als Tochter einer Fischhändlerfamilie, musste sie früh mitarbeiten; der Vater hatte das Vermögen weitgehend verspekuliert. Nach einer Gesangsausbildung begann Milva als Nachtclubsängerin, gewann mit 21 den Talentwettbewerb der RAI und kam so zum ersten Plattenvertrag. 1961 schaffte sie mit Platz 3 beim San Remo-Festival den Durchbruch in Italien, trat erstmals als Schauspielerin auf und heiratete ihren Manager Maurizio Corgnati. Die einzige Tochter Martina kam 1963 zur Welt.
In den folgenden Jahrzehnten stieg Milva zum international gefeierten Star auf: sie sang in vielen Sprachen, wurde aber besonders in Deutschland und Frankreich sehr beliebt. Die Zusammenarbeit mit Giorgio Strehler brachte Milva zur intensiven Beschäftigung mit Brecht-Interpretationen, auch selten gehörten und wieder entdeckten Kostbarkeiten. Daneben ist sie bis heute Astor Piazzollas Lieblingssängerin – keine andere haucht seinen Tangoschöpfungen so viel Leben ein. An der Mailänder Scala war Milva in Opernhauptrollen zu sehen, in Paris gab sie die „Seeräuber-Jenny“ in Brechts Dreigroschenoper. Eine ihrer Tourneen widmete Milva den Chansons der Edith Piaf. Namhafte Komponisten wie Theodorakis und Morricone schrieben Lieder für sie, an ihren deutschen Plattenproduktionen arbeiteten u.a. Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg mit. Als Schauspielerin trat sie in mehreren Filmen auf, u.a. an der Seite Gina Lollobrigidas und unter der Regie von Werner Herzog.
Privat dagegen hat Milva viel Leid erfahren. Die Ehe mit Corgnati zerbrach 1969. Von 1986-96 lebte sie mit dem Schauspieler Luigi Pistilli zusammen, der zunehmend unter Depressionen litt und im April 1996 Selbstmord beging. Eigentlich wollte sich die Künstlerin 1992 ins Privatleben zurückziehen, feierte aber zwei Jahre später ein grandioses Comeback und steht seitdem wieder auf Bühnen in aller Welt. (Text von 2008)
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Am 23. April 2021 ist Milva im Alter von 81 Jahren in Mailand gestorben.
Milva fühlte sich zeitlebens mit Deutschland eng verbunden. Insbesondere ihre in deutscher Sprache gesungenen Schlager und ihre Brecht-Interpretationen machten sie einem breiten Publikum bekannt. Zu den größten deutschen Erfolgen zählen „Freiheit ist meine Sprache“, „Hurra wir leben noch“ und „Alexanderplatz“.
Am 1. Juni 2006 erhielt die Sängerin und Schauspielerin „in Anerkennung ihrer um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste“ das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Als besondere und faszinierende Begegnung zwischen Stimme und Poesie gilt die im Jahr 2004 erschienene CD „Milva canta Merini“ (Milva singt Merini). Darin interpretiert sie Texte der italienischen Dichterin Alda Merini mit großem Stimmumfang und tiefgehender Vielseitigkeit. (Nachtrag 2024 von Evi Ferrarini)
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Links
Milva. Wikipedia. (24.03.24)
Milva. La Rossa. Offizielle Webseite auf Italienisch. (24.03.24)
Aleeturia 3001. Milva Alexanderplatz Live Berlino 1988. Youtube.
VHS-Goldie. Milva - Hurra, wir leben noch - 1984. Youtube.
Deutsche Biographie. Milva, Sängerin. Bayerische Staatsbibliothek. München.
https://www.deutsche-biographie.de/13446351X.html (24.03.24)
Zeit Online. 24. April 2021. Hamburg. Sängerin Milva gestorben. Italienische Chansonsängerin.
https://www.zeit.de/kultur/musik/2021-04/milva-italienische-chansonsaengerin-schlagerstar-tod (24.03.24)
Deutschlandfunk Kultur. Die singende Sozialistin. Zum Tod von Milva. Deutschlandradio. Köln.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/zum-tod-von-milva-die-singende-sozialistin-ist-gestorben-100.html (24.03.24)
Cantanti italiane. Milva canta Alda Merini (Live). Youtube.
Literatur & Quellen
Harenberg: Das Buch der 1000 Frauen: Ideen, Ideale und Errungenschaften in Biografien, Bildern und Dokumenten. Red.: Ulrike Issel & Ingrid Reuter. Mannheim. Meyers Lexikonverlag.
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