geboren am 29. Dezember 1890 in Neumarkt
gestorben am 25. Dezember 1957 in Wien
deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin
65. Todestag am 25. Dezember 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Als kleine Elfe in Hauptmanns „Versunkener Glocke” begann sie mit 15 Jahren am Nürnberger Stadttheater; als Elisabeth stand sie, neben Paula Wessely als Maria, zum letzten Mal etwa zehn Wochen vor ihrem Tod in Berlin auf der Bühne.
Sie gilt als eine der letzten großen Tragödinnen des deutschsprachigen Theaters, obgleich sie – wohl angeregt, aber nicht wirklich ausgebildet durch den Besuch einer Musikschule – ihre ersten Bühnenerfolge als Operetten-Soubrette am Stadttheater Mainz feierte. Bevor sie sich dort vorstellte, sang sie sich in einem kleinen Restaurant ein, verwechselte wegen Aufregung und Kurzsichtigkeit die Christuskirche mit dem Theater, landete aber schließlich auf der Probebühne und ersang sich weniger mit Kostproben aus der „Fledermaus“ als vielmehr mit einem kleinen Lied über das Küssen die Aufmerksamkeit des Direktors.
Die winzige Gage erlaubte ihr keine Kleiderkäufe, und nach dem ersten Jahr sollte sie deshalb entlassen werden: „Sie hat nichts anzuziehen.“ Die Frau des Kulturdezernenten wies den Theaterdirektor jedoch mit dem Hinweis auf andere Werte zurecht: „Wie kann man die Kleine gehen lassen! Die ist ja wie Champagner!“ Aus diesen und natürlich fachlicheren Gründen wurde Dorsch in Mainz zum Publikumsliebling. Eine Verbindung mit einem Kollegen vom nahe gelegenen Darmstädter Theater scheiterte denn auch an einer für seinen Geschmack wohl zu gekonnt charmanten Schoß-Szene seiner Verlobten auf der Bühne, deren Ablichtung für den Schaukasten seine Liebe beeinträchtigte.
Dorschs nächster Karriereschritt wäre beinahe erneut an der Kleiderfrage gescheitert. Sie schämte sich so sehr, in dem einzigen Kleid, das sie hatte, zum Verhandlungslunch für einen Vertrag mit dem Operettenhaus in Berlin zu erscheinen, dass sie telefonisch absagte, woraufhin sie ihren Vertrag telegrafisch erhielt.
Ihre Gage war wieder knapp, und so bemühte sie sich in Berlin um Zusatzverdienste beim Film. Auf dem Weg zu einem entsprechenden Vorstellungsgespräch, als die übervolle Straßenbahn an ihr vorbeigefahren war, hielt plötzlich ein Auto neben ihr, und der große Stummfilmstar Harry Liedtke nahm sie mit nach Tempelhof. Er sorgte für besonders sorgfältige Betreuung durch die Hilfsregisseure, sah sich wenige Abende später „das Naturkind“ auf der Bühne an und fand, dass sie für die Operettenwelt zu schade sei. Er machte ihr Mut, arbeitete mit ihr und heiratete sie. So wechselte sie ins Charakterfach und hatte es dabei als ehemalige Soubrette anfangs nicht leicht, von den Kolleginnen anerkannt zu werden.
Ihr eigentlicher Ritterschlag, sagte Dorsch, sei die Anrede als „Kollegin“ durch Adele Sandrock gewesen, die ihr lange Zeit aus dem Weg gegangen war, nicht zuletzt weil sie ihren hübschen Filmpartner Harry auch sehr mochte. Dessen Amouren führten nach acht Ehejahren zur Scheidung – nicht aber zur inneren Trennung. Dorsch arbeitete danach, auch auf Bitten ihrer Nachfolgerin an seiner Seite, mit Harry zusammen, wohnte später sogar im Haus nebenan.
Sie spielte fast alle großen Rollen ihres Fachs in Berlin und eroberte auch Wien mit ihrer Arbeit am Burgtheater. Hermann Göring hatte sich während des Ersten Weltkriegs in sie verliebt und hätte Harry deshalb am liebsten „niedergeknallt“. Doch er erhielt von Dorsch eine ehrliche Absage. Dass er sie dennoch weiterhin verehrte, kam vielen Verfolgten nach Hitlers Machtergreifung zugute, für die Dorsch sich einsetzte. „Bewundernd sprach man im Exil von Käthe Dorsch, die sich in Berlin für Gefährdete verwandte und Verhafteten zu helfen versuchte.“ Noch nach Kriegsende versorgte sie holländische Flüchtlinge, die sich aus ungarischen Gefangenenlagern über Österreich nach Haus schleppten. Dorsch, die damals am Attersee wohnte, beherbergte und pflegte sie. „Alles, alles gab sie ...“, berichteten sie später zu Hause. 1946 wurde Dorsch das Gegenstück zum Iffland-Ring verliehen: Der Goldtopas der Louise Dumont.
(Text von 2006)
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Literatur & Quellen
Berger, Ludwig. „Käthe Dorsch“. 1957. Berlin. Rembrandt Verlag.
Stern, Carola. 2000. (1998). „Die Sache, die man Liebe nennt: Das Leben der Fritzi Massary“. Reinbek bei Hamburg, rororo Tb 22529.
Munzinger-Archiv GmbH. Internationales biografisches Archiv. 1957.
Zuckmayer, Carl. 2004 [2002]. Geheimreport. Hg. Gunther Nickel & Johanna Schrön. München. dtv.
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