Helke Sander: Auch von mir was zum Stadtbild
Wir haben schon jahrzehntelange Erfahrung mit der unnachahmlichen Art des Herrn Merz, die Presse mit kurzen Sätzen wochenlang zu beschäftigen. Man denke nur an die „Leitkultur“ - die Idee hätte man auch einfach ausdrücken können mit dem Hinweis auf das Grundgesetz, das zu befolgen alle Neuankömmlinge aufgefordert sind.
Man hätte sich ein Beispiel an Kanada nehmen können, dessen Behörden allen Männern bei der Ankunft ein Schreiben in deren Landessprachen ausgehändigt haben sollen, in dem sinngemäß zu lesen war, dass in Kanada Männer und Frauen gleichberechtigt und Prügel verboten sind und dass bei Verstoß die Täter wieder ausgewiesen werden, was auch häufig passiert sein soll.
Der Hinweis auf die "Paschas" empfand ich als eine flotte Bemerkung, die eine eher höfliche Kritik enthielt an der Erziehung vieler muslimischer Jungen, denen es verboten ist, ihren Lehrerinnen die Hand zu geben. Der Ausdruck ist vergleichbar mit Bezeichnungen für Deutsche, die in anderen Ländern häufig als Kartoffeln, Krauts, Bleichgesichter, Piefkes bezeichnet werden, ohne dass deren Regierungen diese Beleidigungen kommentieren oder Gesetze erlassen, die einzelne Wörter als unzulässig einstufen.
Und nun die Töchter im Stadtbild, die vor allem in der Dämmerung bestimmte Gegenden meiden. Der vollständige Satz soll Merz als Rassisten kennzeichnen, weil sich diese behauptete Furcht der Mädchen ganz klar auf ausländische junge Männer bezieht und unerwähnt lässt, dass Übergriffe auch von Deutschen vielfach gängige Praxis sind. Im Deutschlandfunk wird das dann von einem nicht namentlich genannten Journalisten unter der Überschrift auf meinem Handy „Aussage zum Stadtbild wird zu Recht als rassistisch kritisiert“ 3´20´´weiter so kommentiert (sinngemäß):
Merz verstärke den Eindruck, dass nur Ausländer gewalttätig seien und verknüpfe Kriminalität mit Migration und Asyl. Er greife zurück auf tiefsitzende Ressentiments, während die Statistik ein anderes Bild zeichne. Der Autor schildert die zu Recht verheerende Tatsache der fast täglich in Deutschland verübten Femizide (auf die vor allem Frauen wie Prof. Kristina Wolff seit Jahren hinweisen und die zuständigen Bundesministerien auffordern, endlich die Istanbul-Konvention umzusetzen), die in der Mehrzahl von Deutschen begangen werden. Das ist eine Behauptung, die nur halb richtig ist. Es werden tatsächlich mehr Frauen von Deutschen umgebracht als von Ausländern. Aber deutsche Männer sind in der BRD auch immer noch in der Überzahl. Es ist schwierig und zeitraubend, den Anteil der von Ausländern verübten Verbrechen herauszufinden, weil diese Nennung von bestimmten Kreisen als verwerflich geahndet wird und z.T auch verboten ist. Aber wenn es ab und zu doch entsprechende Zahlen gibt – auch zu Männern mit deutschem Pass und Migrationshintergrund, dann ist leider statistisch gesehen der Anteil der Ausländer und der „Ali Müllers“ an den Gewalttaten größer als der von Deutschen, was diese aber nicht entlastet. Der Journalist weist auf diese Tatsachen nicht hin.
Aber noch einmal zurück zum Stadtbild.
Eine Beobachtung fehlt in den Kommentaren völlig:
Es gibt bei vielen Bürgern und vor allem Bürgerinnen ein zunehmendes Unbehagen.
Wenn sie z.B. in den Tagen großer Sommerhitze beim Einkauf einer migrantischen Familie begegnen, bei der der Mann in Unterhemd und kurzen Hosen vor einer den Kinderwagen schiebenden und Einkaufstüten tragenden Frau hergeht, die ihrerseits ein langes Kleid mit langen Ärmeln und ein fest sitzendes Kopftuch trägt.
Solche Bilder will niemand sehen. Andererseits mag niemand eingreifen und die Frau fragen, ob sie das freiwillig macht. Seit ca. einem Jahr hat sich das Stadtbild auch noch auf andere Weise verändert. Ich habe den Eindruck, dass sich auch in eher bürgerlichen Gegenden nicht nur die Zahl der Kopftuch tragenden Frauen und – immer jüngeren - Mädchen verstärkt hat, es scheint auch einen neuen und sehr akzeptierten modischen Trend zu geben. War vorher die Kleidung ähnlich wie die der übrigen weiblichen Bevölkerung, nur mit zusätzlichem Kopftuch, so sieht man immer mehr elegante Versionen der muslimischen Kleidung: Lange Kleider aus schönen Stoffen, die die Arme bedecken, und dazu große Tücher in komplementären Farben.
Unter dem Kopftuch befindet sich meist noch ein schwarzes, äußerst eng anliegendes Tuch, das jedes vorwitzige Haar verdeckt, auch die Ohren verhüllt und evtl. die Hörfähigkeit einschränkt.
Und bei jeder Begegnung entsteht die Frage: Machen sie das freiwillig oder werden sie gezwungen, das Kopftuch zu tragen?
Und gleichzeitig wissen wir von den unglaublich tapferen Frauen im Iran, die seit Jahrzehnten immer wieder gegen die Vorschrift, das Kopftuch tragen zu müssen, unter Lebensgefahr kämpfen und oft genug dafür sterben müssen. Wissen diese Frauen, die hier gewissermaßen das iranische Idealbild verkörpern, das alles nicht?
Sind Menschen, die diesen Widerspruch bemerken, etwa deswegen rassistisch oder ausländerfeindlich? Wissen sie von dem immer noch stattfindenden Zwangsheiraten, unter denen auch die jungen Männer leiden? Wenn muslimische Frauen mit Kopftuch im Fernsehen auftreten, was hier und da passiert, dann habe ich noch nie gehört, dass sie sich zu den Vorgängen im Iran äußern. Auf jeden Fall sind diese Beobachtungen im Stadtbild zu jeder Tageszeit für alle sichtbar und verlangen nach Lösungen. Immerhin stehen viele kritisch denkende Muslime und Musliminnen seit Jahren unter Polizeischutz, nicht, weil sie von Einheimischen angegriffen werden, sondern von ihren Landsleuten. Insofern wäre es hilfreich, wenn Merz sich bemühen würde, via Grundgesetz zu argumentieren und darauf hinwiese, dass dies über der Religionsfreiheit steht.
Helke Sander 10/ 25 ©
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