
(Joanne Rowling)
geboren am 31. Juli 1965 in Yate, South Gloucestershire
britische Schriftstellerin
60. Geburtstag am 31. Juli 2025
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Joanne K. Rowling bietet nach ihren ersten Erfolgen mit Harry Potter mit ihrer eigenen Lebensgeschichte ein Märchen für sich: Eine arme, alleinerziehende Mutter, die sich mittels Sozialhilfe durchschlägt, schreibt wie aus dem Nichts einen Bestseller nach dem anderen und wird innerhalb weniger Jahre Millionärin und eine der reichsten Schriftstellerinnen Großbritanniens. Was für das Publikum nach einem kometenhaften Aufstieg klingt, ist für die Protagonistin selbst das Ergebnis langer akribischer Arbeit – und auch etwas Glück.
Joanne Rowling wird als ältere von zwei Schwestern nahe Bristol in der Kleinstadt Yate geboren. Ihr Geburtsname ist lediglich Joanne. Jahre später fügt sie „Kathleen“ hinzu, in Erinnerung an ihre geliebte, früh verstorbene Großmutter.
In späteren Interviews gab Joanne Rowling zunächst die Nachbargemeinde Chipping Sodbury für ihren Geburtsort aus, aber wohl weniger – wie ihr manche hämisch unterstellten – weil Chipping Sodbury der deutlich wohlhabendere und elegantere Ort als das schlichte, unspektakuläre Yate war, sondern weil sie schon immer ein Faible für kuriose Namen hatte. Einige Jahre später zieht die Familie nach Tutshill ins ländliche Wales.
Ihr Vater Peter arbeitet bei Rolls Royce in der Flugzeugfertigung, später im Management, die Mutter Anne als Laborassistentin. Allerdings leidet Anne Rowling an einer galoppierenden Form von Multipler Sklerose, die erst 1980 diagnostiziert wird und sie zur Aufgabe ihrer Berufstätigkeit zwingt. Ihre Mutter ist neben Joannes Englischlehrerin diejenige, die Joannes Lust am Lesen und Schreiben fördert. „Ich war die typische Leseratte, klein und rund, mit dicker Kassenbrille, ich träumte in den Tag hinein, schrieb endlose Geschichten und tauchte dann ganz plötzlich aus meiner Traumwelt auf, um meine arme Schwester zu piesacken und sie zu zwingen, sich meine neueste Geschichte anzuhören und die Spiele zu spielen, die ich gerade erfunden hatte.“
Joanne Rowling ist eine gute Schülerin. Es wird ihr empfohlen, sich an der Oxford University zu bewerben, um dort moderne Sprachen zu studieren – sie hatte Französisch und Deutsch als Fremdsprachen in der Schule, mit einem „sehr gut“ in Englisch und Französisch und „gut“ in Deutsch. Sie wird zum Auswahltest nach Oxford eingeladen, schließlich aber doch abgelehnt. Daher entschließt sich Joanne in Exeter Französisch und alte Sprachen zu studieren; Französisch wegen der besseren Jobaussichten als mit einem x-beliebigen Englischabschluss, und alte Sprachen wegen ihrer Faszination für Klassiker und alte Mythen. Die Kenntnis derselben wird ihr später bei ihrer Schriftstellerei sehr helfen; denn eigentlich will Joanne Schriftstellerin werden und nicht einen nüchternen Brotberuf ausüben. So schreibt sie in ihrer freien Zeit an ihren Geschichten, ohne zu wissen, ob das jemals zu etwas führen wird – wenn sie nicht gerade im Gothic-Look in den angesagten Clubs abhängt.
Zum Studium gehört ein Auslandsjahr in Frankreich. Joanne Rowling entscheidet sich für die Möglichkeit, in Paris an einer Schule halbtags Englisch zu unterrichten. Sie wohnt in einer WG und findet ihre Zeit in Paris einfach großartig. Nach diesem bohèmehaften Leben wird ihre Rückkehr nach England ernüchternd. Sie weiß nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll und macht eine Weiterbildung zur Fremdsprachensekretärin für Englisch und Französisch, obwohl „Sekretärin“ für sie nach einem Albtraum klingt.
Mit Studienfreundinnen aus Exeter sucht sie sich in London eine Wohnung und arbeitet in den nächsten Jahren in verschiedenen Zeitarbeitsjobs. Eine sie prägende Tätigkeit führt sie zu Amnesty International in die Afrika-Abteilung. Dort bearbeitet sie Fälle aus totalitären Staaten, aus denen Briefe herausgeschmuggelt wurden, die von Entführungen, Folteropfern, Vergewaltigungen und Hinrichtungen berichten.
Wo immer sie auch arbeitet, in jeder freien Minute, in den Mittagspausen, sucht sie sich ein ungestörtes Plätzchen, um an ihren Geschichten weiterzuschreiben. Sie gewöhnt sich daran, in Cafés und Bars Skizzen und ganze Kapitel zu notieren. So entstehen zwei Romane, noch bevor sie 25 Jahre alt ist. Diese werden allerdings nie veröffentlicht.
Während einer Zugfahrt zu ihrem Freund in Manchester kommt ihr die Idee zu einer Geschichte über einen jugendlichen Zauberlehrling. In Gedanken entwickelt sie die einzelnen Figuren und denkt sich Szenarien und Namen für ihre Protagonisten aus. In den folgenden Monaten und Jahren schreibt sie an einzelnen Episoden und Abenteuern um den Jungen, die sie systematisch in einer Pappschachtel sammelt. Daran, dass dieser Junge sie dereinst berühmt machen wird, denkt sie im Traum nicht. Vorerst zieht sie nach Manchester zu ihrem Freund, arbeitet bei der Industrie- und Handelskammer als Sekretärin und bastelt in jeder freien Minute am Handlungsgerüst ihrer Geschichten um Harry Potter, wie sie den Jungen nennt.
Als 1990 die Mutter plötzlich stirbt, Joanne ihre Arbeit verliert, ihre Beziehung am Ende ist und auch noch in ihre Wohnung eingebrochen und Erinnerungsstücke ihrer Mutter gestohlen werden, zieht sie die Reißleine: Auf eine Anzeige hin fährt sie mit kleinem Gepäck nach Porto, um dort als Englischlehrerin zu arbeiten. Selbstverständlich dabei sind ihre Aufzeichnungen zu Harry Potter, an denen sie in Portugal beständig weiterarbeitet.
Wie damals in Paris lebt sie in einer WG und besucht häufig Bars und Diskotheken, wo sie den Journalisten Jorge Arantes, kennenlernt. Sie heiraten im Oktober 1992, obwohl es in der Beziehung bereits kriselt. Arantes ist arbeitslos, ein Frauenheld, besitzergreifend und gewalttätig. Auch die Geburt der Tochter Jessica im Juli 1993 ändert daran nichts. Mithilfe einer Nachbarin kann sie das Baby aus Arantes‘ Wohnung holen und reist Hals über Kopf mit der Kleinen zurück nach Großbritannien zu ihrer Schwester, die mittlerweile in Edinburgh lebt.
Wegen fehlender Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind kann Joanne Rowling keine Arbeit annehmen, sondern muss Sozialhilfe beantragen. Da sie auch nicht länger bei ihrer Schwester wohnen kann und will, leiht sie sich Geld von Freunden und geht damit auf Wohnungssuche. Erst nach vielen Versuchen findet sie eine kleine Wohnung am Edinburgher Hafen, denn niemand will an eine alleinerziehende Mutter vermieten, die von Sozialhilfe lebt.
Als Jorge Arantes aus Porto anreist – angeblich um seine Tochter zu sehen – erwirkt Joanne Rowling eine einstweilige Verfügung, dass er sich ihr nicht nähern darf. 1995 wird die Ehe geschieden. Ihr bisheriges Lebensfazit sieht nicht rosig aus: „Ich kann demnach durchaus zu Recht sagen, dass ich sieben Jahre nach dem Tag meines Universitätsabschlusses gemäß den üblichen Maßstäben grandios gescheitert war. Eine außerordentlich kurzlebige Ehe war in die Brüche gegangen, ich war arbeitslos, alleinerziehende Mutter und so arm, wie man in Großbritannien nur sein kann, wenn man nicht gerade obdachlos ist. Die Ängste meiner Eltern um meine Zukunft und meine eigenen Ängste hatten sich erfüllt, und nach allen üblichen Normen war ich die größte Versagerin, die ich kannte.“
Nachdem Jessica eingeschlafen ist, geht Joanne mit dem Kinderwagen in das (mittlerweile ehemalige) Nicholson’s Café, um dort an ihrem Harry-Potter-Buch weiterzuschreiben. Sie liebt die Mischung aus gutem Kaffee und den sie umgebenden Kaffeehausgeräuschen bei gleichzeitigem Alleinsein. Schließlich hat sie die Möglichkeit, eine einjährige Weiterbildung zu besuchen, um sich für das Lehramt in Schottland zu qualifizieren, denn ihre Unterrichtspraxis in Portugal reicht hierfür nicht aus. Ihr Unterrichtsfach ist Französisch.
Mittlerweile hat sie ihr Manuskript Harry Potter und der Stein der Weisen beendet und schickt dieses an verschiedene Verlage. Nach etlichen Absagen renommierter Unternehmen – deren Verantwortliche später wahrscheinlich vor Ärger in die Tischkante beißen – wendet sie sich an den Literaturagenten Christopher Little, ohne zu wissen, dass dieser gar keine Kinderbücher vermittelt. Doch Littles Sekretärin, die sich in ihrer Mittagspause in die auffällige schwarze Mappe vertieft, kann das Manuskript kaum noch beiseitelegen. Anstatt eine Absage zu schreiben, empfiehlt sie ihrem Chef, sich die Geschichte doch einmal anzusehen. Über ihn landet der Text bei Bloomsbury, die kurz zuvor eine Kinderbuchabteilung gründeten. Der Vertrag sieht für Joanne Rowling ein Honorar von 1.500 Pfund vor, abzüglich der Agenturprovision, sowie 10% der Bruttoeinnahmen. Dafür soll sie ihren Namen auf dem Cover abkürzen: J.K. Rowling statt Joanne Rowling, denn angeblich läsen Jungs keine Bücher von Frauen. Legendär wird der Rat von Barry Cunningham, Leiter der Kinderbuchabteilung bei Bloomsbury: „Jo, machen Sie was Richtiges; mit Kinderbüchern lässt sich kein Geld verdienen.“
Doch Joanne Rowling schreibt bereits an ihrem zweiten Harry-Potter-Band. Im Sommer 1996 legt sie ihre Prüfung als Lehrerin ab und ist bereit, hiermit auch ihren Lebensunterhalt zu verdienen, obwohl zunächst nur unregelmäßig Vertretungsstellen zu besetzen sind. Überraschend erhält sie ein volles Stipendium des Scottish Arts Council, mit dem sie sich ausschließlich ihrem Manuskript widmen kann – und sich als erstes einen Computer kauft.
Harry Potter und der Stein der Weisen erscheint am 26. Juni 1997 in einer für Kinderbücher nicht unüblichen Auflage von 500 Stück – sieben lange Jahre, nachdem sie auf der Zugfahrt von Manchester nach London die Idee zu diesem Buch hatte. Werbung wird für den Titel nicht weiter gemacht, denn sie ist eine unbekannte Autorin einer (typisch?) englischen Internatsgeschichte mit einem Zauberlehrling als Hauptperson. Das ändert sich erst, als der US-Verlag Scholastic Books die Rechte für die amerikanische Ausgabe für 100.000 Dollar ersteigert. Das schlägt Wellen, auch in der Presse. Für Scholastic Books heißt es nun: nicht kleckern, sondern klotzen. Die US-Erstausgabe erscheint in 500.000 Exemplaren, begleitet vom entsprechenden Werberummel.
Nur zwei Wochen nach Erscheinen von Harry Potter und der Stein der Weisen schickt Joanne Rowling das Manuskript für den zweiten Band an ihren Verlag. Das Buch erscheint ein Jahr später. Die Geschichte um Harry Potter ist auf sieben Bände angelegt, für jedes seiner Schuljahre einen.
Die ersten vier Bände folgen im Jahrestakt aufeinander, dann Bd. 5 2003, Bd. 6 2005 und Bd. 7 2007.
Weltweit wird Harry Potter zum Hype. Die Bände werden in 80 Sprachen übersetzt und mehr als 500 Millionen Mal verkauft. In den Bestsellerlisten finden sich gleich mehrere Bände gleichzeitig auf den Spitzenplätzen. Joanne Rowling wird bald mit den Beatles verglichen. Hunderte von Harry-Potter-Merchandising-Artikeln werden auf den Markt geworfen, von Actionfiguren, T-Shirts und Bettwäsche über Lernhilfen, Tassen, Regenschirme, Armbanduhren, Wundpflaster, Süßigkeiten, Spiele und Computerspiele bis zu Drachen, Wandkalendern und Halloweenkostümen. Schließlich werden sämtliche Bände verfilmt, wobei sich Joanne Rowling nicht für das lukrativste Angebot entscheidet, sondern für jenes, das ihr das größte Mitspracherecht einräumt.
Nach nur drei Jahren ist Joanne K. Rowling eine der berühmtesten Frauen der Welt. Die Harry-Potter-Bände werden mit Literaturpreisen ohne Ende bedacht. Joanne Rowling erhält zahlreiche akademische Grade ehrenhalber, 2000 wird sie für ihre Verdienste um die Kinder- und Jugendliteratur als Officer in den Order of the British Empire (OBE) aufgenommen.
Auch privat findet sie endlich ihr Glück: Im Dezember 2001 heiratet sie ihren Freund, den schottischen Kinderarzt Neil Murray.
Aber über alldem vergisst sie ihre eigene Geschichte nicht: 2000 gründet sie eine gemeinnützige Stiftung zur Bekämpfung von Armut alleinerziehender Eltern und ihrer Kinder, übernimmt für einige Jahre die Präsidentschaft der schottischen Multiple-Sklerose-Gesellschaft und unterstützt mit einer hohen Summe die Einrichtung eines neuen Zentrums für regenerative Medizin an der Universität Edinburgh. Zusammen mit der Europaabgeordneten Emma Nicholson gründet sie eine Wohltätigkeitsorganisation für Heimkinder. Für wohltätige Zwecke schreibt sie drei kleine Begleitbücher zu Harry Potter (Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind, Quidditch im Wandel der Zeiten und Die Märchen von Beedle dem Barden). Immer wieder kritisiert sie die unsoziale Politik der britischen Regierung. Sie spendet 1 Mio. Pfund für eine Kampagne, die für die Beibehaltung der Union zwischen Schottland und England kämpft, und sie ist dezidierte Gegnerin des Brexits.
Joanne K. Rowling erntet jedoch nicht nur Begeisterung: „Besorgte Eltern“, vor allem in den USA, werfen ihr die Verbreitung von Hass und mangelndem Respekt vor. Ihnen sind Magie und Zauberei ein Dorn im Auge, und sie drängen auf die Entfernung von Harry Potter aus den Schulbibliotheken. 2001 findet in New Mexico eine Bücherverbrennung christlicher Fundamentalisten statt, die die Harry-Potter-Bücher als „Hexenwerk“ und „Satanszeug“ verunglimpfen. Bei einer weiteren aufsehenerregenden Bücherverbrennung 2022 in Tennessee lässt der Pastor einer Pfingstgemeinde einen Scheiterhaufen errichten, um „dämonische“ Bücher, wie angeblich Harry Potter und die Twilight-Romane, zu verbrennen.
Kritik kommt aber auch von feministischer Seite. Die Mädchen in den Harry-Potter-Büchern seien „kichernde, emotionale, vertratschte und unintellektuelle Wesen“, während die Jungs als klüger, mutiger, intelligenter und witziger dargestellt werden – das impliziere, dass Jungen besser als Mädchen seien und Mädchen wenig Vorbilder geboten bekämen.
2012 veröffentlicht Joanne Rowling mit Ein plötzlicher Todesfall ihren ersten Roman, der an ein erwachsenes Publikum gerichtet ist. Ein Jahr später wird bekannt, dass sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith den Krimi Der Ruf des Kuckucks schrieb. Ohne den berühmten Namen auf dem Titelblatt hatte sie zunächst die gleichen Erfahrungen gemacht wie ehedem mit Harry Potter: Wieder reagieren die Verlage mit Absagen. “Ein Schreibkurs könnte hilfreich sein”, hieß es gar in einem Antwortschreiben. Auch die deutschsprachigen Rechte, für die schließlich eine vierstellige Summe bezahlt wird, gehen geradezu als Schnäppchen über den Tresen, da für Rowling-Titel normalerweise Millionenbeträge fällig sind. Nach dieser Enthüllung werden ihre Krimis um den Privatdetektiv Cormoran Strike zu Bestsellern, von denen bis Oktober 2023 sechs weitere Folgen erscheinen. Ferner verfasst sie weiterhin Kinderbücher.
In der letzten Zeit ist Joanne Rowling jedoch nicht allein wegen ihrer Bücher in den Schlagzeilen: Ihr wird die Verunglimpfung von trans Personen vorgeworfen. Sie hatte Schutzräume für von männlicher Gewalt bedrohte Frauen verteidigt, sich auf die Seite der entlassenen Wissenschaftlerin Maya Forstater gestellt, die u.a. geschrieben hatte, Männer könnten sich nicht einfach in Frauen verwandeln, und über die Umschreibung „Menschen, die menstruieren“ gespottet. Von einer ebenso rührigen wie lautstarken trans Community, die Geschlecht nicht als biologisch determiniert, sondern als fluide betrachtet, wird sie als „transphob“, „Schlampe“ oder „Dreckstück“ beschimpft, und nicht nur das: „Ich habe inzwischen so viele Morddrohungen erhalten, dass ich das Haus damit tapezieren könnte.“
Dabei negiert sie die Diskriminierung von trans Personen überhaupt nicht. Ihr, die selbst männliche Gewalt erfahren hat, geht es darum, dass dieses Leid, das Millionen von Frauen täglich erdulden, anerkannt wird. Ihr Tweet: „Wenn das biologische Geschlecht nicht real ist, löscht das die Realität von Frauen weltweit aus“, löste vielfach Wut und Empörung aus. Ob auch andere persönliche Merkmale – wie Hautfarbe, Alter oder Behinderung, die oft zum Anlass von Diffamierung und Diskriminierung werden – ebenfalls in jeder Richtung fluide sind, wurde von den Empörten bisher nicht kommentiert.
Verfasserin: Christine Schmidt
Zitate
Ich weiß noch genau, wie es war, ein Kind zu sein und sich völlig machtlos zu fühlen und diese ganze Gedankenwelt zu besitzen, die für Erwachsene immer undurchdringlich bleiben würde.
Schreiben war für mich immer eine Art herrliche Zwangshandlung.
Ich war ein stilles, kurzsichtiges Mädchen mit Sommersprossen, das eine Niete im Sport war.
Wie Hermine [= Figur aus Harry Potter] war auch ich davon besessen, Leistungen zu vollbringen. Im Grunde verdeckte das jedoch nur meine schreckliche Unsicherheit. Ich glaube, dass sich sehr viele junge Mädchen so fühlen.
Nur weil man ein gut funktionierendes Gehirn hat, heißt das nicht, dass man seine Hormone besser unter Kontrolle hat als andere.
Man muss allen möglichen Leuten erklären, wieso man kein Geld mehr hat und sich plötzlich allein um sein Kind kümmert. Ich weiß, dass mich niemand demütigen oder heruntermachen wollte, aber genau so habe ich mich gefühlt.
Warum also spreche ich vom Nutzen des Scheiterns? Einfach deshalb, weil mein Scheitern bedeutete, dass alles Unwichtige von mir abfiel. Ich […] verwendete nun meine ganze Kraft darauf, das einzige Werk zu vollenden, das mir wichtig war.
Ein gewisses Versagen im Leben ist unumgänglich. Es ist unmöglich zu leben, ohne an etwas zu scheitern, es sei denn, Sie lebten so vorsichtig, dass Sie es auch gleich sein lassen können – und in diesem Falle scheitern Sie selbstredend auch.
Das Wissen, dass man nach Niederlagen wieder auf die Beine gekommen ist, klüger und stärker als zuvor, […] ist mehr wert als jede Qualifikation, die ich erworben habe.
Wir alle müssen zuerst einmal das alleine erledigen, was normalerweise zwei Leute erledigen würden, bevor wir auch nur daran denken können, uns nach bezahlter Arbeit umzusehen. Ich habe es am eigenen Leib zu spüren bekommen, dass wir doppelt so hart kämpfen müssen, um nur halb so weit zu kommen. […] Wir sind vielleicht nicht die „bevorzugte Norm“ bestimmter Leute, trotzdem gibt es uns. Wie zivilisiert eine Gesellschaft ist, sollten wir nicht daran messen, was sie als „normal“ bezeichnet, sondern wie sie ihre schwächsten Mitglieder behandelt.
Es war mir eigentlich nicht bewusst, dass ich ein Kinderbuch schrieb. Ich habe das Buch für mich geschrieben. Ich habe aufgeschrieben, was ich lustig fand und was mir gefiel.
Ich werde alles dafür tun, dass Harry nicht auf Hamburgerschachteln auftaucht. Das wäre ein Albtraum.
Sich erreichbare Ziele stecken: der erste Schritt zur Selbstoptimierung.
Im Gegensatz zu jedem anderen Geschöpf auf diesem Planeten können Menschen lernen und verstehen, ohne die Erfahrung selbst gemacht zu haben.
Wenn ich also einen Zeitumkehrer hätte, würde ich meinem einundzwanzigjährigen Selbst sagen, dass persönliches Glück in dem Wissen gründet, dass das Leben keine Liste ist, auf der man Errungenschaften und Erfolge abhakt. Ihre Qualifikationen, Ihr Lebenslauf, das alles macht nicht Ihr Leben aus, auch wenn Ihnen viele […] begegnen werden, die das eine mit dem anderen verwechseln.
Als gut bezahlte, mittelmäßige Angestellte war ich nie so glücklich wie ich es als arme, unveröffentlichte Schriftstellerin war.
Sie [= die Fantasie] ist nicht nur das einzigartige menschliche Vermögen, sich vorzustellen, was nicht ist, und daher der Ursprung aller Erfindung und Erneuerung; wahrhaft umwälzend und erhellend ist sie jedoch in ihrer Eigenschaft als jene Kraft, dank der wir uns in Menschen einzufühlen vermögen, die ganz andere Erfahrungen als wir selbst gemacht haben. […]
Und viele wollen ihre Fantasie gar nicht erst tätig werden lassen. Sie verharren lieber in den Grenzen ihrer eigenen Erfahrungen und geben sich nie die Mühe zu überlegen, wie es sich anfühlen würde, als jemand anderes geboren worden zu sein […]; sie können ihr Herz abschotten gegen alles Leid, das sie nicht persönlich betrifft.
Die Idee, dass Frauen wie ich, die seit Jahrzehnten unterstützend an der Seite von trans Menschen stehen und sich ihnen verbunden fühlen, weil sie auf die gleiche Weise verletzlich sind wie Frauen – zum Beispiel durch männliche Gewalt –, dass wir also trans Menschen „hassen“, weil wir denken, dass das biologische Geschlecht eine Realität ist und Auswirkungen auf das Leben hat – das ist Unsinn.
Bezeichne dich, wie auch immer du willst. Schlafe einvernehmlich mit welchem Erwachsenen auch immer, der dich will. Aber Frauen aus ihren Jobs zu drängen für die Aussage, dass das Geschlecht eine Realität ist?
Wir durchleben gerade die frauenfeindlichste Zeit, die ich je erlebt habe. […] Aber zwischen dem Backlash gegen den Feminismus und einer pornoübersättigten Online-Kultur sind die Zeiten für Mädchen meines Erachtens deutlich schlechter geworden. Noch nie habe ich erlebt, dass Frauen in dem Maße verunglimpft und entmenschlicht wurden wie jetzt. Angefangen bei der langen Reihe von Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe an das Oberhaupt der freien Welt [= Donald Trump] […] Es geht weiter mit der Incel-Bewegung (Incel = involuntary celibate, unfreiwillig zölibatär lebende Männer), die gegen Frauen wütet, die ihnen nicht sexuell zur Verfügung stehen wollen; bis hin zu den Transaktivisten, die erklären, dass TERFs [= trans-exclusionary radical feminist] verprügelt und umerzogen werden müssen. Die Männer aus dem gesamten politischen Spektrum scheinen sich einig zu sein: Überall wird Frauen gesagt, sie sollen den Mund halten, sonst gibt’s Ärger!
Ich habe alle Argumente dazu gelesen, dass Weiblichkeit nicht an das Geschlecht des Körpers gebunden sei, samt der Behauptung, biologische Frauen würden keine gemeinsamen Erfahrungen machen, und empfinde das ebenfalls als zutiefst misogyn und rückwärtsgewandt. Es ist klar, dass eines der Ziele der Leugnung der Bedeutung des biologischen Geschlechts darin besteht, die Vorstellung auszuhöhlen, dass Frauen ihre eigene biologisch begründete Realität haben oder – genauso bedrohlich – sie als Frauen Erfahrungen teilen, die sie zu einer gemeinsamen politischen Klasse machen. Den Trans-Aktivist*innen reicht es nicht aus, wenn biologische Frauen Verbündete der Transfrauen sind. Frauen sollen zugeben und akzeptieren, dass es keinen materiellen Unterschied zwischen Transfrauen und ihnen gibt.
Links
https://www.jkrowling.com/
https://online.munzinger.de/document/00000023264
https://online.munzinger.de/document/22000594500_010
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=122340469
https://www.dw.com/de/5-europ%C3%A4ische-ber%C3%BChmtheiten-von-denen-sie-vielleicht-nicht-gedacht-h%C3%A4tten-dass-ihr-talent-einst-verkannt-wurde/a-36594116
https://www.spiegel.de/panorama/amerikaner-verbrennen-potter-buecher-die-kraft-satanischer-dunkelheit-a-174901.html
https://www.cicero.de/kultur/joanne-k-rowling-transgender-hass/plus
https://www.derstandard.de/story/2000136871811/jk-rowling-die-streitbare-schoepferin-harry-potters
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/bestsellerautorin-zieht-wut-von-queeren-harry-potter-fans-auf-sich-4173721.html
https://www.rnd.de/promis/j-k-rowling-und-ihre-aussagen-ueber-trans-personen-was-hat-sie-gesagt-und-wie-ist-ihre-position-ZMCWPGS27BEV5IJRGIHQUP7FRU.html
https://www.emma.de/artikel/jk-rowling-als-hexe-verbrannt-337837
https://www.emma.de/artikel/jk-rowling-frauen-werden-abgeschafft-338023
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.debatte-um-joanne-k-rowling-videospiel-hogwarts-legacy-erscheint-kontroverse-bleibt.bdf458f5-6855-4efc-a043-204ad6f06c7f.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/autorin-joanne-k-rowling-erhielt-morddrohungen-5127361.html
https://www.spiegel.de/panorama/harry-potter-autorin-j-k-rowling-gruendet-organisation-fuer-betroffene-sexueller-gewalt-a-27c5497c-be55-4d21-9930-97a98cd69e58
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/j-k-rowling-verarbeitet-sie-in-ihrem-neuem-krimi-die-anfeindungen-aus-dem-netz-a-1187a2a2-6f9a-4b06-b6ad-23ab67a1861b
Literatur & Quellen
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Brown, Stephen: Die Botschaft des Zauberlehrlings. Die Magie der Marke Harry Potter. München / Wien 2005 (Hanser)
Errington, Philip W.: J.K. Rowling – A Bibliography. London / Oxford / New York 2017 (Bloomsbury Academic)
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Kirk, Connie Ann: J.K. Rowling - A Biography. Westport/Conn. 2003 (Greenwood Press)
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Shapiro, Marc: J.K. Rowling. Die Zauberin hinter Harry Potter. Nürnberg 2000 (Burgschmiet Verlag)
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Zola Kronzek, Allan & Kronzek, Elizabeth: Das Zauberer-Handbuch. Die magische Welt der Joanne K. Rowling von A bis Z. München 2001 (Goldmann)
WERKE
Harry Potter und der Stein der Weisen. Hamburg 1998 (Carlsen)
Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Hamburg 1999 (Carlsen)
Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Hamburg 1999 (Carlsen)
Harry Potter und der Feuerkelch. Hamburg 2000 (Carlsen)
Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind. Hamburg 2001 (Carlsen)
Quidditch im Wandel der Zeiten. Hamburg 2002 (Carlsen)
Harry Potter und der Orden des Phoenix. Hamburg 2003 (Carlsen)
Harry Potter und der Halbblutprinz. Hamburg 2005 (Carlsen)
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Hamburg 2007 (Carlsen)
Die Märchen von Beedle dem Barden. Hamburg 2008 (Carlsen)
Ein plötzlicher Todesfall. Hamburg 2012 (Carlsen)
Der Ruf des Kuckucks. München 2013 (Blanvalet)
Der Seidenspinner. München 2014 (Blanvalet)
Die Ernte des Bösen. München 2016 (Blanvalet)
Weißer Tod. München 2018 (Blanvalet)
Der Ickabog. Hamburg 2020 (Carlsen)
Böses Blut. München 2020 (Blanvalet)
Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein. Hamburg 2021 (Carlsen)
Das tiefschwarze Herz. München 2022 (Blanvalet)
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