Fembio Specials Frauen aus Lateinamerika Violeta Barrios de Chamorro
Fembio Special: Frauen aus Lateinamerika
Violeta Barrios de Chamorro
Wikipedia
geboren am 18. Oktober 1929 in Rivas, Nicaragua
Zeitungsverlegerin, nicaraguanische Präsidentin (1990-1996)
95. Geburtstag am 18. Oktober 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Als Violeta Chamorro am 25. Februar 1990 gegen den „Gockel“ Daniel Ortega die Präsidentschaftswahlen in Nicaragua gewann, wurde viel von ihr erwartet: Die Witwe eines „Märtyrers“, vierfache Mutter und überzeugte Katholikin, sollte die Spaltung des Landes zu überwinden – seit 10 Jahren wütete der Bürgerkrieg zwischen den sandinistischen Regierungstruppen und den von den USA unterstützten Contra-Rebellen.
Tatsächlich gelang es Violeta Chamorro in den sechs Jahren ihrer Regierung, dem Land einen fragilen Frieden zu bringen – sie reduzierte die Armee um 80 Prozent, bewegte die Contras zur Niederlegung ihrer Waffen. Die von ihr betriebene neoliberale Politik – Abbau des Staatsapparates, strikte Bekämpfung der Inflation, Wiedereinführung der Marktwirtschaft – brachte ihr die Zustimmung der kapitalistischen Welt. Sie bedeutete aber auch das Ende der sandinistischen Revolution, die mit ihren beeindruckenden Programmen für Gesundheit, Bildung, Frauenrechte und Agrarreform vielen Menschen Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht hatte.
27 Jahre lang hatte Violeta Barrios die politische Arbeit ihres Mannes aus dem Hintergrund unterstützt. Pedro Chamorro, Herausgeber der größten Tageszeitung des Landes La Prensa, war der wichtigste Repräsentant des bürgerlichen Widerstands gegen den Somoza-Clan, der Nicaragua seit über 30 Jahren beherrscht und ausgepresst hatte. Als er 1978 auf offener Straße in Managua erschossen wurde, entschlossen sich große Teile der bürgerlichen Opposition, den Kampf der sandinistischen Befreiungsfront (FSNL) zu unterstützen. Knapp zwei Jahre später beendete der Volksaufstand unter Führung von Daniel Ortega den Alptraum der Diktatur.
Trotz ihrer Bedenken gegen die marxistische Orientierung der FSNL erklärte sich Violeta Chamorro zunächst bereit, an der fünfköpfigen „Junta des nationalen Wiederaufbaus“ mitzuarbeiten, legte aber nach neun Monaten ihr Amt nieder, weil sie das Verstaatlichungsprogramm und die Entwicklung hin zum Ein-Parteien-Staat nicht mittragen wollte. In den folgenden Jahren machte sie La Prensa wieder zum wichtigsten Oppositionsblatt, diesmal gegen den sozialistischen Kurs der Sandinisten, wieder von der Zensur behindert, mehrfach von Schließung bedroht. Durch den Wahlsieg Violeta Chamorros wurde zwar die Meinungsfreiheit wieder hergestellt – die sozialen Probleme des Landes aber blieben ungelöst. Arbeitslosigkeit, Analphabetenrate, Kindersterblichkeit erreichten unter den nachfolgenden bürgerlichen Regierungen einen traurigen Höchststand. Ob Daniel Ortega, 2006 aufs Neue zum Präsidenten gewählt, daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten.
(Text von 2008)
Verfasserin: Andrea Schweers
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Violeta_Barrios_de_Chamorro
http://www.elmundo.es/magazine/2004/257/1093620231.html
http://www.friedenskooperative.de/ff/ff98/5-26.htm
Links geprüft am 13. Oktober 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Barrios de Chamorro,Violeta. 1996. Dreams of the Heart: the Autobiography of President Violeta Barrios de Chamorro of Nicaragua. New York. Simon & Schuster.
Probst, Ernst. 2001. Superfrauen 3: Politik: Biografien berühmter Politikerinnen. Mainz-Kostheim. Verlag Ernst Probst.
Wandel, Elke. (Hg.) 1991.Witwen und Töchter an der Macht: Politikerinnen der Dritten Welt. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt.
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