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Biografie
geboren am 7. September 1965 in Adjud, Rumänien
rumänische Sängerin
60. Geburtstag am 7. September 2025
Wie wird die Tochter einer Näherin und eines Lokomotivführers zu einer der berühmtesten Sopranistinnen unserer Zeit? Ihre eigenen Worte führen uns auf den richtigen Weg …
»Generell im Leben, was immer ich lerne, ich habe eine Art Instinkt. Und ich habe mich entschieden, diesem Instinkt zu folgen.«
»Musik ist für mich die maximale Kunst, als würde man Gott berühren oder Engel. Wenn ich gute Musik höre, dann fühle ich, dass Gott existiert.« (aus einem Interview im Jahr 2023 mit Jakob Buhre)
Der Superstar Angela Gheorghiu kam 1965 in Adjud zur Welt, einer Stadt mit kaum 20.000 EinwohnerInnen im Osten Rumäniens. Schon in früher Kindheit wurde deutlich, dass sie und ihre nur wenig jüngere Schwester Elena musikalisch begabt waren; die musikbegeisterten Eltern ermöglichten daraufhin den Besuch des entsprechenden Gymnasiums in der recht weit entfernten Hauptstadt Bukarest. Nach dem Abitur bestanden die beiden jungen Sängerinnen die Aufnahmeprüfung an der dortigen Musikhochschule. 1990 machte Angela ihren Abschluss, der ihr Debüt als Mimi in Puccinis La Bohème beinhaltete. Zu dieser Zeit waren Angela und Elena schon verheiratet, Elena gar Mutter einer Tochter.
Im selben Jahr verließ Angela Gheorghiu ihre Heimat; Rumänien musste sich nach der politischen Wende neu sortieren. Die junge Künstlerin versuchte ihr Glück in London. Luisa Petrov, eine aus Rumänien stammende Agentin, hatte Mitschnitte eines Auftritts gehört und vermittelte nun ein Vorsingen am Royal Opera House Covent Garden in London.
Peter Katona, der dortige Casting-Verantwortliche, erkannte das ungewöhnliche Talent sofort. Gerne hätte er Angela Gheorghiu auch in London in der ambitionierten Rolle der Mimi gehört und gesehen. Doch die junge Sängerin entschied sich zunächst für einen weniger anspruchsvollen Einstieg mit Mozarts Zerlina, dem Objekt der Begierde im Don Giovanni. Und so gab sie 1992 ihr internationales Debüt als Zerlina am Royal Opera House Covent Garden. Auch in den kommenden Jahren wird sie diese kluge Rollen-Auswahl beibehalten, was sich stets günstig auf ihre Karriere auswirkte.
Der ersten Vorstellung außerhalb ihres Heimatlandes sollten nun schnell viele weitere folgen. Basel, Wien und Hamburg waren die nächsten Stationen mit Donizettis Liebestrank, worin Angela Gheorghiu die Rolle der schönen, reichen Gutsbesitzerin Adina übernahm. Wie von Peter Katona ursprünglich gewünscht, stand sie auch bald als Mimi in London auf den »Brettern, die die Welt bedeuten«. Mit dieser Rolle gelang ihr 1993 der Sprung nach Übersee. Ihre stimmliche und schauspielerische Interpretation der jungen, verliebten und später todkranken, ja sterbenden Mimi sorgte für rauschenden Beifall und war ein weiterer Meilenstein ihrer Karriere.
Zurück in London studierte Angela Gheorghiu neue Rollen, und so konnte man sie bald in Massenets Cherubin bewundern, aber auch in La Traviata mit Sir George Solti am Pult. Die Übertragung dieses Spektakels durch die BBC wurde begeistert aufgenommen, und auch die DECCA-Veröffentlichung sorgte für Rekordverkäufe. Die Rolle der Kameliendame Violetta in La Traviata war es schließlich, die Angela Gheorghiu zu einer international gefeierten Sängerin machte.
1994 sang der Tenor Roberto Alagna in London, die beiden verliebten sich. Und knapp zwei Jahre später erlebte New York die glamouröse Vermählung des neuen Traumpaares der Opernwelt während einer Aufführung von La Bohème. 1996 gab das Künstlerpaar in New York ein fulminantes Konzert unter freiem Himmel, um anschließend gemeinsam mit Angelas Schwester Elena in Lyon aufzutreten. Dann der Schicksalsschlag: Elena verunglückt tödlich und hinterlässt das Töchterchen Ioana. Die Familie Gheorghiu-Alagna nahm sie auf, wie auch Ornella, eine Tochter aus der früheren Verbindung Alagnas. 2009, 13 Jahre später, gab die Presse bekannt, dass das Paar sich nach tiefen musikalischen und persönlichen Differenzen getrennt habe.
Mag Angela Gheorghiu auch manchen als »kapriziös« gelten, so ist sie dennoch dank ihrer enormen Bühnenpräsenz und überwältigenden Stimme eine der beliebtesten Sopranistinnen unserer Zeit. Ihre Kunst ist auf zahllosen Einspielungen zu bewundern. Als Tosca und Juliette verkörperte sie die Titelrollen in Kinofilmen – in beiden Fällen ist ihre Liebe zur Musik Puccinis und Gounods nicht zu überhören. Michael Jackson und Sting waren ebenso ihre Duopartner wie Jonas Kaufmann und Thomas Hampson. Der griechische Komponist Vangelis hat für sie komponiert und mit ihr gemeinsam das Katara Amphitheatre in Doha eingeweiht. Sie war bei der Wiedereröffnung des Teatro Malibran in Venedig dabei, beim Konzert anlässlich des 50. Thronjubiläums Elisabeths II., erhielt den Europäischen Kulturpreis für Musik und den Premio Puccini. In Frankreich wurde sie u. a. zum Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres ernannt und in Rumänien an mehreren Universitäten zum Doctor Honoris Causa.
Es bleibt spannend; auch im fortgeschrittenen Alter ist Angela Gheorghiu auf den großen Bühnen der Welt zuhause.
Verfasserin: Anja Weinberger
Links
https://angelagheorghiu.com/ [abgerufen am 10.11.23]
https://www.deutschegrammophon.com/de/kuenstler/angelagheorghiu/biografie [abgerufen am 10.11.23]
https://www.planet-interview.de/interviews/angela-gheorghiu/42688/ [abgerufen am 10.11.23]
Literatur & Quellen
Gheorghiu, Angela / Tolansky, Jon. 2018. A Life of Art. Lebanon.
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