
Doris Hermanns, Juni 2025
(Dame Jacinda Kate Laurell Ardern)
geboren am 26. Juli 1980 in Hamilton, Aotearoa/Neuseeland
neuseeländische Politikerin, 40. PremierministerIn, ehemalige Vorsitzende der Labour Party von 2017 bis 2023
45. Geburtstag am 26. Juli 2025
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Sie ist die einzige Politikerin, die gleichzeitig auf die Ergebnisse der Wahl, durch die sie Premierministerin ihres Landes wurde, und eines Schwangerschaftstest gewartet hat. Beides fiel 2017 positiv aus. Und so wurde sie mit nur 37 Jahren die jüngste weibliche Regierungschefin der Welt und die zweite Frau weltweit, die während ihrer Amtszeit ein Kind zur Welt brachte – die erste war die Pakistanerin Benazir Bhutto. Die Bilder davon gingen um die Welt.
Kindheit und Jugend
Jacinda Ardern wurde 1980 in einer Mormonenfamilie, zu der neben ihren Eltern Laurell und Ross Ardern ihre anderthalb Jahre ältere Schwester Louise gehörte, in Hamilton auf der Nordinsel Neuseelands geboren. Ihr Vater Laurell Ardern arbeitete dort bei der Kriminalpolizei. Da er Leiter einer Polizeistation werden wollte, zog die Familie vier Jahre nach ihrer Geburt nach Murupara. Als sie dort die Schule besuchte, erlebte sie erstmals Kinder, die offen Te Reo Maori sprachen – obwohl es auf beiden Seiten der Familie Maori-Verwandte gab. Wie sie später sagte, entwickelte sie ihr politisches Bewusstsein, weil sie in Murupara gelebt hatte. „Ich dachte an Fairness und daran, wie äußere Umstände eine Community in Schwierigkeiten bringen können – und wie die Menschen der Community es trotzdem noch schaffen, sich mana, ihre Würde, zu bewahren.“
Drei Jahre später wurde der Vater wiederum versetzt und die Familie zog nach Morrinsville. Wichtig war den Eltern Fairness und gesunder Menschenverstand, und sie schauten täglich Nachrichten im Fernsehen, so dass ihre Tochter schon früh mit Berichten aus dem Ausland konfrontiert wurde, die Spuren hinterließen, auch wenn sie sie damals noch nicht alle verstehen konnte. Solange sie Menschen sah, fühlte sie sich ihnen verbunden. Sie verstand, dass die Welt so groß und das Leben zerbrechlich ist. „Aber auch nicht so groß, dass ein einzelner Mensch nicht etwas tun könnte, um sie zu verändern.“
Die Kirche war ihr als kleines Kind ein Wegweiser für die Zukunft: Sie würde natürlich heiraten und Kinder bekommen. Die Zukunft schien ihr sicher, solange sie sich nicht in Schwierigkeiten brachte.
Reagierte sie erst noch gefühlsmäßig auf Nachrichten – einige Entscheidungen der Regierung fühlten sich für sie falsch an, z.B. Kürzungen im Sozialbereich, da sie erlebte, was Armut bedeutete – so begann sie gegen Ende der Intermediate School, in der ihre Mutter Ross Ardern inzwischen die Leitung der Schulkantine inne hatte, auch darüber zu reden und sich damit auseinanderzusetzen. Mit etwas dreizehn Jahren fing sie auch an, mit Missionaren der Mormonen von Tür zu Tür zu gehen, um ihren Glauben zu teilen und sie zu fragen, ob sie etwas für sie tun könnten – eine Erfahrung, die ihr später als Politikerin zugutekam, als sie auch wieder an Türen klopfte, diesmal um über Politik zu sprechen.
Am Tag vor ihrem vierzehnten Geburtstag wurde sie von ihrer Mutter aufgefordert, sich einen Job zu suchen. Viel Auswahl gab es vor Ort nicht, aber sie konnte als Aushilfe in einem Fish-and-Chips-Shop anfangen.
Ab den 1990er Jahren nahm sie zunehmend die zeitgeschichtliche Politik wahr und entwickelte ein politisches Bewusstsein. Ihre Meinungen äußerte sie nicht nur im privaten Rahmen sondern sie gewann auch mehrere Jahre hintereinander Redewettbewerbe an ihrer Schule. Zudem nahm sie ab 15 Jahren an Debattierteam ihrer Schule teil.
In zwei Punkten war sie sich sicher: Sie wollte eine Familie haben, und sie liebte Politik – und war auf der Seite der Labour Party, der sie im Alter von 18 Jahren beitrat. Damit trat sie in familiäre Fußstapfen: Bereits 1938 war ihre Nana, ihre Großmutter väterlicherseits, Mitglied der Labour Party und Vorsitzende ihrer Ortsgruppe geworden, und auch ihre Tante Mary war politisch engagiert.
„Aber sich für Politik zu interessieren und politisch zu arbeiten, waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Politik war etwas, so war ich überzeugt, das man machte, wenn man es sich leisten konnte, ein Hobby zu haben. Eine Leidenschaft, kein Beruf.“
1999 begann sie ihr Studium an der University of Waikato, das sie mit dem Bachelor of Communications abschloss, und bei dem sie auch Kurse in Internationalen Beziehungen belegte.
Politische Karriere
Bereits während ihrer ersten Semesterferien unterstützte sie 1999 als Ehrenamtliche den Wahlkampf des Parlamentsabgeordneten Harry Duynhoven, eine Zeit, in der sie zu begreifen begann, „wie wichtig persönliche Beziehungen für die Menschen sind“, wie wichtig es war, ihre Geschichten anzuhören. Bei dieser Wahl wurde die erste Premierministerin, die es in Neuseeland gab, Jenny Shipley von der National Party (1997 bis 1999) abgewählt und mit Helen Clark von der Labour Party (1999 bis 2008) die zweite gewählt. „Wegen der beiden kam es mir nie in den Sinn, dass mich mein Geschlecht davon abhalten könnte, mich politisch zu engagieren.“
Jacinda Ardern entschied sich für ein Auslandssemester an der Arizona State University. Da es in den USA und Neuseeland unterschiedliche Anfangszeiten für die Studienjahre gibt, blieb ihr vorher noch Zeit für ein mehrwöchiges Parlamentspraktikum in Wellington bei Harry Duynhoven. Von ihrer Zeit in Arizona, wo sie bei einer befreundeten Mormonin wohnte und auch wiederum Teil deren Gemeinschaft war, hatte sie sich erhofft, die wachsende Kluft zwischen ihren Werten und ihrer Religion zu überwinden. Letztendlich sollte sie die Religionsgemeinschaft verlassen.
Zurück in Neuseeland beendete sie ihr Studium und hatte ihren ersten Job im Büro des Parlamentsabgeordneten Phil Goff, bevor sie politische Beraterin von Harry Duynhoven wurde. Während dieser Zeit wurde über ein Gesetz entschieden, dass gleichgeschlechtlichen Paaren die gesetzliche Anerkennung ihrer Beziehung ermöglichen würde. Bereits an der Universität hatte Jacinda Arden eine Hausarbeit zu diesem Thema geschrieben, und sie war für dieses Gesetz, was Harry Duynhoven als Katholik, der dagegen war, nicht nachvollziehen konnte - sie war doch Mormonin! Aber sie blieb bei ihrem Standpunkt und engagierte sich für die Kampagne für eingetragene Lebenspartnerschaften.
2005 wurde ihr ein Job als Juniorberaterin der Premierministerin Helen Clark angeboten. Für Jacinda Ardern gab es während eines Wahlkampfes keinen besseren Ort als mitten im Geschehen zu sein, und sie wollte unbedingt mit dafür sorgen, dass Labour an der Regierung blieb – daher sagte sie zu. Nachdem dieses Ziel erreicht war, kündigte sie. Bereits damals sagte sie: „Ich hatte mein Bestes gegeben, gearbeitet, bis mein Körper nicht mehr konnte.“
Erst einmal flog sie zu einer Freundin nach New York, wo sie eine kurze Zeit ehrenamtlich in einer Gewerkschaft für häusliche Pflegekräfte und in einer Suppenküche arbeitete. Von dort aus zog sie nach London, da sie als Bewohnerin eines Landes, das zum Commonwealth gehört, dort eine Arbeitsgenehmigung hatte. Während der nächsten zwei Jahre war sie als politische Beraterin in der Abteilung Better Regulation Executive des Cabinet Office tätig und engagierte sich ehrenamtlich in der International Union of Socialist Youth, deren Vizepräsidentin sie wurde, später dann Präsidentin.
2007 wurde sie von Phil Goff gebeten, nach Neuseeland zurückzukehren, da die Labour Party nach acht Jahren Amtszeit junge Kandidatinnen und Kandidaten brauche. Nachdem sie auf einen sicheren Listenplatz gesetzt wurde, kehrte sie zurück. Auch wenn sie den konservativen Distrikt, in dem sie aufgewachsen war, nicht gewann – genauso wie die Labour Party diese Wahl verlor und die National Party die Regierung stellte – erhielt sie bei der Wahl 2008 über die Parteiliste der Labour Party erstmalig einen Platz im Parlament. Ähnlich erging es ihr bei der nächsten Wahl 2011, auch wenn sie dabei als Direktkandidatin für Auckland Central antrat (sie wohnte inzwischen in Auckland): sie gelangte nur über den Listenplatz ins Parlament. Dort wurde sie Sprecherin für soziale Entwicklung, wobei sie vom Sozialsystem bis zum Kinderschutz für alles zuständig war.
Unter der Führung von Parteileiter David Cunliffe (seit 2013) wurde Jacinda Ardern Sprecherin für Polizei, Strafvollzug, Kunst, Kultur und kulturelles Erbe sowie für Kinder. Unter Andrew Little (ab 2014) hatte sie das Justizressort unter sich, sowie Kunst, Kleinunternehmen, Kinder- und Jugendpolitik.
Im Februar 2017 erlangte Jacinda Ardern durch eine Nachwahl erstmalig ein Direktmandat und zwar in Mount Albert District, wohin sie gerade mit ihrem Partner, dem Fernseh- und Radiomoderator Clarke Gayford, gezogen war. Bereits sieben Monate später sollte die nächste reguläre Wahl stattfinden.
Nachdem im März des Jahres die stellvertretende Parteivorsitzende Annette King zurückgetreten war, wurde Jacinda Ardern gebeten, deren Aufgabe zu übernehmen. Zwei Monate vor der Wahl lag die Prognose für die Labour Party bei historisch tiefen 23% - woraufhin der Vorsitzende der Partei Andrew Little zurücktrat und Jacinda Ardern für den Wahlkampf nur noch 53 Tage blieben. Ihre Vision für das Land beschreibt sie so: Es sollte ein Ort sein, „an dem jeder ein Dach über dem Kopf und eine sinnvolle Arbeit hat, an dem Bildung kostenlos ist, an dem Kinder umgeben von Kreativität, nicht von Armut aufwachsen, an dem wir bei der Bewältigung von Umweltproblemen Weltspitze sind“.
Bei einem Interview machte sie deutlich, dass es völlig inakzeptabel ist, Frauen am Arbeitsplatz nach ihren Fortpflanzungsplänen zu fragen. Dass sie selber sich in reproduktionsmedizinischer Behandlung befand, da sie ein Kind wollte, aber vermutlich ohne Eingriff nicht schwanger werden konnte, machte sie erst viel später bekannt.
In ihrer Wahlkampagne wollte Jacinda Ardern positiv, hoffnungsvoll und pragmatisch erscheinen, wollte nicht nur darüber sprechen, was besser werden sollte, sondern auch, wie es möglich wäre, das umzusetzen. Ihr Wahlslogan lautete dann auch: Let´s do this. Und bereits eine Woche, nachdem sie den Parteivorsitz übernommen hatte, waren die Umfragewerte für ihre Partei um 13% auf 36% gestiegen. Auf einem Hundert-Tage-Plan konnte sie zahlreiche Themen veröffentlichen, die sie unmittelbar nach Amtsantritt angehen wollte, Themen, mit denen sie sich bereits seit Jahren beschäftigt hatte und die ihr wichtig waren, wie beispielsweise die Ausweitung des Elternurlaubs auf sechs Monate, Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, eine unabhängige Klimakommission und die Bekämpfung der Kinderarmut.
Bei der Wahl kam es zu keinem eindeutigen Gewinn, so dass eine Koalition gebildet werden musste, was in Neuseeland üblich ist. Die Labour Party war mit der Green Party bereits mit der Absicht einer Zusammenarbeit in den Wahlkampf gezogen. Aber sie benötigte auch noch die Stimmen der Partei New Zealand First, einer populistischen gemäßigten Partei – die sie letztendlich auch erhielt.
Zeit als Premierministerin
Jacinda Ardern hatte sich vorgenommen, dass ihre Regierung sich anders anfühlen sollte. Sie wollte, „dass die Menschen spüren, dass die Regierung offen ist, dass sie zuhört und dass sie Freundlichkeit zurückbringt“. Freundlichkeit sollte dann auch ihr Leitmotiv werden.
Am 19. Januar 2018 machte sie bekannt, dass sie schwanger war. Für sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes – vom 21. Juni bis 2. August – übernahm Winston Peters von New Zealand First in Vertretung ihre Amtsgeschäfte.
Was ihre Mutterschaft zu dieser Zeit betrifft, sagt sie: „Wir hatten ein ganzes Dorf zu unserer Unterstützung.“
Ein wichtiges Thema ihrer Amtszeit war der Umweltschutz, weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien. Als ein Beispiel für die dringende Notwendigkeit sah sie die existenzielle Bedrohung des Inselstaates Nauru durch Extremwetterereignisse: durch den steigenden Meeresspiegel droht die Insel auf Dauer zu ertrinken.
Auch hielt sie bei einer Demonstration des weltweiten School Strike 4 Climate spontan eine Rede, bei der sie sagte, dass sich Neuseeland verpflichtet habe, bis zum Jahr 2050 CO2 neutral zu werden. Ebenso sorgte sie für Fahrgemeinschaften für Politikerinnen und Politiker, damit nicht alle länger einzeln Regierungsfahrzeuge benutzen. Andere Themen waren die gleichgeschlechtliche Ehe und die Reform des Abtreibungsparagrafen sowie ein Verbot von Konversionstherapien.
Am 15. März 2019 wurden 51 Menschen bei einem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch erschossen und weitere 49 wurden verletzt. Ein Gewaltakt wie er in Neuseeland ungekannt war, wo es jährlich nur zu etwa zehn Schießereien kommt mit ebenso vielen Opfern. Der Attentäter war ein Australier, der sich dafür entschieden hatte, dieses Attentat in Neuseeland zu verüben, da er wusste, dass das Land Menschen aller Glaubensrichtungen aufnahm. Er wollte die Menschen dort gegeneinander aufbringen. Dem setzte Jacinda Arden umgehend entgegen: „Manche mögen woanders geboren worden sein, aber das war unsere Coummunity. Sie sind Neuseeländerinnen und Neuseeländer. Sie sind wir.” Und sie stellte klar, dass sie den Namen des Terroristen niemals aussprechen würde. Wie sie später bei einer Rede in einer Schule sagte, müssten sie sich an die Menschen erinnern, die sie verloren haben, nicht an die Person, die ihnen das Leben genommen hat.
Jacinda Ardern reiste am nächsten Tag nach Christchurch, wo sie sich mit führenden Vertretern der örtlichen muslimischen Community sowie mit Opfern und Angehörigen traf und Verletzte in den Krankenhäusern besuchte. Auch kündigte sie eine Zeit der nationalen Trauer an.
Innerhalb von zehn Tagen wurden die Waffengesetze reformiert. Nach Inkrafttreten der neuen Gesetze gab es ein Rückkaufprogramm für diejenigen, die im Besitz einer entsprechenden Selbstladewaffe waren, das stark in Anspruch genommen wurde. Zudem leitete sie die Vorarbeiten der Regierung für den Entwurf des Christchurch-Aktionsplans zur Bekämpfung terroristischer, gewalttätiger und extremistischer Inhalte im Internet ein, dem sich über 130 Regierungen, Zivilgesellschaften und große Unternehmen angeschlossen haben und dessen Schirmherrin sie inzwischen ist.
Ein anderes ihr sehr wichtiges Projekt war die Einführung des Wellbeing Budget, dies in Ergänzung zum Bruttoinlandsprodukt, das zur Folge hatte, dass innerhalb von vier Jahren 1,9 Milliarden Dollar in Initiativen für seelische Gesundheit investiert wurden. Bereits in der Anfangszeit ihrer Regierung gab es Erhebungen im Gesundheitswesen in Bezug auf seelische Erkrankungen, Suchtbekämpfung und Suizide. Ihr persönliches Ziel war es dabei, die Suizidrate auf Null zu senken, denn „jede andere Zahl würde der Öffentlichkeit vermitteln, dass wir Tragödien und den Verlust von Leben tolerierten. Und das tat ich nicht.“
Wichtig war ihr auch, die Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern. So wurde die Sozialhilfe für Familien mit Kindern erhöht, es wurden mehr Sozialwohnungen gebaut und der Zugang zu frühkindlicher Bildung und Gesundheitsfürsorge wurde verbessert. Außerdem wurde mehr in Programme zur Vermeidung von häuslicher Gewalt investiert, und in Schulen wurden Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung gestellt.
Bei der Entwicklung der Child and Youth Wellbeing Strategy gab es aber auch eine Umfrage, bei der Kinder, um die es schließlich ging, wissen lassen konnten, was sie sich erhofften.
Zwanzig Tage nach Ausbruch des ersten Covid-Falls in Neuseeland 2020 beschloss die Regierung die Grenzen zu schließen, nur noch NeuseeländerInnen durften zurückkehren. Krankheitsfälle wurden isoliert und Kontakte zurückverfolgt. Aber es war deutlich, dass dies auf Dauer nicht ausreichen würde, denn das Virus verbreitete sich viel zu schnell. Daraufhin wurde ein Lockdown von sechs Wochen beschlossen, durch den Neuseeland eine sehr niedrige Zahl an Erkrankungen und Todesfällen zu verzeichnen hatte. So der Lockdown schnell wieder beendet werden. Auch gab es gegen Ende des Jahres den Impfstoff im Land. Diese Maßnahmen führten zu einer großen Popularität von Jacinda Ardern. Und sicherten ihr bei den Wahlen in dem Jahr einen klaren Sieg.
Anfang Dezember 2020 erklärte Jacinda Ardern einen Klimawandel-Notstand und versprach, dass die Regierung bis 2025 kohlenstoffneutral sein würde.
Anders als beim ersten Lockdown verlief es jedoch nach einem weiteren Lockdown aufgrund der Delta Variante des Corona Virus 2021. Die Akzeptanz begann zu bröckeln, und es gab einen Monat lang heftige Proteste von Impfgegnern vor dem Parlament, die sich wie in anderen Ländern auch schnell auf andere Themen ausweiteten und in Hass und Misstrauen umschlugen. Die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschwammen.
Auf Dauer wurden die Grenzen wieder geöffnet und Jacinda Ardern nahm ihre internationalen Kontakte, bei denen es unter anderem um Handelsabkommen ging, wieder auf. Aber sie bemerkte auch, dass die Stimmung gekippt war, dass es Situationen gab, in denen ihr brodelnde unspezifische Wut beziehungsweise undefinierbarer Zorn entgegenschlug. Sie sah durchaus, dass dies ein weltweites Phänomen war, dass Politikerinnen und Politiker nicht mehr als Menschen gesehen wurden und angreifbarer geworden waren. Aber sie fragte sich auch, ob sie noch die Kraft habe, sich voll und ganz als Premierministerin einzusetzen – was letztendlich zu ihrem Rücktritt führte, den sie im Januar bei einem Treffen der Labour Party erst dem Kabinett und anschließend der Fraktion bekannt gab. Zum 7. Februar 2023 trat sie zurück. Ihre Abschiedsrede im Parlament hielt sie am 5. April 2023.
Bereits unmittelbar nach ihrem Rücktritt hatte der New Zealand Herald bekannt gemacht, dass Sicherheitsexperten davon ausgingen, dass sie auch nach diesem noch jahrelangen Polizeischutz benötigen würde, da sie massive Vergewaltigungs- und Morddrohungen erhalten hatte
Zeit nach dem Parlament
Seit 2019 war Jacinda Ardern bereits mit Clarke Gayford verlobt. Die für Januar 2022 geplante Hochzeit musste aufgrund von Covid verschoben werden und fand am 13. Januar 2023 statt.
Am 16. Oktober 2024 wurde Jacinda Ardern auf Schloss Windsor von William, Prince of Wales, für ihre Leistungen für den Staat als Dame Grand Companion des New Zealand Order of Merit (GNZM) in den Adelsstand erhoben.
Als ehemalige Premierministerin ist sie Mitglied im Council of Women World Leaders.
Inzwischen lebt Jarcinda Ardern in den USA, wo sie seit 2023 an der Harvard University tätig ist, erst als Angelopoulos Global Public Leaders Fellow sowie als Hauser Leader an der Harvard Kennedy School, seit 2024 am Center for American Progress.
Im Juni 2025 erschienen ihre Memoiren unter dem Titel A Different Kind of Power.
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
Zitate:
(…) was Politik sein konnte – eine Möglichkeit, Dinge für einen einzigen Menschen und für Hunderttausende zu verändern.
Das Thema Klimawandel lag mir sehr am Herzen. Die Maori-Auffassung von kaitiakitanga, die Idee, dass wir alle Hüter des Bodens, des Meeres und des Himmels sind, fühlte sich für mich sehr real an.
Für Frauen ist es anders, im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen. Für Frauen ist es anders. Punkt.
Ich liebte es, mich mit jungen Menschen über Politik und Entscheidungsfindung zu unterhalten. Ich liebte sogar die bohrenden Fragen, die sie stellten.
Freundlichkeit hat eine Kraft und Stärke wie fast nichts anderes auf diesem Planeten. Ich habe erlebt, dass Freundlichkeit Außergewöhnliches bewirkt: Wie sie Menschen Hoffnung gibt; wie sie das Denken verändert und Leben transformiert.
Der Unterschied zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir sein könnten, stellt die größte Verschwendung dar.
Klar können Frauen alles. Sie sind Mütter, Arbeitskräfte, Pflegerinnen, Innovatorinnen, Advokatinnen, Beraterinnen, Cheerleader, und sie tun diese Dinge oft mit wenig Unterstützung. Aber das bedeutet nicht, dass es so sein soll.
Alle Zitate aus: Jacinda Ardern: A Different Kind of Power: Ein Memoir
Literatur & Quellen
Literatur von und über Jacinda Ardern:
Ardern, Jacinda: A Different Kind of Power: Ein Memoir. Übersetzung: Sylvia Bieker und Henriette Zeltner-Shane. München, btb, 2025
Fischer, David: Jacinda Ardern will need police protection after standing down as Prime Minister. In: The New Zealand Herald vom 23. Januar 2023
Hobday, Ruth und Blackwell, Geoff (Hg.): Jacinda Ardern. Über Freundlichkeit, Empathie und Stärke. Die erste Premierministerin Neuseelands im Porträt. Übersetzung: Heike Schlatterer. Berlin, Elisabeth Sandmann, 2022
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