Biographien Christine Brückner

(geb. Emde)
geboren am 10. Dezember 1921 in Waldeck/Schmillinghausen
gestorben am 21. Dezember 1996 in Kassel
deutsche Schriftstellerin
20. Todestag am 21. Dezember 2016
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
“Not lehrt schreiben”, sagte Christine Brückner immer in Abwandlung des Ernst-Bloch-Zitats “Not lehrt denken”. Sie war Anfang 30 und krank, als sie zu schreiben anfing. Der Bertelsmann-Verlag hatte zu einem Literatur-Wettbewerb aufgerufen, Brückner verfasste einen Roman, der den ersten Preis bekam, 1954 unter dem Titel “Ehe die Spuren verwehen” als Buch erschien und zum Bestseller wurde.
Brückner schrieb eine Reihe von Romanen, außerdem Erzählungen, Hörspiele, Reisenotizen und Kinderbücher. Häufig stehen bei ihr Frauen und die Themen des Alltags im Mittelpunkt: Freundschaft, Liebe, Ehe, Scheidung. Es lag ihr am Herzen, ihre LeserInnen dazu zu animieren, sich aus starrer Schicksalsgläubigkeit zu lösen und das Leben verantwortungsbewusst in die eigene Hand zu nehmen.
Verantwortungsbewusstsein hatte sie selbst früh gelernt. Als Pfarrerstochter wurde sie mit sozialen Aufgaben betraut und pflegte alte und kranke Menschen. Ihr Vater Carl Emde gehörte der “Bekennenden Kirche” an und erzog seine Töchter in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Bis Christine Brückner ans Schreiben kam, versuchte sie sich in 13 Berufen - unter anderem als Leiterin einer Mensa oder Assistentin an einem Kunstinstitut. Sie zog häufig um und lernte so die unterschiedlichsten Menschen und Milieus kennen.
Ihr größter Erfolg war die auch als Fernsehserie verfilmte “Poenichen”-Trilogie (1975-85). Hauptfigur ist Maximiliane von Quindt, die auf dem pommerschen Gut Poenichen aufwächst und 1945 mit ihren Kindern fliehen muss. Die Flüchtlingssaga, in der individuelle Geschichte mit Zeitgeschichte verwoben wird, trug Christine Brückner den Ruf einer “Enkelin Fontanes” ein - durch ihre Erzählweise, ihre Gestaltung der Figur des Quindtschen Großvaters und nicht zuletzt durch den Titel des ersten Bandes “Jauche und Levkojen”, einem Fontane-Zitat. Ihre Bücher – von der Kritik teils als “Trivialliteratur”, teils als gute Unterhaltung und damit Belletristik im eigentliche Sinne eingeordnet - fanden ein Millionenpublikum.
Aufsässig, leidenschaftlich und kraftvoll sind Brückners “ungehaltene Reden ungehaltener Frauen” in “Wenn du geredet hättest, Desdemona” (1983). Darin erteilt sie der antiken Dichterin Sappho ebenso das Wort wie Luther-Ehefrau Katharina von Bora oder der politischen Aktivistin Gudrun Ensslin. Nach der Uraufführung 1984 gab es die weiblichen Monologe auf deutschsprachigen Bühnen in über 100 Inszenierungen und in 15 Ländern zu sehen und zu hören.
Christine Brückner starb wenige Tage nach ihrem 75. Geburtstag an Krebs.
(Text aus dem Jahr 2000)
Verfasserin: Wiebke Eden
Zitate
Wenn es beim Schreiben eine Moral für mich gibt, dann ist es die, glaubwürdig zu sein; nichts zu schreiben, was ich nicht bereit wäre, auch zu leben. Man darf mich beim Wort nehmen. (Christine Brückner in: “Mein schwarzes Sofa”, 1981)
Literatur & Quellen
Brückner, Christine. 1981. Mein schwarzes Sofa: Aufzeichnungen. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein.
Christine Brückner: Leben und Werk. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein. 1994.
Harenbergs Lexikon der Weltliteratur: Autoren - Werke - Begriffe. 5 Bde. Dortmund. Harenberg Lexikon-Verlag. 1989.
Munzinger, L. Hg. Munzinger Archiv: Internationales biographisches Archiv. 1980 (1) und 1997 (1). Ravensburg.
Tietz, Gunther. Hg. 1990. Über Christine Brückner: Aufsätze, Rezensionen, Interviews. Mit Originalbeiträgen von Sigrid Bauschinger, Joachim Biener und Heinz Gockel. Frankfurt/M.; Berlin. Ullstein.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.