geboren am 16. Dezember 1901 in Philadelphia, Pennsylvania
gestorben am 15. November 1978 in New York City
US-amerikanische Anthropologin
45. Todestag am 15. November 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
“Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, die Lebensgewohnheiten anderer Völker zu studieren, Völker aus fernen Ländern, damit meine Landsleute sich selbst vielleicht besser verstehen”, schreibt Margaret Mead in ihrer Autobiographie. Aber nicht nur ihre Landsleute, sondern die gesamte westliche Sozialwissenschaft profitierte von ihren ethnologischen Erkenntnissen. Besonders durch ihre Forschungen im Jahre 1931 bei den Arapesh, Tchambuli und Mundugumor auf Neuguinea lenkte sie das Augenmerk auf die Bedeutung der Kultur bei der Ausdifferenzierung von weiblichen und männlichen Geschlechtsrollen. Diese drei Völker entsprachen in unterschiedlicher Weise überhaupt nicht den gängigen biologistischen Vorstellungen von typisch weiblichem und typisch männlichem Verhalten. Das war natürlich ein starker Denkimpuls für die Psychologie, die allerdings bis heute auf diesem Gebiet weitestgehend damit beschäftigt ist, psychische Geschlechtsunterschiede zu postulieren, mit negativen Folgen für die Frau, und damit eine patriarchalische Ideologie “wissenschaftlich” zu legitimieren.
Margaret Mead ist schon zu Lebzeiten weltberühmt geworden. Als sie sich 1925 als junge Forscherin zum ersten Mal allein nach Samoa begab, konnte sie sich nicht nur auf die Unterstützung ihrer großen LehrerInnen Franz Boas und Ruth Benedict verlassen, sondern auch auf ihre persönliche Kraft, ihre vitale intellektuelle Neugier und auf einen selbstverständlichen Mut. Sie war in einer Familie aufgewachsen, in der Selbständigkeit, Phantasie und Dominanz nicht nur vom Vater, sondern auch von der Großmutter und ihrer Mutter, einer Feministin und promovierten Soziologin, repräsentiert wurden.
Margaret Mead erforschte sieben Südseekulturen. Sie war Universitätslehrerin und eine in aller Welt geschätzte Vortragsrednerin. Sie erhielt mehrere Ehrendoktorate und schrieb über 40 Bücher (18 davon zusammen mit anderen) sowie über 1000 wissenschaftliche Artikel. Etliche ihrer Werke wurden Bestsellerinnen und gehören bereits zu den Klassikerinnen des 20. Jahrhunderts: Coming of Age in Samoa (1928), Growing up in New Guinea (1930), Sex and Temperament in Three Primitive Societies (1935) sowie Male and Female (1949). Sie war dreimal verheiratet und geschieden und hatte mit ihrem letzten Ehemann, dem bekannten Biologen und Anthropologen Gregory Bateson, eine Tochter, die 1984 eine Biographie ihrer Eltern verfaßte.
Zitat:
I'm going to be famous some day and I'm going to be known by my own name (Ich werde später einmal berühmt sein, und zwar mit meinem eigenen Namen) - Margaret Mead, 22, über ihre 1923 noch “unerhörte” Entscheidung, nicht den Namen ihres Mannes anzunehmen oder sich gar als Mrs Luther Cressman anreden zu lassen, (zit. nach Lapsley, S. 79)
Amerikanischen Männern hat man beigebracht, daß das Mannsein darin besteht, keine Frau zu sein. (Mead zu James Baldwin)
Uns Frauen geht es ganz ordentlich - wir sind schon fast so weit, wie wir in den zwanziger Jahren waren. (1976)
Die ideale Gesellschaft würde aus Menschen bestehen, die in ihrer Jugend und im Alter homosexuell sind und in der Mitte des Lebens heterosexuell. [Das entspricht in etwa ihrer eigenen Lebensgestaltung, LFP]
Es sind die Babies, die mich am Leben halten in Umgebungen, in denen mein Tastsinn ohne sie wenig zu tun findet. Wie Gregory Bateson es später ausdrückte, ist es nicht frustrierter Sex, sondern frustrierte Zärtlichkeit, was in langen einsamen Monaten der Feldforschung so schwer zu ertragen ist. Manche FeldforscherInnen schaffen sich einen Hund oder ein Kätzchen an; ich ziehe Babies bei weitem vor. [Brombeerblüten im Winter, S. 125]
Verfasserin: Sibylle Duda
Literatur & Quellen
Banner, Lois W. 2003. Intertwined Lives: Margaret Mead, Ruth Benedict, and their Circle. New York. Knopf.
Bateson, Mary Catherine. 1986 [1984]. Mit den Augen einer Tochter: Meine Erinnerungen an Margaret Mead und Gregory Bateson. Reinbek. rororo neue frau 5904.
Caffrey, Margaret M. 1989. Ruth Benedict: Stranger in This Land. Austin, TX. Univ. of Texas Press.
Freeman, Derek. 1983. Margaret Mead and Samoa: The Making and Un-Making of an Anthropological Myth. Cambridge, MA. Harvard UP.
Gordon, Joan. 1977. Margaret Mead: The Complete Bibliography, 1925-1975.
Howard, Jane. 1990 [1984]. Margaret Mead: A Life. New York. Fawcett Columbia. Ballantine.
Koch-Kanz, Swantje & Luise F. Pusch. 2010. “'I love you an other people': Margaret Mead (1901-1978) und Ruth Benedict (1887-1948)”, in: Horsley, Joey & Luise F. Pusch. Hg. 2010. Frauengeschichten: Berühmte Frauen und ihre Freundinnen. Göttingen. Wallstein. S. 236-262
Lapsley, Hilary. 1999. Margaret Mead and Ruth Benedict: The Kinship of Women. Amherst, MA. The University of Massachusetts Press.
Mark, Joan T. 1999. Margaret Mead: Coming of Age in America. New York. Oxford UP.
Mead, Margaret. 1974. Ruth Benedict. New York. Columbia University Press.
Mead, Margaret. 1978 [1972]. Brombeerblüten im Winter: Ein befreites Leben [= Blackberry Winter]. Aus d. Engl. von Katrine von Hutten. Nachwort Margarete Mitscherlich-Nielsen. Reinbek. rororo neue frau 4226.
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