
(Maria Meneghini-Callas; Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulos; Μαρία Καλογεροπούλου)
geboren am 2. Dezember 1923 in New York
gestorben am 16. September 1977 in Paris
griechisch-US-amerikanische Sängerin
45. Geburtstag am 16. September 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Einfach lächerlich, dass so ein Mädchen Sängerin werden will“, befindet die Gesangslehrerin Elvira de Hidalgo, als ihr die pummelige und bebrillte Maria Callas in Athen zum ersten Mal gegenübersteht. Aber 1940 findet in Athen die erste von vielen hundert Premieren statt, es ist eine Operette. Maria ist siebzehn Jahre alt; ihre Karriere wird sie nicht in den USA, wo sie geboren ist und wohin sie 1945 zurückkehrt, sondern im „Land der Oper“, in Italien, fortsetzen.
In Verona ist sie 1947 Ponchiellis Gioconda. Dort trifft sie auch Battista Meneghini, ihren späteren Mann. Er wird sich sehr für ihre Karriere einsetzen. Sie sei sein „chef d'œuvre“, hat er einmal gesagt. Mit ihm wird sie zu „La Callas“.
Es gibt kaum eine Rolle, in der sie nicht brilliert: Sie ist Tosca, Medea, La Traviata, Lady Macbeth, Madame Butterfly, Norma, Lucia. Sie reist rund um die Welt, erobert die Metropolen und die Menschen, die ihren Aufführungen entgegenfiebern und ergriffen sind. „Die Scala im Delirium“ heißt es in einer Schlagzeile 1954 in Mailand. Sie hat den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Jetzt läßt ihre Energie nach; sie muß Aufführungen und gar Premieren absagen oder abbrechen.
Als sie 1959 Aristoteles Onassis kennen lernt, der ein Freund der Liebe, aber nicht der Oper ist, tritt sie immer seltener auf. „Sie haben ja kein einziges Mal geübt“, wundert sich Fürstin Grazia Patrizia nach einer dreiwöchigen Kreuzfahrt auf Onassis' Christina. „Nur ein glücklicher Vogel kann singen“, sagte sie einmal. Die Beziehung zu Onassis war nicht glücklich. Im Jahr 2000 legte der Journalist Nicholas Gage Beweise für ein lange gehütetes Geheimnis vor: Maria Callas gebar 1960 einen Sohn von Onassis; er starb am Tag der Geburt.
1969 versucht Maria Callas sich als Schauspielerin, in Pasolinis Medea. Der Film ist kommerziell ein Reinfall. Sie arbeitet 1970 als Musikpädagogin in New York und plant mit ihrem früheren Partner Giuseppe die Stefano ein Comeback. Ihre Tournee wird zum Desaster.
Am 16. September 1977 stirbt sie in Paris an Herzversagen. „Bravo, Callas! Bravo, Maria!“ klingt es aus der Menge, als der Sarg aus der Kirche in der Rue Georges Bizet getragen wird.
(Text von 1991)
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
Nie mehr werde sie die Traviata singen, erklärte die Sängerin Elisabeth Schwarzkopf, als sie Maria Callas 1952 in der Arena von Verona in dieser Rolle erlebt hatte: „Welchen Sinn hätte es, sich an einer Partie zu versuchen, die von einer Kollegin so vollkommen dargeboten wird.“
Sie ist eine Frau, in gewisser Hinsicht die modernste aller Frauen, aber in ihr lebt eine Frau der Antike – geheimnisvoll und magisch –, deren Empfindungen einen unglaublichen inneren Konflikt bei ihr auslösen.
(Pier Paolo Pasolini, Quelle)
Bestrickend schön die Mittellage, überraschend brillant die Koloraturen, glänzend Aussprache und Nuancierung. Aber mögen solche Einzelheiten die Gesangslehrerinnen interessieren; man braucht ihrer nicht zu achten, weil „die Callas“ da erst einzigartig wird, wo die Sphäre des Vortrags, des Ausdrucks, ja man darf sagen: der Seele beginnt. Die Größe von Frau Callas triumphiert da, wo von Gesang und Mimik nicht mehr die Rede ist. Was sie bietet, ist kein schauspielerisches oder musikalisches, sondern ein künstlerisches Ereignis.
(Joachim Kaiser, Quelle)
Links
CDs und DVDs mit Maria Callas kaufen
Deutscher Maria Callas Club: Maria Callas. Diskografie, Bibliografie, Photos, Shop und mehr.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Bücher von und über Maria Callas.
Klüger, Ruth: Die Sängerin des Jahrhunderts. Rezension zu „Meine Stimme verstörte die Leute“ von Gunna Wendt. welt.de.
Last.fm: Maria Callas. Online-Radio.
van Zoggel, Karl: Maria Callas. The Maria Callas International Club.
YouTube: Videos mit Maria Callas.
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Literatur & Quellen
Quellen
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Kesting, Jürgen (1990): Maria Callas. München: Econ-Taschenbuch-Verl., 1992 (Econ-Taschenbuch, 26534).
Wendt, Gunna (2006): Meine Stimme verstörte die Leute. Diva assoluta Maria Callas. München: Knaus.
Weiterführende Literatur
Alby, Claire; Caron, Alfred (1998): Maria Callas - ihre Stimme, ihr Leben. Mit CD. Bern, München, Wien: Scherz (Arte-Edition).
Allegri, Renzo; Allegri, Roberto (1998): Callas by Callas. Ein Mythos lebt. München: Heyne (Collection Rolf Heyne).
Bret, David (2000): Callas. Biographie. Hamburg: Europ. Verl.-Anst.
Brix, Michael (1994): Maria Callas. Aufführungen/Performances. München: Schirmer/Mosel.
Callas, Maria; Ardoin, John (2002): Maria Callas: Meine Meisterklasse. Ein Übungsbuch für Sänger ; mit zahlreichen Notenbeispielen. (=Callas at Juilliard - the master clases). Berlin: Henschel.
Csampai, Attila (1999): Callas. Gesichter eines Mediums. München, Paris, London: Schirmer-Mosel.
Dherbier, Yann-Brice (2007): Maria Callas. Bilder eines Lebens. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Dufresne, Claude (1991): Maria Callas. Primadonna assoluta. München: Heyne (Heyne-Biographien, 213).
Galatopoulos, Stelios (1999): Maria Callas. Die Biographie. Frankfurt am Main: Fischer, 2001.
Gretter, Susanne; Pusch, Luise F. (1999): Berühmte Frauen. Dreihundert Porträts. Frankfurt am Main, Leipzig: Insel-Verlag.
Hauert, Roger; Gara, Eugenio; Eichmann, Arnold Heinz (1958): Maria Callas. Frankfurt/Main: Limpert (Die grossen Interpreten).
Herzfeld, Friedrich (1959): Maria Meneghini-Callas oder Die große Primadonna. Berlin: Rembrandt-Verl. (Rembrandt-Reihe, 18).
Kanthou, Eleni (1994): Maria Callas. Die Interpretin ; Leben und Wirken. Wilhelmshaven: Noetzel.
Kesting, Jürgen (2006): Maria Callas. Leben und Musik der großen Sängerin ; Callas singt Wahnsinns-Szenen von Donizetti, Bellini und Thomas. Buch und Audio-CD. Hamburg: Zeitverl. Bucerius (DIE ZEIT Klassik-Edition, 11).
Krausser, Helmut (1997): Der große Bagarozy. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1999 (rororo, 22479).
Prechtel, Adrian (2007): Maria Callas: Langen/Müller.
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Stancioff, Nadia (1988): Callas. Biographie einer Diva. Zürich: SV Internat. Schweizer Verl.-Haus.
Tajani, Ricci (2006): Maria Callas. The cruise '59 ; Biografie einer Reise. Mainz: Schott.
Tosi, Bruno (2007): Maria Callas - La Divina in Cucina. Die Entdeckung ihrer kulinarischen Geheimnisse: Südwest-Verlag.
Wendt, Gunna (2006): Maria Callas oder Die Kunst der Selbstinszenierung. Ausstellungskatalog. Leipzig: Henschel.
Zigaina, Guiseppe (2006): In die Lagune. Erzählungen. Wien: Folio.
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