Biographien Claire Sainte-Soline
(Nelly Feuillet [eigentlicher Name])
geboren am 18. September 1891 in Melleran bei Niort
gestorben am 14. Oktober 1967 in Paris
französische Schriftstellerin
55. Todestag am 14. Oktober 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Eigentlich hieß sie Nelly Feuillet. Ihre Eltern waren LehrerInnen. Zwölf teilweise bedrückende Jahre verbrachte sie in Internaten (Niort, Bordeaux, Sêvres):
Das waren die Lehren, mit denen ich aufgezogen worden war. Immer besonnen bleiben, nie ohne Vorbedacht sich einmengen, und vor allem, nicht wahr, immer den Anstand, den Anstand wahren …
(aus dem Roman ›Irène Maurepas‹)
Sie schloss ihre Ausbildung mit einem Diplom in Physik ab und fand Anstellung – die Männer waren im (ersten Welt-)Krieg – in einer Knabenschule in La Châtre. Später unterrichtete sie in Blois, Grenoble, Auxerre, Fès und Paris. Reisen führten sie durch Europa, Afrika, Indien und Japan.
Berühmt wurde Claire Sainte-Soline 1934 mit ihrem Roman Journée: In der scheinbaren Idylle des ländlichen Poitou ereignet sich ein Mord. Das Buch ist psychologisch überzeugend und spannend wie ein Kriminalroman. Immer wieder führt Sainte-Soline ihre Figuren in Grenzsituationen, an gespenstische Abgründe ihrer Psyche. Welche gesellschaftliche Fassade sie auch wählen, sie bleiben immer Teil der Natur. Überhaupt spielen Naturschilderungen in Sainte-Solines Büchern eine wichtige Rolle – hier inspirierte die Naturwissenschaftlerin die Schriftstellerin.
Sainte-Soline konnte meisterinnenhaft erzählen: Eine Ballszene in Irène Maurepas (1942), die Schilderungen des paradiesischen Gartens der Mutter Patureau in La montagne des alouettes (1940) oder einer Geburt in Si j'étais hirondelle (1964) belegen das. Wenngleich ein Roman wie Belle (1947) heute auf uns wie eine romantische Idylle wirkt, so überschreitet doch auch hier die Titelheldin – wie so oft in den anderen Büchern der Autorin – die den Frauen gesellschaftlich gesetzten Grenzen. Darin sind die Heldinnen Claire Sainte-Soline selbst ähnlich, die als Achtjährige von zu Hause fortlief, um mit einem Bären und fahrenden Leuten weiterzuziehen.
Seit 1958 gehörte Sainte-Soline, zeitweise als Vizepräsidentin, der Jury des Prix Femina an – einem der vier großen Literaturpreise Frankreichs. Dennoch ist sie heute – zu Unrecht! – fast vergessen. Nur noch wenige Lexika bringen Informationen über sie; häufig widersprechen sie einander allerdings. So finden sich – um nur ein Beispiel zu nennen – gleich drei Geburtsjahre: 1891, 1897 und 1899, aber die Gemeindeverwaltung ihres Geburtsortes Melleran bestätigte schließlich 1891 als Geburtsjahr Sainte-Solines.
Ihre etwa zwanzig Romane und Novellen, von denen einige ins Deutsche übersetzt wurden, sind hier wie auch in Frankreich leider nur noch antiquarisch oder in Bibliotheken greifbar.
(Text von 1990)
Verfasserin: Birgit Rühe
Links
Deutsche Nationalbibliothek: Sainte-Soline, Claire. Publikationen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/107345803, zuletzt geprüft am 04.10.2017.
Internet Movie Database: Claire Sainte Soline. Filme.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm3138694/, zuletzt geprüft am 04.10.2017.
Literatur & Quellen
Neddermann, Emmy (1960): Die Schlacht der ›femmes savantes‹ : Zwölf Damen und zwei Romane – Aufregung um den Preis der Femina. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.1960.
Sainte-Soline, Claire (1938): Antigone oder Roman auf Kreta (=Antigone ou l'idylle en Crète) Ins Deutsche übersetzt von Peter Gan (= Richard Moering). Hamburg. Goverts. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1939): Zwischen Morgen und Abend. Roman. Übersetzt von Hans Hennecke. Hamburg. Goverts. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1946): Am Berg der Lerchen (=La Montagne des alouettes) Übersetzt von Hans Reisiger. Hamburg. Claassen & Goverts. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1946): Irène Maurepas. Übersetzt von Hans Reisiger. Hamburg. Claassen & Coverts. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1949): Belle. Roman (=Belle) Übersetzt von Rose Grässel. Hamburg. Claassen & Goverts. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1952): Spinne im Netz. Roman (=Le Mal venu) Aus dem Französischen von Richard Möring. Hamburg. Claassen. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sainte-Soline, Claire (1953): Monsieur hat immer recht. Roman (=Le Dimanche des rameaux) Übersetzt von Richard Möring. Hamburg. Claassen. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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