Biographien Gertrude Duby-Blom
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geboren am 7. Juli 1901 in Wimmis, Kanton Bern
gestorben am 23. Dezember 1993 in San Cristóbal, Mexiko
Schweizer-mexikanische Sozialistin, Fotografin, Anthropologin, Umweltschützerin, Journalistin
30. Todestag am 23. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ganz gleich, ob als Sozialistin oder Umweltschützerin, Fotografin oder Journalistin - Gertrude Duby-Blom war eine wortgewandte, mutige Kämpferin, die ihre starke, temperamentvolle Persönlichkeit und kompromisslose Entschlossenheit in jedes Projekt mit einbrachte. Naturverbundenheit, Abenteuerlust und Mut entwickelte Gertrude Elizabeth Lörtscher bereits während ihrer Kinderspiele in den Schweizer Alpen, inspiriert von Karl Mays Indianergeschichten.
In Bern kommt sie über ihren Nachbarn Duby und dessen Sohn Kurt mit dem Sozialismus in Kontakt. In gemeinsamer Arbeit für die Schweizer SozialistInnen wächst die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Kurt, den sie 1925 heiratet. Bis dahin war Trudi von ihrem Elternhaus und den politischen Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, einem protestantischen Pfarrer, aber schon völlig unabhängig geworden: mit 17 Jahren zu Hause ausgezogen, hatte sie zwei Jahre lang Gartenbau gelernt und danach in Zürich einen weiteren Abschluss in Sozialarbeit erworben. Nach einem Jahr bei einer QuäkerInnen-Familie in England und einigen Monaten in Florenz zum Italienisch-Studium wird sie 1925 aus Italien deportiert: mit ihrer bis 1933 fortgesetzten, journalistischen Arbeit für sozialistische Zeitungen der Schweiz war sie den italienischen Faschisten negativ aufgefallen.
Zurück in der Schweiz, wird sie Sekretärin der Frauensektion der Sozialdemokratischen Partei, für die sie drei Jahre später unermüdlich in Deutschland herumreist. Sie macht sich als begabte Rednerin und antifaschistische Kämpferin einen Namen. Von Kurt Duby aufgrund politischer und persönlicher Differenzen 1928 geschieden, hilft ihr auch keine deutsche Scheinehe, ihre politische Arbeit in Deutschland nach Januar 1933 fortsetzen zu können. Es bleibt nur die Emigration. In Paris und den USA, wo sie den Welt-Frauen-Kongress gegen den Krieg zu organisieren beginnt, engagiert sie sich bis 1939 in der internationalen Widerstandsbewegung gegen Hitler.
Nach Internierung in einem französischen Lager wendet sie sich 1940 völlig desillusioniert von Europa ab und folgt anderen europäischen EmigrantInnen zuächst in die USA, dann nach Mexiko. Dort untersucht sie bald für das Arbeitsministerium als Sozialarbeiterin und Journalistin die Arbeitsbedingungen von Fabrikarbeiterinnen und bereist einen Großteil Mexikos.
Auf späteren Reisen zur Erforschung der Situation von Frauen, die in Zapatas revolutionärer Armee aktiv waren, nimmt sie zum ersten Mal eine Fotokamera mit. Sie hatte sie für fünfzig Pesos einem deutschen Immigranten abgekauft, der ihr auch die technischen Grundbegriffe beibrachte. Trudi interessiert sich aber für die technische Seite des Fotografierens ebenso wenig wie für die ästhetische. Sie versteht sich grundsätzlich als Journalistin, nicht als Fotografin und schon gar nicht als Künstlerin.
Sie will dokumentieren mit ihrer Kamera, Zeugin des Moments sein und Mahnerin der Zerbrechlichkeit der Kultur und Landschaft von Chiapas’ Indianerstämmen. Besonders intensiv setzt sie sich für die in den dichten Dschungeln lebenden Laconden ein. Ab 1943 meist gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Archäologen und Kartographen Frans Blom, unternimmt Trudi während der nächsten vierzig Jahre 70, oft strapazenreiche, bis zu sieben Monate lange Expeditionen, um die untergehenden Traditionen dieses abgeschiedenen Maya-Stamms zu erforschen. Sie fühlt sich von den sehr stolzen und unabhängigen Laconden angezogen und gewinnt über die Jahre nicht nur ein reiches Wissen und fotografisches Zeugnis über ihre Lebensweise, sondern auch ihr Vertrauen und ihre Freundschaft.
Mit zahlreichen Veröffentlichungen von Fotos, Artikeln und Büchern wird Gertrude Duby-Blom zur lautstarken Fürsprecherin für die Erhaltung der Lacondischen Kultur und des Dschungels. Um der rapiden Zerstörung entgegenzutreten, kaufen die Bloms 1950 ein Haus in San Cristóbal, das zu einem Wissenschaftszentrum ausgebaut wird. 1975 baut Duby-Blom eine Baumschule auf, deren einheimische Bäume frei abgegeben werden, solange sie im Staat Chiapas gepflanzt werden.
Gertrude Duby-Blom war enttäuscht, wie wenig Erfolg ihre Bemühungen um eine bessere Welt letztlich hatten. Uns aber bleibt das Vorbild einer unermüdlichen Kämpferin erhalten.
(Text von 1997
Verfasserin: Imke Lode
Zitate
“Erinnerungen an die singenden Vögel, die intensiven Farben der Vegetation und die schönen Flüsse steigen vor mir auf wie Echos aus der Vergangenheit; und das Einzige, was ich noch sagen kann, ist, dass die Zeit gekommen ist, aufzuwachen und zu sehen, was wir anrichten, und Schritte zu unternehmen, die Zerstörung aufzuhalten. Lasst uns an unsere Zukunft denken, denn ansonsten werden wir die letzte, übriggebliebene Art auf diesem Planeten sein.”
(Gertrude Blom, Der Dschungel brennt, April 1983)
Links
https://www.ndr.de/info/Die-Koenigin-des-Dschungels,audio288524.html
Links geprüft und korrigiert am 6. Juli 2021 (AN)
Literatur & Quellen
Duby Blom, Gertrude. 1982. Das Antlitz der Mayas. Einführung und Fotos von Gertrude Duby Blom, Texte von Ossi Urchs & Sigi Höhle. Königstein, Ts. Athenäum. Fotoband bei 2001.
Harris, Alex & Margaret Sartor. Hg. 1984. Bearing Witness. Chapel Hill. University of North Carolina Press.
Pappe, Silvia. 1994. Königin des Regenwalds. Eine Biographie. Bern. eFeF Verlag.
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