
Wikimedia Commons
geboren am 5. April 1950 in Jönköping, Schweden
schwedische Sängerin und Komponistin
75. Geburtstag am 5. April 2025
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Agnetha Fältskog ist fünf Jahre alt, als sie ihr erstes Lied Två små troll (Zwei kleine Trolle) verfasst und selbstbewusst erklärt, dass sie ein Weltstar werden würde. Sie übt auf dem Klavier eines Nachbarn, bis ihre Eltern der Achtjährigen ein eigenes Klavier kaufen und den Unterricht finanzieren können. Nach dem Schulabschluss 1965 arbeitet sie als Telefonistin in einem Jönköpinger Autohaus. Im Sommer 1966 bekommt sie das Angebot, für die Sängerin Agneta Desilva bei Bernt Enghardts Tanzorchester einzuspringen. Agnetha überzeugt, da sie bereits verschiedene Musikstile beherrscht, von den in Schweden beliebten Liedern der von Country, Schlager und Volksmusik beeinflussten Tanzbandmusik, bis hin zum Rock’n‘Roll und Rhythm & Blues der von ihr bewunderten Connie Francis. Sie singt an den Abenden und Wochenenden mit dem Tanzorchester, während sie gleichzeitig als Telefonistin im Schichtdienst Vollzeit arbeitet. Als Talentscout und Rocklegende Lille Gerhard ihre Eigenkomposition Jag var så kär (Ich war so verliebt) hört, arrangiert er Studioaufnahmen und vermittelt Fältskog ihren ersten Plattenvertrag. Die Single Jag var så kär verdrängt die Beatles von Platz eins der schwedischen Verkaufscharts. Ende 1968 erscheint ihr Debütalbum Agnetha Fältskog, und im Jahr darauf das zweite Album Agnetha Fältskog Vol. 2. Ihr fünftes und wohl originellstes Soloalbum Elva kvinnor i ett hus (Elf Frauen in einem Haus) erscheint 1975. Fältskog ist bis in die 70er Jahre hinein als Komponistin und Songschreiberin kreativ und erfolgreich. Die Lieder dieser Zeit sind romantisch und spiegeln ihre Gefühlswelt wider. 2013 erhält sie von der schwedischen Komponistenvereinigung SKAP den Kai Gullmars-Gedenkpreis, der an die erste schwedische Komponistin populärer Musik erinnert.
Bei einer Fernsehproduktion verliebt Fältskog sich 1969 in Björn Ulvaeus, den fünf Jahre älteren Gitarristen und Leadsänger der schwedischen Folk-Gruppe The Hootenanny Singers, der mit Benny Andersson, dem Keyboarder der gefeierten schwedischen Rockband Hep Stars befreundet und durch gemeinsame Musikproduktionen bis heute eng verbunden ist. Fältskog und Ulvaeus heiraten im Juli 1971. Gemeinsam mit der Verlobten von Benny Andersson, der Sängerin Anni-Frid Lyngstad, beschließen die vier künftig gemeinsam aufzutreten und nennen sich ab 1973 ABBA (abgeleitet von Agneta, Benny, Björn, Anni-Frid).
Fältskog stellt ihre eigenen musikalischen Projekte zurück und komponiert für das 1973 erscheinende Debüt-Album Ring Ring den Song Disillusion. Durch Schwangerschaft und Geburt ihrer Tochter Linda im Februar 1973 kann sie jedoch nicht an der Promotion-Tour teilnehmen. Die steile internationale Karriere von ABBA beginnt mit dem Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 in Brighton, den sie mit dem Song Waterloo gewinnen.
Agnetha Fältskog ist das jüngste und populärste Mitglied der Gruppe. Ihre Sopranstimme und Anni-Frid Lyngstads Mezzosopran prägen den besonderen ABBA-Sound entscheidend mit. Nahezu sämtliche ABBA-Songs werden von Andersson komponiert und von Ulvaeus betextet. Mit ihrer Musik zwischen Schlager, Pop und Disco treffen ABBA den Nerv der Zeit und begeistern bis heute weltweit.
Als Fältskog mit ABBA die größten Erfolge feiert, bricht für sie dennoch die wohl schwierigste Zeit ihres Lebens an. Die plötzliche Popularität der Gruppe setzt die Mitglieder unter extremen Druck, neue Songs zu produzieren, auf Tournee zu gehen, Konzerte zu absolvieren und die Erwartungen von Fans und Medien zu erfüllen. Für Fältskog, die unter Schlaflosigkeit und Flugangst leidet, kommt zum enormen Arbeitspensum noch die Fürsorge für ihre kleine Tochter hinzu. Um den Druck zu mindern, ihre Präsenz aber weltweit zu erhöhen, produziert die Band Videos zu ihren Songs.
Während der Produktion des fünften Albums und der Dreharbeiten für den ABBA-Film ist Fältskog mit ihrem Sohn schwanger und arbeitet täglich bis zu zwölf Stunden. Um eine Fehlgeburt zu verhindern, singt sie einige Lieder liegend ein, was sie bis heute als angenehm und qualitätssteigernd empfindet. Nachdem im Dezember 1977 ihr Sohn Peter Christian zur Welt gekommen ist, versucht das Paar mittels einer Paartherapie die schwelende Ehekrise zu bewältigen. Doch Ende 1978 zieht Fältskog mit den Kindern aus dem gemeinsamen Haus aus. Im Juli 1980 folgt die Scheidung. Auch Benny und Anni-Frid geben ihre Trennung bekannt, während ABBA zeitgleich The Winner Takes It All veröffentlicht, die bis heute wohl berühmteste musikalische Schilderung einer Ehescheidung. Eine offizielle Trennung der Gruppe gibt es nicht, doch die Bandmitglieder gehen zunehmend eigene Wege. Fältskog veröffentlicht in den 80er Jahren drei englischsprachige Soloalben. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter 1994 und dem Tod ihres Vaters im Jahr darauf zieht Fältskog sich über viele Jahre aus Musikindustrie und Öffentlichkeit zurück, auch um sich und ihre Familie vor zudringlichen Fans und übergriffigen Medienleuten zu schützen. In Interviews, die zumeist der Vermarktung eines neuen Albums dienen, weicht sie persönlichen Fragen aus. 55 Jahre nach ihrem Debütalbum legt sie 2023 mit A+ einen Remix ihres 2013 erschienenen Albums A vor und lanciert in den sozialen Medien ihren neuen Song Where Do We Go From Here? Das begleitende Musikvideo im knallig bunten Zeichentrickstil mit Barbie-Image passt zum eingängigen aber flachen Pop-Sound. Die gefeierte virtuelle Londoner Bühnenshow zum ABBA-Reunion-Album Voyage mit animierten „ABBAtaren“* hat 2022 einen neuen ABBA-Hype ausgelöst und Fältskog einen Traum erfüllt: „Ich bin zu Hause in meinem Bett und gleichzeitig in London. Das ist doch sehr clever gemacht, oder?“
*alternative Schreibweise: „ABBA-Avatare“
(Text von 2025)
Verfasserin: Kerstin Reimers
Zitate
“Es gibt so Vieles, was man teilen möchte. Meine Art zu teilen ist das Lied. Da lege ich meine Gefühle hinein“, erklärte Fältskog in einem Interview.
Literatur & Quellen
Ball, Zoe. 2023. Interview mit Agnetha Fältskog und Jörgen Elofsson, Live-Recording from “The Zoe Ball Breakfast Show” BBC Radio 2. 31.08. 2023. https://www.youtube.com/watch?v=eDBxGQEgDDk.
Fältskog, Agnetha; Åhman, Brita. 1997. As I am: “Abba” - Before and Beyond. London.
Gradvall, Jan. 2023. Vemod undercover. Boken om ABBA. Stockholm.
Jörg, Dave. 2023. Neues Album “A+” von Agnetha Fältskog. SWR1 Rheinland-Pfalz, Sendung vom 13.10.2023. https://www.swr.de/swr1/rp/programm/agnetha-faeltskog-abba-neues-album-aplus-100.html
Niasseri, Sassan. 2023. Agnetha Fältskog im Interview: „Ich bedaure nichts“. Rolling Stone. 24.11.2023. https://www.rollingstone.de/abba-agnetha-faeltskog-im-interview-2670971/
Schaffer, Karlheinz. 2015. Das Phänomen ABBA. Masterarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz. https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/411839?originalFilename=trueSchaffer, KarlheinzGraz.
Wasem, Denise. 2023. ABBA: Agnetha Fältskog sträubte sich gegen Promotion für ihre „Voyage“-Shows. Rolling Stone. 13.10.2023. https://www.rollingstone.de/abba-agnetha-faeltskog-straeubte-sich-gegen-promotion-fuer-ihre-voyage-shows-2651005/.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.