geboren um 913
gestorben am 5. Mai 969
westfränkische Königin
1050. Todestag am 5. Mai 2019
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Gerberga war das dritte Kind und die älteste Tochter König Heinrichs I. von Sachsen. Ihre Mutter war dessen zweite Frau Mathilde. Da sie die nächstjüngere Schwester Ottos des Großen war, muss sie nach 912 geboren sein. Viel jünger als er kann sie nicht gewesen sein, denn sie wurde wie Otto im Jahr 929 vermählt. Sie heiratete Giselbert von Lothringen - eine Maßnahme ihres Vaters, um die Machtverhältnisse in seinem Interesse zu stabilisieren. Er hatte Giselbert zwar zu seinem Schwurfreund und Lehensmann gemacht, wollte ihn aber als Schwiegersohn noch stärker an sich binden.
Bei Ottos Krönung am 7. August 936 versah Giselbert das Amt des Kämmerers, die Beaufsichtigung des königlichen Schatzes, da die Pfalz zu Aachen in Lothringischem Gebiet lag. Es kann Gerberga nicht gefallen haben, dass weder ihre Mutter Mathilde noch ihr Bruder Heinrich zur Zeremonie erschienen. Abwesenheit bei solchen Gelegenheiten bedeutete Feindschaft.
Gerbergas Gemahl verbündete sich mit Eberhardt von Franken und Ottos jüngerem Bruder Heinrich, um die Macht in Franken an sich zu reißen. Er wollte gegen Hugo von Franzien vorgehen, eine Aktion, die auch die Vormachtstellung Ottos in Frage stellte. Angeblich hat Gerberga ihren Mann dazu angestiftet, damit er selbst König werden konnte. Otto setzte sich an die Spitze eines Heereszuges, um seine Feinde zu stellen. Am 2. Oktober 939 starben Eberhard von Franken und Giselbert, als sie versuchten, den Rhein bei Andernach zu überqueren. Heinrich, der von Gerberga die Aufnahme auf der Burg Chèvrement erbat, wurde von ihr abgewiesen. Damit stellte sie ihre Treue zu Otto unter Beweis.
Nach Giselberts Tod sollte Gerberga den Bayernherzog Berthold ehelichen. Für den Fall, dass ihm die ca., 26jährige Frau zu alt sei, bot Otto ihm als Alternative Gerbergas Tochter Alberada an. Ein Vorgehen, das Gerberga nicht davon abhielt, ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Sie vermählte sich mit dem 19-jährigen Ludwig Transmarinus, dem Sohn von Karl dem Einfältigen, der ein Neffe von Ottos Frau Editha aus Wessex war. 941 wurde ihr Sohn Lothar geboren. Im Jahr 942 trafen sich die beiden Familien in Visé an der Meuse, damit war ihr Streit beigelegt.
946 eskalierte der Streit zwischen Ludwig IV und Hugo von Franzien erneut. Er ließ Gerbergas Gemahl gefangen nehmen und verlangte für seine Freilassung die Überlassung der Stadt Laon, die das Machtzentrum der Familie war. Gerberga sollte ihren Sohn Lothar als Geisel geben, sie schickte aber den jüngeren Karl. Auf Gerbergas Bitte zog Otto mit Kriegstruppen nach Frankreich, um ihr zu Hilfe zu kommen.
Gerberga war wie ihre Brüder und wie einst ihre Eltern interessiert an geistlichen Fragestellungen. Sie beauftragte den lothringischen Mönch Adoso, alles vorhandene Wissen über den Teufel zu sammeln. Er schrieb eine Art Lebensbeschreibung „De ortu et tempore Antichristi“ (Von der Herkunft und Zeit des Antichristen) und schickte sie um 953 an den westfränkischen Hof. Anscheinend wurde damals an einer „Erfindung“ des Teufels erst noch gearbeitet.
Dass eine Frau ihre eigene Heiratspolitik betrieb, scheint einmalig für diese Zeit zu sein, aber die Rollenfestschreibungen, die wir im Mittelalter beobachten, gelten nicht für das Frühmittelalter. Die Macht muss ständig erkämpft werden. Gerberga verhält sich wie ihr Bruder Otto; sie macht was sie will, und weil niemand in der Lage ist, sie davon abzubringen, hat sie Erfolg damit.
953 vermittelte Gerberga zwischen Ludwig und Hugo von Franzien. Als ihr Mann ein Jahr später bei einem Jagdunfall ums Leben kam, setzte sie ihren unmündigen Sohn auf den Thron und regierte selbst. Nur weil es ihr gelang, sich im Kerngebiet von Karl dem Großen zu behaupten, konnte ihr Bruder Otto dessen Nachfolge als Kaiser antreten. Nach Gerbergas Tod 966 verfeindeten sich die Sachsen erneut.
Verfasserin: Regine Sondermann
Literatur & Quellen
Laudage, J.: Otto der Große. Eine Biografie, Regensburg 2001
Glocker, W.: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sächsischen Königshauses, Köln 1989
Sondermann, R.: Editha aus Wessex. Gemahlin Ottos des Großen – Eine Königin im Mittelalter, Magdeburg 2012
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