Biographien Charlotte Birch-Pfeiffer
(Pesudonyme: Waldherr, Ch. Birchpfeiffer, Franz Fels)
geboren am 23. Juni 1800 in Stuttgart
gestorben am 25. August 1868 in Berlin
deutsche Schauspielerin und Dramatikerin
155. Todestag am 25. August 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Charlotte Birch-Pfeiffer, Deutschlands erfolgreichste Dramatikerin, schrieb insgesamt 91 Stücke. “Jede Spielzeit der Jahre 1830-1860 hat ein neues Birch-Pfeiffer-Stück gebracht, das an allen – aber ohne Ausnahme allen – deutschen Bühnen das Repertoirestück der Saison wurde; denn diese Frau war eine Macht”, schreibt Max Martersteig 1904 in Das deutsche Theater im 19. Jahrhundert.
Die Grundlage ihres unglaublichen Erfolgs war neben ihrer schauspielerischen und schriftstellerischen Begabung ein geschickt aufgebautes und gut gepflegtes Netzwerk von Beziehungen. Außerdem besaß Birch-Pfeiffer eine robuste Gesundheit, ein ebenso robustes Selbstbewußtsein und einen eminenten Geschäftssinn.
Charlotte Pfeiffer war die Tochter einer kinderreichen Diplomatenfamilie. Als ihr Vater erblindete, wurde die neunjährige Charlotte seine Sekretärin und Vorleserin. Mit zwölf Jahren bekam sie eine Schauspielausbildung; mit neunzehn hatte sie ihr erstes Engagement in München.
Während eines Gastspiels in Hamburg heiratete sie den mittellosen dänischen Diplomaten Dr. Christian Birch. Charlotte und Christian unterstützten sich gegenseitig bis zu ihrem Tod im Jahr 1868; sie starben kurz nacheinander.
Birch-Pfeiffer gebar sechs Kinder, von denen fünf früh starben. Während der schwangerschaftsbedingten Auftrittspausen beginnt sie zu schreiben, um Geld zu verdienen. Zuerst entstehen Romane und Erzählungen, dann Dramen, mit denen sie bald Erfolg hat.
Nur die jüngste Tochter überlebte und wurde ebenfalls Schauspielerin und Schriftstellerin (Wilhemine von Hillern).
Um mehr Zeit für die kleine Tochter zu haben, gab Birch-Pfeiffer 1837 das strapaziöse Tourneeleben auf, das sie von Amsterdam bis nach St. Petersburg geführt hatte, und übernahm bis 1843 die Leitung des erst wenige Jahre zuvor gegründeten Zürcher Aktientheaters. Die sechs Jahre unter Birch-Pfeiffer gelten als goldene Zeit des Zürcher Theaters. Als die Stadt dringend benötigte Subventionen nicht bewilligte, ging Birch-Pfeiffer nach Berlin ans Königliche Hoftheater. Das Berliner Publikum stieß sich zunächst an ihrem “derben Ton” und “grellen Spiel”. Besser wurde es, als sie sich bei ihrer Vorgängerin Amalie Wolff Rat geholt hatte. Eine lebenslange Freundschaft erwuchs aus dieser Begegnung. Ihr Heim wurde zum Treffpunkt von SchauspielerInnen und KünstlerInnen. Es entstanden nun ihre besten Dramen.
Birch-Pfeiffer leistete einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung des Realismus am deutschen Theater. Ein Realismus weiblicher Prägung: Die Standardrollen der jugendlichen Naiven und der komischen Alten werden bei Birch-Pfeiffer zu eigenständig Handelnden. Liebe ist häufig ein Luxus, den die Frau sich nicht leisten kann, die Vernunftehe weniger ein Hindernis als eine ökonomische Notwendigkeit. Im Mittelpunkt des Birch-Pfeifferschen Dramas steht immer die Frau gleich welchen Alters und welcher Schicht.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Ihr Erfindungsreichtum bei der Schaffung dramatischer Möglichkeiten, so daß ihre weiblichen Figuren die Handlung einleiten und die entscheidende Rolle bei der Überwindung des dramatischen Konflikts spielen können, ist grenzenlos.
(Renée Pritchett)
Literatur & Quellen
Frederiksen, Elke. Hg. 1989. Women Writers of Germany, Austria, and Switzerland. New York; Westport, CN; London. Greenwood.
Hes, Else. 1914. Charlotte Birch-Pfeiffer als Dramatikerin: Ein Beitrag zur Theatergeschichte des 19. Jahrhunderts. Stuttgart. Metzler.
Knorr, Birgit & Rosemarie Wehling. 1993. Frauen im deutschen Südwesten. Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. Stuttgart; Berlin; Köln. Kohlhammer.
Kord, Susanne. 1992. Ein Blick hinter die Kulissen: Deutschsprachige Dramatikerinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Stuttgart. Metzler.
Pargner, Birgit. 1999. Zwischen Tränen und Kommerz: Das Rührtheater Charlotte Birch-Pfeiffers (1800 -1868) in seiner künstlerischen und kommerziellen Verwertung. Quellenforschung am Handschriften-Nachlass. [Diss. München 1998]. Bielefeld. Aisthesis.
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