geboren am 28. Dezember 1925 in Ulm
gestorben am 1. Februar 2002 in Berlin
deutsche Schauspielerin, Chansonsängerin und Autorin
20. Todestag am 1. Februar 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Das Phänomen ihrer anhaltenden Karriere war ebenso unvergleichlich wie erstaunlich. Über 50 Jahre bewegte sie ihre Mitmenschen. Sie war neben Marlene Dietrich und Romy Schneider der einzige deutsche Filmstar von Weltformat: Hildegard Knef. Die deutsche Schauspielerin und Sängerin, die zu den populärsten Vertreterinnen des deutschen Kinos der 50er und 60er Jahre gehörte, hat mit ihren Filmen, Büchern und Songs internationales Aufsehen erregt und zahlreiche Preise errungen.
Hildegard Knef wurde am 28. Dezember 1925 in Ulm als Tochter einer Kaufmannsfamilie geboren. Ihr Vater starb 1926, und die Mutter zog mit ihr nach Berlin. Dort erhielt Hilde bereits als 15-jährige den ersten Schauspielunterricht. Nach einer Ausbildung zur Trickzeichnerin besuchte sie ab 1942 die Filmhochschule in Babelsberg. Nach Kriegsende trat sie zunächst an Berliner Bühnen auf.
Ihre erste Hauptrolle spielte sie 1946 in Wolfgang Staudtes „Die Mörder sind unter uns“. Der Film inmitten der Berliner Kraterlandschaft machte sie über Nacht berühmt. Erzählt wird die Geschichte des Chirurgen Hans Mertens, der nach schweren Kriegsjahren desillusioniert und hoffnungslos in das zerstörte Berlin zurückkehrt. Da erfährt er, dass sein ehemaliger Kompaniechef, der in Polen unschuldige Geiseln erschießen ließ, nun als aufstrebender Geschäftsmann in Berlin lebt. Hildegard Knef in der Rolle einer ehemaligen KZ-Insassin hält ihren Freund Mertens schließlich davon ab, den unentdeckten Nazi-Schergen zu richten. Der Streifen war ein erster Versuch, sich mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen.
1948 wurde Hildegard Knef bei den Filmfestspielen in Locarno als „beste weibliche Hauptdarstellerin“ für ihre Rolle in „Film ohne Titel“ ausgezeichnet. Nach einem kurzen Intermezzo in den USA kehrte die 24-jährige nach Deutschland zurück. Hier übernahm sie 1950 die Hauptrolle in dem Film „Die Sünderin“ von Willi Forst, der das Schicksal einer durch Kriegs- und Nachkriegsereignisse zur Prostituierten gewordenen jungen Frau darstellte. Eine kurze Nacktszene machte den Film zum handfesten Skandalfall des deutschen Nachkriegsfilms. Schon vor der Premiere kam es zu Demonstrationen und Boykottmaßnahmen; vor allem Kirchenvertreter schürten die Stimmung und Geistliche warfen in den Kinos Stinkbomben. Der Skandal steigerte aber ihren Bekanntheitsgrad noch.
Im selben Jahr spielte sie in dem Film „Entscheidung vor Morgengrauen“, der auch in Amerika ein großer Erfolg wurde. Das verhalf ihr zu einigen Rollen in Hollywood-Produktionen wie in der Hemingway-Verfilmung von „Schnee am Kilimandscharo“ (1952) an der Seite von Gregory Peck. Der entscheidende internationale Durchbruch gelang Hildegard Knef, als sie 1954 bis 1956 in 675 Aufführungen als Ninotschka in Cole Porters Musical „Seidenstrümpfe“ am Broadway gastierte. Das Showbusiness interessierte sie jedoch weniger und so kehrte sie nach diesem Bühnentriumph nach Deutschland zurück. Hier warteten weitere Rollen in „Die Dreigroschenoper“ und „Wartezimmer zum Jenseits“ auf sie, die sie schnell zum Ufa-Star Nummer Eins machten.
1963 startete sie mit großem Erfolg eine zweite Karriere als Chansonsängerin. Sie begann, ihre eigenen Chansontexte zu schreiben und benutzte dabei Jazz- und Swing-Elemente. Die rauchige Stimme wurde ihr Markenzeichen. Unzählige Texte wurden zu Hits und machten sie zur erfolgreichsten deutschen Chanson-Interpretin zwischen 1963 und 1975. „Sie ist die größte Sängerin ohne Stimme“, urteilte die amerikanische Jazzsängerin Ella Fitzgerald.
1970 debütierte Hildegard Knef mit ihrer Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ als Autorin. Hier erzählte sie erfrischend ehrlich die Geschichte ihres Lebens, die Geschichte von Kriegserlebnissen, von großen Pleiten und Erfolgen. Das Buch wurde eine literarische Sensation und erreichte eine Weltauflage von über drei Millionen Exemplaren. Ihre Popularität war grenzenlos: „Unser Hildchen“ nannte man sie oder respektvoll „Die Knef“.
Aufsehen erregte ebenfalls ihr drittes Buch „Das Urteil“ (1975), in dem sie minuziös und in großer Offenheit über ihre Brustkrebserkrankung schrieb. Trotz weiterer Operationen und Drogenabhängigkeit trat sie in den nächsten Jahren immer wieder in Filmen auf, z.B. in der Fallada-Verfilmung „Jeder stirbt für sich allein“. In den 80er und 90er Jahren war sie verstärkt in TV-Produktionen zu sehen. Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte sie 2001 bei der Berlinale. Am 1. Februar 2002 starb Hildegard Knef im Alter von 76 Jahren in Berlin.
Hildegard Knef wurde verehrt und verrissen, geliebt und gehasst. Doch was bleibt: sie war eine Charakterdarstellerin und Chansonsängerin von Weltrang. Wie schrieb doch die „New York Times“ einst: „Die Knef gehört zum Besten, das je aus Deutschland gekommen ist“.
(Text von 2020)
Verfasserin: Manfred Orlick
Zitate
Zu Besuch bei Billy Wilder
Der mit einem „Oscar“ ausgezeichnete Billy Wilder lebte fern von Demut, Wehmut und Erinnerung. Er war arriviert und verdankte Hollywood seine ersten Erfolge. Er war das geworden, was ich damals für anstrebenswert hielt: ein Neulanderoberer. Als wir das erste Mal vor seinem Haus standen, war ich aufgeregt, als hätte ich einen Test zu bestehen, eine Mutprobe. Eingeladen zu „Drinks“ und „Dinner“, hatte ich mich den ganzen Tag geputzt und frisiert und nicht gewusst, was anzuziehen. Die Türglocke löste ein zartfühlendes Geklimper aus, das in keiner Beziehung zu dem spannungsgeladenen, immer auf dem Sprung scheinenden Hausherrn stand. Er öffnete die Tür. Sein kugelrunder Kopf mit kurzgeschorenen Haaren, das straff-blanke Gesicht mit Augen, denen nichts entging und die viel verurteilten, der zynisch spottbereite Mund, die scharfe nasale Stimme und Schnellfeuermonologe - sie ergaben das Bild eines Souveränen, der sich nicht ausruht; eines Siegers, der dem Eroberten misstraut. Er lähmte mich und spornte mich an, machte mich unsicher und prahlerisch zugleich.
(aus: „Der geschenkte Gaul“)
Literatur & Quellen
Filmografie (Auswahl):
- Die Mörder sind unter uns (1946)
- Die Sünderin (1951)
- Entscheidungen im Morgengrauen (1951)
- Schnee am Kilimandscharo (1952)
- Das Mädchen aus Hamburg (1958)
- Lulu (1962)
- Die Dreigroschenoper (1963)
- Verdammt zur Sünde (1964)
- Jeder stirbt für sich allen (1976)
Werke (Auswahl):
- Der geschenkte Gaul. Bericht aus einem Leben (1970)
- Ich brauch Tapetenwechsel (1972)
- Das Urteil oder der Gegenmensch. Molden, München u. a. 1975
Quellen:
- Wikipedia: Hildegard Knef
- Offizielle Webseite: https://www.hildegardknef.de/
- Der geschenkte Gaul. Bericht aus einem Leben. Molden, Wien, München und Zürich 1970
- Christian Schröder: Hildegard Knef. Mir sollten sämtliche Wunder begegnen. Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2004
- Petra Roek: Fragt nicht, warum: Hildegard Knef – die Biografie. Edel Edition, Hamburg 2009
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