geboren am 14. Oktober 1945 in Altaussee
gestorben am 13. November 1992 in Wien
österreichische Regisseurin, Drehbuch-Autorin
75. Geburtstag am 14. Oktober 2020
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Nicht besser sein als die anderen – aber anders, bezeichnete Brandauer in einem Interview als eine Art Leitmotiv für sich. Und außergewöhnlich muß ihre Art gewesen sein, mit Menschen zusammenzuarbeiten, Menschen zu motivieren. Sich als Person zurückzunehmen und doch die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
Aufgewachsen ist Karin Brandauer in Altaussee. Mit 18 Jahren heiratet sie ihre Jugendliebe Klaus Maria, ein Kind ist unterwegs. Erst nach sechs Ehejahren entschließt sie sich zu einem Studium an der Wiener Filmhochschule und erwirbt 1975 das Regiediplom. Schon in ihren ersten Dokumentarfilmen, so wie in ihrem über 40 Filme umfassenden Gesamtwerk, darunter Der Weg ins Freie, Verkaufte Heimat, Sidonie, setzte sie mit großem Einfühlungsvermögen schwierige und unbequeme Stoffe in Szene. Ihre Literaturverfilmungen fangen die historische Atmosphäre ein und verlieren dennoch nicht den Bezug zu unserer Zeit.
Vergangenheitsbewältigung ist ihr ein wichtiges Thema. Nicht anklagen will sie, sondern die Beweggründe der Menschen erforschen, die mitgezogen sind. Richtig wütend kann sie bei dem »Mann rettet schwache Frau«-Schema werden. So hat sie zur Stärkung einer Frauenrolle in literarische Vorlagen eingegriffen (an ihren Drehbüchern ist sie sowieso immer zumindest beteiligt) und lässt selbst im Kinderfilm das Aschenputtel erkennen, dass es im Leben auf mehr ankommt, als in voller Schönheit einen Märchenprinzen zu ergattern. Aus sich selbst heraus etwas zu versuchen und zu erreichen, darauf kommt es ihr an.
Karin Brandauer hatte keine Scheu, über Privates zu reden. In der Öffentlichkeit leben wollte sie allerdings nicht. Und erst recht nicht sterben. Ihre Krebserkrankung ging niemanden etwas an. So war die Nachricht von ihrem Tod für alle ein unerwarteter Schock. Eine Woche vorher hatte man sie noch in der Jury bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck erlebt. Die Universität von Tel Aviv benannte den Lehrstuhl für Theaterwissenschaften nach ihr und richtete einen Karin-Brandauer-Fonds ein.
(Text von 2001)
Verfasserin: Adriane von Hoop
Zitate
Man sollte eigentlich nie aufhören zu träumen. Und das tut mir leid, dass ich das nicht mehr kann.
Ich wollte immer selbst heraus und selbst etwas machen. Abhängigkeit von Männern, das hat mich eher immer etwas erschreckt.
Sich nicht abhängig zu machen von der Umgebung. Sich selbst zu realisieren und nicht abhängig zu sein von Menschen. Auch sich allein heraus etwas versuchen.
Karin Brandauer, in „Spiegelbilder“ 1988.
Literatur & Quellen
Karin Brandauer über Aschenputtel, in: Kinder- und Jugendfilmkorrespondenz 4/89, S. 8ff.
Kern, Rosemarie. 1988. Spiegelbilder. Wien. Österreichische Staatsdruckerei. [S. 75ff.]
Lanz, Peter. 1986. Klaus Maria Brandauer. Ein Portrait. Bergisch Gladbach. Gustav Lübbe.
Munzinger, Ludwig. Hg. Munzinger Archiv: Internationales biographisches Archiv. Ravensburg.
Presber, Gabriele. 1988. Die Kunst ist weiblich: Gespräche mit Hanna Schygulla u.v.a. München. knaur TB 3905
Thieringer, Thomas. 1986. “Mit ungewöhnlicher Direktheit zum Erfolg”, Süddt. Zeitung 22. 3. 86.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.