
geboren am 8. September 1919 in Kappel am Krappfeld (Kärnten)
gestorben am 6. Mai 2014 in Wien
österreichische Malerin, Zeichentrickfilmerin
95. Geburtstag am 8. September 2014
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Body-awareness-painting – Körpergefühlsmalerei: diesen treffenden Ausdruck für ihre Kunst fand Lassnig in ihrer New Yorker Zeit. Auf überlebensgroßen Leinwänden malt sie in kräftigen Farben ihre Körperempfindungen – Bilder, die sich dem Betrachter nicht sofort erschließen. In den Tagebüchern beschreibt Lassnig ihre Malweise: ohne Vorzeichnung fängt sie an einem Punkt der Leinwand an und lässt sich von ihrem »Bauch« forttragen, bis ein ganzes Bild entstanden ist. Die Grenzen zwischen »Innerem« und »Äußerem« verwischen, – die Figur durchstößt die Fläche, Teile von ihr erscheinen auf der anderen Seite.
Maria Lassnig wird in einem Bauernhaus geboren und wächst die ersten Jahre bei den Großeltern auf. 1925 übersiedelt sie mit ihrer Mutter nach Klagenfurt. Nach dem Abitur absolviert sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin. Schließlich fährt sie mit dem Fahrrad und einer Zeichenmappe nach Wien; dort wird sie im Herbst 1941 an die Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse von Prof. Dachauer aufgenommen. Zwei Jahre später wirft er sie hinaus: er hält ihre Kunst für »entartet«!
Nach ihrem Diplom geht Lassnig nach Kärnten zurück, bei Kriegsende hat sie ein Atelier in Klagenfurt, das bald zum Treffpunkt von KünstlerInnen und Intellektuellen wird. Anfang der 1950er Jahre kehrt sie zurück nach Wien. Ein Stipendium ermöglicht ihr eine erste Parisreise, zusammen mit Arnulf Rainer. Von dort bringen sie die informelle Kunst nach Österreich, organisieren eine erste Ausstellung. 1961 zieht sie ganz nach Paris. Der Tod der geliebten Mutter (1964) löst eine Krise aus, Lassnig hat Depressionen, wird krank. Sie beschließt auszuwandern und lebt seit 1968 für mehrere Jahre in New York in wechselnden Ateliers und Lofts. Wohnung und Atelier sind für Lassnig eine wichtige Einheit, denn sie weiß nie, wann ein kreativer Schub sie an die Leinwand treibt.
Die Berufung als Professorin an die Hochschule für angewandte Kunst nach Wien 1980 kommt gelegen. In ihrer Meisterklasse richtet sie auch einen Zeichentrickkurs ein. In dem achtminütigen, autobiographischen Film »Maria Lassnig Kantate« von 1992 macht Lassnig, bis auf die Produktion, alles selber: Idee, Text, Gesang, Zeichnung, Animation. In 14 Strophen beschreibt sie ihr Leben, der Refrain lautet: »Es ist die Kunst jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt.« Sie lässt uns auch teilhaben an ihrer nicht immer schönen Kindheit, in der die »Häferln« (= Kaffeebecher) hin und her flogen und das Kind unter den Streitigkeiten der Eltern litt. Diese frühe Erfahrung und die Angst, unterzugehen, haben Lassnig nie heiraten lassen.
Verfasserin: Adriane v. Hoop
Zitate
Ich glaube, um die Menschen braucht man sich nicht zu kümmern, die kämpfen schon selber miteinander und gegeneinander und füreinander, aber um die Natur muß man sich kümmern.
Man findet soviele Variationen, daß ich deshalb eigentlich nicht aufhören kann. Ich kann immer wieder weitermalen. Es kommt immer wieder, weil ich auch ein Mensch bin, der eben so große Differenzierungen findet, und es kommt immer wieder etwas Neues heraus. Man muß etwas Neues finden. Wenn ich nämlich nichts Neues mehr finde, hör ich sowieso auf. Das ist einmal sicher.
Ich hab in meiner Jugend Zeit verschwendet wie nur was, ich war ja keine Karrierefrau. Jetzt verschwende ich keine Zeit mehr. Ich möchte viel malen noch. Und schreiben möchte ich auch können. Auf die Welt bin ich eigentlich nicht so sehr neugierig.
(Maria Lassnig im Interview, 2000, gefunden hier)
Man hat mich so lange unterbewertet, dass ich die jetzige Bewertung gar nicht bewerten kann.
(Maria Lassnig im Interview, 2009, gefunden hier)
Links
Artfacts: Maria Lassnig – Profil. Ausstellungen und Sammlungen. (Link aufrufen)
Bader, Alexandra (2009): Must See: Maria Lassnig im MUMOK. CeiberWeiber. (Link aufrufen)
Crüwell, Konstanze (2004): Auszeichung: Maria Lassnig erhält den Max Beckmann-Preis 2004. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Februar 2004. (Link aufrufen)
Dreissinger, Sepp: Fotos von Maria Lassnig (Link aufrufen)
Friedrich Petzel Gallery: Maria Lassnig. Ausgewählte Presseartikel, Ausstellungen, einige Werke. (Link aufrufen)
Hauser & Wirth: Artists — Maria Lassnig. Biography, Bibliography, Images, Press, Hauser & Wirth exhibitions, Hauser & Wirth publications (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Prof. Maria Lassnig. Filme. (Link aufrufen)
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Lassnig, Maria, 1919-. Bücher und Medien. (Link aufrufen)
Klos, Matthias (2009): Maria Lassnig im MUMOK, Wien. Moritaten ohne Risikoromantik (Link aufrufen)
kunstaspekte: Maria Lassnig. Ausstellungen, Sammlungen, Galerien. (Link aufrufen)
Liebs, Holger (2009): Im Gespräch: Maria Lassnig – »Nullkommajosef Selbstvertrauen«. In: SZaW vom 11./12.04.2009. (Link aufrufen)
Maria Lassnig bei artnet. Galerien und Auktionshäuser mit Werken von Maria Lassnig. (Link aufrufen)
Maria Lassnig Kantate. Informationen zum Film und zu Maria Lassnig, mit Text der Kantate. (Link aufrufen)
Museum Ludwig Köln (2009): Ausstellungen. Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel. Aquarelle und Zeichnungen von 1947 bis heute (Link aufrufen)
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2009): Maria Lassnig. Das neunte Jahrzehnt (Link aufrufen)
Museum of Modern Art: Werke von Maria Lassnig. MoMA.org. (Link aufrufen)
Österreichische Präsidentschaftskanzlei (2005): Maria Lassnig erhält Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Link aufrufen)
Sammlung Essl: Kunst der Gegenwart. Maria Lassnig (Link aufrufen)
Schuemmer, Silke Andrea (2002): »Einmal von außen, dann von innen«. Die Konstituierung des Ichs in den Selbstportraits Maria Lassnigs, ihre bildnerische Umsetzung von Gefühlen und Empfindungen und die Frage nach der Übertragbarkeit des literarischen Begriffs des »Inneren Monologs« auf Selbstbildnisse. Dissertation (PDF-Datei, 311 S.). (Link aufrufen)
Spiegler, Almuth: Maria Lassnig – Mumok, Wien – »Ich möchte malen, was ich spüre«. In: Art – Das Kunstmagazin, 11.02.2009. art-magazin.de. (Link aufrufen)
Storr, Robert (2009): Maria Lassnig. Wie wird man mit Maria fertig? Ins Deutsche übersetzt von Suzanne Schmidt. In: Parkett 85, 2009. (Link aufrufen)
Werneburg, Brigitte: »Ich brauch' den realen Körper«. Ein Interview mit Maria Lassnig (Link aufrufen)
YouTube: Maria Lassnig Kantate. Video – unbedingt ansehen! (Link aufrufen)
Bitte beachten Sie, dass verlinkte Seiten im Internet u. U. häufig verändert werden und dass Sie die sachliche Richtigkeit der dort angebotenen Informationen selbst überprüfen müssen.
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 29.08.2009 (AN)
Literatur & Quellen
Hinweis: Dies sind keine Literaturempfehlungen, sondern die zum Thema erschienenen Titel – ohne Wertung unsererseits.
Amanshauser, Hildegund (1989): Maria Lassnig. Mit dem Kopf durch die Wand. Neue Bilder. Herausgegeben von Martin Kunz. Klagenfurt. Ritter. ISBN 3-267-00080-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Balkwitz, Gitte (2004): Maria Lassnig. Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2004. Aufsatzsammlung. Frankfurt am Main. Amt für Wissenschaft und Kunst. (Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 2004) (WorldCat-Suche)
Drechsler, Wolfgang (Hg.) (2009): Maria Lassnig, das neunte Jahrzehnt. Ausstellungskatalog. Übersetzungen: Michael Hastik und Thomas Raab Köln. König. ISBN 978-3-86560-601-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Friedrich, Julia (Hg.) (2009): Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel. Aquarelle und Zeichnungen von 1947 bis heute. Ausstellungskatalog. Text deutsch und englisch. Übersetzungen: Malcolm Green, Alison Shamrock Ostfildern. Hatje Cantz. ISBN 978-3-7757-2418-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fuchs, Rudi; Poot, Jurrie (1994): Das Innere nach Außen – Maria Lassnig. Bilder/Schilderijen/Paintings. Ausstellungskatalog. Text deutsch, englisch und niederländisch. Amsterdam. Stedelijk Museum. ISBN 90-5006-093-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gagel, Hanna (2008): So viel Energie. Künstlerinnen in der dritten Lebensphase. Berlin, Grambin. AvivA. ISBN 978-3-932338-24-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gaze, Delia (Hg.) (1997): Dictionary of women artists. 2 Bände. London. Fitzroy Dearborn. ISBN 1-88496-421-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Höller, Silvia (Hg.) (2005): Maria Lassnig. Werke aus der Sammlung Essl. Innsbruck. RLB-Arts. ISBN 3-902001-21-6. (WorldCat-Suche)
Larner, Melissa (Hg.) (2008): Maria Lassnig. Ausstellungskatalog. Köln. König. ISBN 978-3-86560-455-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lassnig, Maria (2004): Landleute. Sammlung Essl, Klosterneuburg. Klagenfurt. Ritter. ISBN 3-85415-355-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lassnig, Maria (2009): Tagebücher. »Die Feder ist die Schwester des Pinsels«. Herausgegeben von Hans Ulrich Obrist. Köln. DuMont Buchverlag. ISBN 978-3-8321-9255-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Madesta, Andrea (Hg.) (2006): Maria Lassnig. Körperbilder. Ausstellungskatalog. Text deutsch und englisch. Übersetzung: Tim Connell. Köln. Snoeck. ISBN 3-936859-37-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (Hg.) (1999): Maria Lassnig. Ausstellungskatalog. Redaktion und Gestaltung Wolfgang Drechsler, Übersetzung Christine Lecerf … Nantes. Musée des Beaux-Arts. ISBN 3-85415-251-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pakesch, Peter (Hg.) (2006): Zwei oder drei oder etwas. Maria Lassnig, Liz Larner. Ausstellungskatalog. Text deutsch und englisch. Übersetzung: Paul Aston. Köln. König. ISBN 3-86560-055-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stooss, Toni (Hg.) (2003): Maria Lassnig. Verschiedene Arten zu sein. Ausstellungskatalog. Zürich. Kunsthaus. ISBN 3-906574-23-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
- CeiberWeiber
- Friedrich Petzel Gallery
- Hauser & Wirth
- Kunstauktionen im Kinsky
- Artnet
- kultur-online.net
- kunstmarkt.com
- Museum Ludwig Köln
- MUMOK
- MoMA
- Sammlung Essl
- Deutsche Bank – ArtMag
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.