Biographien Ingrid Matthäus-Maier
geboren am 9. September 1945 in Werlte, Kreis Aschendorf
deutsche Richterin, Politikerin und Bankerin
75. Geburtstag am 9. September 2020
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Ich war 22 Jahre im Bundestag und 30 Jahre in der aktiven Politik. Das reicht.“ Interviewer, die Ingrid Matthäus-Maier nach 1999 auf eine mögliche Rückkehr in politische Ämter ansprechen, erhalten immer wieder die gleiche Antwort: Nein, sie bereue es keineswegs, ihr Bundestagsmandat und das Amt als stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende mit dem Vorstandsposten bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vertauscht zu haben. Im Gegenteil: Bei der Staatsbank könne sie viele Förderprogramme umsetzen, die sie als Politikerin mit ausgearbeitet habe. Und nein, sie habe diese Position nicht aus Enttäuschung darüber angenommen, dass im Herbst 1998 ein anderer zum Finanzminister der neuen rot-grünen Regierung bestellt wurde.
Dass die Berufung von Ingrid Matthäus-Maier ins Kabinett Schröder ausblieb, war in der Tat für viele eine Überraschung. Energisch und selten um Worte verlegen – im Schlagabtausch mit CSU-Finanzminister Theo Waigel definierte sie die Maßeinheit „Theo“: den „Abstand zwischen zwei Haushaltslöchern“ –, hatte sich die mehrfach preisgekrönte Rednerin als Persönlichkeit und als kompetente Haushaltsexpertin profiliert.
Ihre politische Laufbahn begann Ingrid Matthäus-Maier bei den Liberalen: 1969 tritt die Jurastudentin, die sich in Gießen und Münster hochschulpolitisch engagiert hat, in die FDP ein; deren Jugendorganisation wählt sie 1972 für ein Jahr zur Bundesvorsitzenden. 1976 gibt sie ihre Stelle als Verwaltungsrichterin in Münster auf, um als jüngste Abgeordnete in den Bundestag einzuziehen, wo sie 1979 Vorsitzende des Finanzausschusses wird. Die Wende kommt im Herbst 1982: Die FDP verlässt die sozialliberale Koalition – Ingrid Matthäus-Maier legt aus Protest alle Ämter nieder und kehrt ihrer Partei den Rücken. Noch im Dezember 1982 tritt sie in die SPD ein und wird 1983 erneut in den Bundestag gewählt. In der SPD knüpft sie bald an ihre bisherigen Erfolge an und setzt konsequent ihre finanzpolitische Linie fort, die sich stets an den Prinzipien eines sozial gerechten, vorausschauenden und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftens orientiert.
Ihr Wechsel zur KfW im Juli 1999 macht Ingrid Matthäus-Maier wieder einmal zur Ausnahmeerscheinung: In den Vorstandsetagen der großen Unternehmen sind kaum Frauen vertreten. „Das war, als werde man 30 Jahre zurückversetzt“, beschreibt sie später den Unterschied zur Politik. Ihr selbst ist es längst gelungen, ihre Vorstellung von Emanzipation zu verwirklichen – auch im Privatleben: Nach der Geburt ihres zweiten Kindes 1980 kümmerte sich ihr Mann, der Diplom-Mathematiker Robert Maier, um die Familie.
(Text von 2004)
Verfasserin: Annette Lutz
Links
Institut für Weltanschauungsrecht. 18.04.2018. “Katholisch operieren - evangelisch putzen” war gestern. Diskriminierungsverbote gelten auch für die Kirchen.Ingrid Matthäus-Maier und Jacqueline Neumann erläutern das Urteil. Humanistischer Pressedienst (hpd).
Online verfügbar: https://hpd.de/artikel/katholisch-operieren-evangelisch-fenster-putzen-war-gestern-15493 (geprüft am 22.02.2019)
gbs Koblenz. 14.01.2014. Kirchliches Arbeitsrecht - Operiert ein katholischer Arzt anders? WDR 5 Neugier genügt. Sabine Brandi im Gespräch mit Ingrid Matthäus-Maier. (geprüft am 22.02.2019)
Welter, Ursula. Deutschlandfunk. 26.04.2018. „Für mich ist der Abgeordnete die Nummer eins“.
Online verfügbar: https://www.deutschlandfunk.de/ingrid-matthaeus-maier-fuer-mich-ist-der-abgeordnete-die.1295.de.html?dram:article_id=416628 (geprüft am 22.02.2019)
Riebsamen, Hans. 19.03.2004. Frankfurter Gesichter: Ingrid Matthäus-Meier. In: faz.net.
Online verfügbar: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/persoenlich/frankfurter-gesichter-ingrid-matthaeus-maier-1147939.html (geprüft am 22.02.2019)
Omit Religion. 06.06.2012. Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz - Ingrid Matthäus-Maier. Ingrid Matthäus-Maier. 27.05.2012. Vortrag im Rahmen der Europäischen Atheistischen Tagung „Die atheistische Perspektive - national, regional, global”.
Zander, Ingo. 13.09.2015. WDR 5. Erlebte Geschichten. Ingrid Matthäus Maier, Politikerin. Zeitzeugin: Ingrid Matthäus Maier Hintergrund: Politikerin, gerade 70 geworden, Präsidentin der KfW-Bank, wechselte mit dem Beginn der Kanzlerschaft Kohl von der FDP zur SPD.
Online verfügbar: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-erlebte-geschichten/audio-ingrid-matthaeus-maier-politikerin-100.html (geprüft am 22.02.2019)
Einecke, Helga. 01.03.2008. Ingrid Matthäus-Maier. EMMA März/April 2008.
Online verfügbar: https://www.emma.de/artikel/der-jungsfront-ingrid-matthaeus-maier-263752 (geprüft am 22.02.2019)
Appel, Holger. 29.09.2006. Porträt: Ingrid Matthäus-Maier. In: F.A.Z. Nr. 227/2006.
Online verfügbar: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/portraet-ingrid-matthaeus-maier-keine-frau-fuers-stille-kaemmerlein-1354663.html (geprüft am 22.02.2019)
DW Deutsch. 14.09.2007. Made in Germany / Ingrid Matthäus-Maier. (geprüft am 22.02.2019)
Spiegel Online. Thema: Ingrid Matthäus-Maier. Alle Artikel und Hintergründe.
Online verfügbar: http://www.spiegel.de/thema/ingrid_matthaeus_maier/dossierarchiv-2.html (geprüft am 22.02.2019)
Hoffmann, Wolfgang. 30.09.1988 (aktualisiert am 22.11.2012). Ingrid Matthäus-Maier - Immer die Erste. Die Zeit Nr. 40/1988. https://www.zeit.de/1988/40/immer-die-erste/komplettansicht (geprüft am 22.02.2019)
Institut für Weltanschauungsrecht (ifw). Ingrid Matthäus-Maier.
Online verfügbar: https://weltanschauungsrecht.de/Ingrid-Matthaeus-Maier (geprüft am 22.02.2019)
gbs Koblenz. 01.06.2014. Tod auf Rezept: Härtere Regeln für Sterbehilfe? - ZDF login mit Ingrid Matthäus-Maier. (geprüft am 22.02.2019)
Literatur & Quellen
Matthäus-Maier, Ingrid. Man kam nicht wirklich an ihn heran. In: Schaefer, Bettina (Hg). 2018. Mensch Genscher. Hamburg. Jetztzeit Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. Der sogenannte Dritte Weg. Über die Kirche als Arbeitsgeber. In: Sabin, Stefana. Ortner, Helmut (Hg). 2014. Politik ohne Gott. Wie viel Religion verträgt Demokratie? Springe. zu Klampen Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. Laukhard-Predigt 2012. In: Redmer, Axel (Hg). 2013. Katholisch operieren - evangelisch Fenster putzen? Das kirchliche Arbeitsrecht auf dem Prüfstand. Idar-Oberstein.
Matthäus-Maier, Ingrid. Zum Verhältnis von Staat und Kirche in der Bundesrepublik. In: Boenke, Yvonne (Hg). 2010. „Lieber einen Knick in der Biographie als einen im Rückgrat“. Festschrift zum 70. Geburtstag von Horst Herrmann. Münster. Telos.
Matthäus-Maier, Ingrid. von Pischke, J.D (Hg.). 2008. New Partnerships for Innovation in Microfinance. Berlin, Heidelberg, New York. Springer Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. von Pischke, J.D (Hg). 2006. Microfinance investment funds: leveraging private capital for economic growth and poverty reduction. Berlin, Heidelberg, New York. Springer Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. von Pischke, J.D (Hg). 2004.EU accession - financial sector opportunities and challenges for Southeast Europe. Berlin, Heidelberg, New York. Springer Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. Die Frau baut auf. In: Keese, Christoph. Münchau, Wolfgang (Hg). 2003. 101 Frauen der deutschen Wirtschaft. Financial Times Deutschland. Wiesbaden. Gabler Verlag.
Matthäus-Maier, Ingrid. (Hg). 2000.Die Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau in den neuen Bundesländern : Rede vor geladenen Vertretern aus Politik und Wirtschaft, anläßlich der Veranstaltung Bördeländer-Lunch der Gemeinschaftsstiftung Arbeiterwohlfahrt Sachsen-Anhalt am 2. November 2000 in Magdeburg. Magdeburg. Gemeinschaftsstiftung Arbeiterwohlfahrt Sachsen-Anhalt.
Matthäus-Maier, Ingrid. Stihl, Hans Peter. Gesprächskreis Politik und Wissenschaft (Hg). 1992. Ist der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr? : Vorträge vor dem Gesprächskreis Politik und Wissenschaft des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung am 16. Juni 1992 in Bonn. Bonn. Friedrich-Ebert-Stiftung.
Matthäus-Maier, Ingrid. Zahn, Joachim. 1981. Haushaltskonsolidierung und Stärkung der Investitions- und Exportfähigkeit der Wirtschaft sind notwendig. Bonn. Institut Finanzen und Steuern.
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