geboren am 28. August 1921 in Cochabamba, Bolivien
gestorben am 9. Mai 2011 in LA Paz, Bolivien
bolivianische Politikerin
100. Geburtstag am 28. August 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Capacidad y honestidad” (Tüchtigkeit und Ehrlichkeit) sind Tugenden, die Lydia Gueiler im Gespräch immer wieder erwähnt, wenn sie auf ihr erfülltes Leben als Revolutionärin, Politikerin, Mutter und Vorkämpferin für die Rechte der Frau zurückschaut.
“Was auch heute noch fehlt, ist die Solidarität unter Frauen; Fähigkeit und Ehrlichkeit müssen mehr wiegen als Äusserlichkeiten wie Schönheit, Aussehen usw. Frauen müssen sich gegenseitig anerkennen, um sich zu unterstützen. Wir brauchen weltweit und besonders in Bolivien mehr Politikerinnen, Senatorinnen, Präsidentinnen, Abgeordnete, Botschafterinnen usw., die für die Gleichheit der Geschlechter kämpfen und diese schrittweise durchsetzen.”
Mit ihren 85 Jahren ist Frau Lydia Gueiler eine vielseitig interessierte und aktive Frau, die trotz ihres hohen Alters noch immer am sozialen Leben teilnimmt, nicht um “mich zu zeigen und wichtig zu machen, sondern um den Respekt, den andere Länder mir erweisen, zu erwidern.”
Lydia Gueiler wurde am 28. August 1921 in Cochabamba geboren. Als Kind verbot ihr ihre Mutter zu weinen, denn “das Weinen ist in Bolivien eine Art Nationalsport, den man mal anfangen müsste auszumerzen.”
Lydia Gueiler studierte im “Instituto Americano” und wurde Buchhalterin. 1939 heiratete sie Mareiriam Perez, einen paraguayischen Soldaten, der während des Chacokrieges (1932 – 1935) in Bolivien gefangengenommen worden war. Sie trennte sich bald wieder von ihm und musste sich als alleinerziehende Mutter durchschlagen. Zu einer Zeit, zu der in Bolivien die “Frau ins Haus gehörte”, kam Lydia, die ihren Lebensunterhalt in einer Bank verdiente, in Kontakt mit der Gewerkschaftsarbeit. Ihre Sensibilität sozialen Ungerechtigkeiten gegenüber führte sie zur Gewerkschaftsarbeit und Politik. 1948 trat sie der damals linksgerichteten Partei MNR (Movimiento Nacionalista Revolucionario) bei und half v.a. in den sogenannten “Ehrengruppen” mit, die Revolution von 1952 vorzubereiten und durchzuführen.
Fälschlich beschuldigt, an einer Verschwörung gegen den Präsidenten Estenssoro beteiligt gewesen zu sein, wurde sie 1953 ins Exil nach Deutschland geschickt. Eine ganze Reihe von Exilen sollten noch folgen.
Nach ihrer Rückkehr bekleidete sie Führungspositionen in Frauenorganisationen und vertrat 1957 Bolivien vor der interamerikanischen Kommission der Frauen in Mexiko. In diesem Jahr veröffentlichte sie das Buch La mujer y la revolución (Die Frau und die Revolution).
1963 als Abgeordnete in den Kongreß gewählt, wurde sie bei einem erneuten Putsch 1964 wieder ausgewiesen und suchte diesmal Zuflucht im benachbarten Chile, wo sie mit Unterbrechungen 14 Jahre lang blieb und die Zeit vor und nach Salvador Allendes blutigem Sturz miterlebte.
1979 wurde Gueiler Präsidentin der Abgeordnetenkammer - und im November 1979 als bis heute einzige Frau Boliviens zur Präsidentin der Republik ausgerufen. Schon neun Monate später, am 17. Juli 1980, wurde sie durch einen brutalen Militärputsch unter García Meza gestürzt und erneut verbannt.
In den folgenden Jahren setzte sie sich als Botschafterin in Venezuela und Kolumbien und als Senatorin weiter für die Rechte der Frauen ein.
In den 1990er Jahren zog sie sich aus der Politik zurück. Im Jahr 2000 schrieb sie ihre Autobiografie Mi pasión de lidereza (Führen - meine Leidenschaft).
Die Einführung des “Tages der bolivianischen Frau” am 11. Oktober, dem Geburtstag der feministischen Pionierin Adela Zamudio (1854-1928), geht auf sie zurück. Auch Lydia Gueiler war, wie so viele andere bolivianische Frauen, durch die Dichterin stark beeinflusst worden.
Links
Literatur & Quellen
Gueiler Tejada, Lydia. 1959. La mujer y la revolución. La Paz. Gueiler Tejada, Lydia. 2000. Mi pasión de lidereza. La Paz. Impresiones Trama s.r.l., CIDEM
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