By Simon Fraser University - University Communications - https://www.flickr.com/photos/sfupamr/5577180639/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44793593
(Birutė Marija Filomena Galdikas)
geboren am 10. Mai 1946 in Wiesbaden
kanadische Primatenforscherin
75. Geburtstag am 10. Mai 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ganze Wochen, Monate, Jahre verbrachte Biruté Galdikas auf dem Rücken im Schlamm des Dschungels von Borneo liegend, Hitze, Regen und den Attacken der verschiedensten Insekten ausgesetzt. Ihr Lebensziel war es, die scheuen und bis dahin noch fast unbekannten Orang-Utans in den 30, 40 Meter hohen Baumwipfeln zu beobachten, ihre Bewegungen, ihre Sozialkontakte, ihr Fütterungs- und Paarungsverhalten aufzuzeichnen. Dabei kam sie zu überraschenden Ergebnissen: Orang-Utan-Weibchen bringen nur ca. alle 8 Jahre ein Junges zur Welt, sie kümmern sich fast so lange wie menschliche Mütter um ihren Nachwuchs und bilden, zusammen mit anderen Weibchen und deren Jungen, in den Baumkronen lockere Gemeinschaften, deren Zusammenhalt durch das Teilen von Nahrung und gegenseitige Fütterungsrituale hergestellt wird. Die erwachsenen, bis zu 150 kg schweren Männchen dagegen sind Einzelgänger, sie streifen auch auf dem Boden des Urwalds umher, legen weite Wege zurück auf der Suche nach einem der wenigen paarungswilligen Weibchen.
Mit ihren aufsehenerregenden Beobachtungen machte sich Galdikas einen Namen als jüngste im Trio der berühmten Primatenforscherinnen. Wie auch ihre beiden Kolleginnen – Jane Goodall und Dian Fossey, die Schimpansen bzw. Gorillas untersuchten – hatte Galdikas den entscheidenden Anstoß für ihre Forschungsarbeit von Louis Leakey, dem berühmten kenianischen Paläontologen, erhalten, dessen Ausgangsidee es war, dass man aus der Primatenforschung wichtige Erkenntnisse über die Lebensweise der frühen Menschen erhalten könnte. Über zwei Jahre brauchte Galdikas, nachdem sie Leakey 1969 als 23jährige Zoologie- und Anthropologiestudentin an der University of California, Los Angeles, begegnet war, um die Finanzen für ihr Forschungsvorhaben zusammenzubringen. Dann brach sie mit ihrem ersten Ehemann, dem Fotografen Rod Brindamour, zum Naturreservat Tanjung Puting in Indonesien auf, dem größten damals noch intakten Lebensraum der Menschenaffen. In über 30 Jahren folgte sie von ihrer Forschungsstation „Camp Leakey“ ausgehend ganzen Orang-Utan-Generationen durch den Regenwald, machte deren Lebensgeschichten in Aufsätzen, Vorträgen, Fernsehsendungen und Universitätsvorlesungen bekannt, bildete an die 100 BiologiestudentInnen in Feldforschung aus und gründete 1986 die internationale Orang-Utan-Stiftung.
Für ihre wissenschaftliche Arbeit mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, ist Galdikas in ihrem Tier- und Naturschutzengagement dagegen nur bedingt erfolgreich. Schon früh hatte sie begonnen, junge Menschenaffen, die unter erbärmlichen Bedingungen auf indonesischen Höfen als Haustiere oder in Labors als Versuchstiere gehalten wurden, freizukaufen, um sie anschließend auszuwildern. An regelmäßige Fütterung gewöhnt, wurden etliche dieser freigelassenen Tiere zu Grenzgängern zwischen den Kulturen, schleppten nicht selten Zivilisationskrankheiten in den Regenwald ein, dienten als Attraktionen für ÖkotouristInnen, auf deren finanziellen Beitrag die Forscherin angewiesen war.
Ihre Bemühung, den Lebensraum der Orang-Utans im Dschungel von Borneo zu erhalten, kollidierte mit der anfänglichen Ablehnung der indonesischen Regierung gegenüber der ausländischen Einmischung sowie den ökonomischen Interessen an der Ausbeutung des Regenwaldes. Nach den katastrophalen, von Menschen verursachten Waldbränden von 1997, konnte sie immerhin die Einrichtung eines 76.000 Hektar großen Nationalparks als Schutzgebiet für die Menschenaffen durchsetzen.
Galdikas, 1997 mit dem Kalpataru-Preis, der höchsten indonesischen Auszeichnung für Umweltengagement, geehrt, lebt heute teils in Vancouver, wo sie an der Universität von British Columbia eine Professur innehat, teils in Indonesien mit ihrem zweiten Ehemann, Pah Bokap, einem Dayak-Reisbauern, mit dessen Hilfe sie tief eingetaucht ist in die noch relativ traditionelle Lebensweise dieses Stammes.
(Text von 2005)
Verfasserin: Andrea Schweers
Links
Literatur & Quellen
Galdikas, Biruté M.F. 1998 (1995). Meine Orang-Utans: Zwanzig Jahre unter den scheuen „Waldmenschen“ im Dschungel Borneos. (= Reflections of Eden). Aus dem Engl. von Karl A. Klewer. Bastei Lübbe. Bergisch Gladbach.
Gallardo, Evelyn. 1993. Among the Orangutans: The Biruté Galdikas Story. Byron Preiss Book. San Francisco.
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