Biographien Louise Otto-Peters Louise Otto-Peters, von Ruth-Ellen Boetcher Joeres (1993)
Louise Otto-Peters, von Ruth-Ellen Boetcher Joeres (1993)
Louise Otto-Peters, heute vor allem bekannt als Gründerin der ersten deutschen Frauenbewegung, sah sich selbst eher als idealistische Dichterin und glaubte fest daran, daß die deutsche Frau - vorwiegend durch eine bessere Ausbildung - den rechten Platz im deutschen Staat erringen würde. Durch ihre Aktivitäten als Schriftstellerin, Journalistin und Polemikerin prägte sie die frühe Frauenbewegung wie kaum eine andere.
Sie wurde 1819 in Meißen geboren, in gutbürgerlichen Verhältnissen. Dank einer Erbschaft war sie ihr Leben lang gut versorgt.
Die 1848er Revolution formte ihre politischen Ideale. Schon im Vormärz hatte sie zu schreiben begonnen, Gedichte, Romane, unter Pseudonym auch politische Aufsätze. Auf die dunkle Reaktionszeit der 50er Jahre folgte erneut politische Tätigkeit, die mit der Gründung des Allgemeinen deutschen Frauenvereins 1866 ihren Höhepunkt erreichte.
1858 heiratete sie den liberalen Schriftsteller August Peters, aber die Ehe blieb kinderlos und brachte keine Unterbrechung ihrer politischen, journalistischen und schriftstellerischen Aktivitäten mit sich. Wenn Louise Otto auch “eine Gefangene ihrer Klasse” blieb, wie Klara Zetkin behauptet hat, versuchte sie doch auch manchmal, aus diesen Schranken auszubrechen. Besonders in den frühen Revolutionsjahren sprach und schrieb sie zur Sache der Arbeiterinnen; eine ihrer bekanntesten Schriften ist ihre Adresse eines deutschen Mädchens, ein Appell an die sächsische Kammer, nicht nur die Arbeit der Männer, sondern auch die der Frauen zu berücksichtigen. In späteren Jahren schrieb sie auch über die Notwendigkeit des Stimmrechts für Frauen. Ihre wichtigsten schriftlichen Leistungen erbrachte sie jedoch auf journalistischem Gebiet: Sie gründete und leitete die Frauen-Zeitung (1849-1852), eine liberale Zeitschrift für Frauen, die in ihren politischen Zielen bahnbrechend war. Und in Verbindung mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gab Otto das Vereinsorgan Neue Bahnen heraus, von 1866 eigentlich bis zu ihrem Tod im März 1895. Ihre vielen überwiegend sozialkritischen oder historischen Romane, ihre Gedichtbände und kunsthistorischen Schriften sind ein Spiegel ihrer bewegten Zeit.
(Text von Ruth-Ellen Boetcher Joeres, 1993)
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