geboren am 22. August 1846 in Bergen/Norwegen
gestorben am 15. März 1905 in Kopenhagen
norwegisch-dänische Schriftstellerin
175. Geburtstag am 22. August 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Für Amalie Skram war Leben und Schreiben eins. Sie lebte konsequent, was sie in ihren Büchern propagierte. In ihrem gesamten schriftstellerischen Werk empört sie sich über Scheinheiligkeit und Doppelmoral; ihre Bücher und Artikel spiegeln die Diskussionsthemen der Zeit – Prostitution, das Elend der Versorgungsehe, unerfüllte weibliche Sexualität.
Amalie Skram heiratete mit 18 Jahren einen Kapitän und begleitete ihn auf seinen Reisen um die Welt. Die Erfahrung dieser Ehe, die sie unreif und unaufgeklärt eingehen musste, ist Gegenstand mehrerer Eheromane – Konstanze Ring (1885), Lucie (1888), Frau Ines (1891) und Verraten (1892). 1877 lässt sie sich von Kapitän Müller scheiden. Sie zieht nach Oslo, nicht zuletzt um dem Skandal zu entfliehen, den sie damit ausgelöst hat. In Oslo ernährt sie sich – für eine Frau damals sehr ungewöhnlich – allein vom Schreiben (vor allem journalistische Arbeiten, aber auch schon Erzählungen). In Literatenkreisen lernt sie den dänischen Schriftsteller Erik Skram kennen. Nach der Heirat mit ihm zieht sie nach Kopenhagen und bleibt dort bis ans Ende ihres Lebens.
Amalie Skram entwickelte eine besondere Fähigkeit der zur Untätigkeit verdammten bürgerlichen Frau, das Beobachten, zur Meisterinnenschaft. Sie wurde zur Dichterin der Unglücklichen und des Unglücks. Ihr Hauptwerk, der vierbändige Roman Die Leute vom Felsenmoor (Hellemyrsfolket 1887-1898), ist als der naturalistische Roman der norwegischen Literatur schlechthin bezeichnet worden. Sie schildert darin das Elend einer Familie, die trotz aller Anstrengungen zu den Verliererinnen gehört. Besonders empörend fanden ihre ZeitgenossInnen, vor allem die männlichen, dass sie die erbärmliche Situation der Frauen aus deren Sicht schildert, und zwar nicht nur die der Dienstmädchen und Prostituierten, sondern auch die der angeblich so glücklichen bürgerlichen Frauen.
Als sie und Erik Skram sich auseinandergelebt hatten, reichte sie ein weiteres Mal die Scheidung ein. Die psychischen Belastungen dieses Lebens gegen alle Konventionen führten dazu, dass sie, zunächst aus freien Stücken, später jedoch gegen ihren Willen, einige Monate in psychiatrischen Krankenhäusern verbringen musste. Nur dank glücklicher Umstände erreichte sie ihre Entlassung aus der geschlossenen Anstalt. Auch diese schmerzliche und demütigende Erfahrung macht sie in zwei Romanen, Professor Hieronymos (1895) und In St. Jörgen (1895), öffentlich. Ihre schonungslose Beschreibung des Alltags in psychiatrischen Anstalten weckte eine breite Diskussion und führte zu Verbesserungen. (Text von 1995)
Verfasserin: Regine Elsässer
Zitate
Hat die Frau sich erst einmal erhoben, ist sie nicht mehr zu halten.
(Amalie Skram, 1880).
Literatur & Quellen
Anker, Øyvind & Edvard Beyer. 1982. Brevvekslingen mellom Bjørnsterne Bjørnson og Amalie Skram 1878-1904. Oslo. Gyldendal Norsk Forlag.
Brønsted, Mogens. Hg. 1982. Nordische Literaturgeschichte. Bd. 1. München. Wilhelm Fink.
Møller Jensen, Elisabeth. Hg. 1994. Nordisk Kvinnolitteraturhistoria. Band 2. Höganäs. Förlags AB Wiken.
Uecker, Heiko. 1990. Die Klassiker der skandinavischen Literatur. Hermes Handlexikon. Düsseldorf. Econ.
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