(Marianne Hainisch geb. Perger)
geboren am 25. März 1839 in Baden hei Wien
gestorben am 5. Mai 1936 in Baden bei Wien
Führerin der österreichischen Frauenbewegung
185. Geburtstag am 25. März 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Marianne Hainisch stammte aus einer Industriellenfamilie, heiratete mit achtzehn Jahren einen Industriellen und gebar zwei Kinder – ihr Lebensweg schien vorgezeichnet.
Es sollte anders kommen. Durch den amerikanischen Bürgerkrieg wurde der Baumwollexport nach Österreich eingestellt, und es ging vielen TextilarbeiterInnen und -fabrikanten schlecht. In äußerster Not wandte sich die Frau eines Textilfabrikanten an Marianne Hainisch um Rat, da sie selbst für ihre Familie arbeiten wollte. Es war eine aufrüttelnde Erkenntnis für Hainisch, dass Frauen aus dem gehobenen Bürgertum weder die Kenntnisse noch das Recht hatten, einen gutbezahlten Beruf zu ergreifen.
Ein Jahr später, am 12. März 1870, hielt sie vor dem Frauenerwerbsverein eine Rede über die Missstände in der Mädchenbildung. Der Gemeinde Wien wurde eine Petition überreicht, in der Hainisch die Errichtung eines Realgymnasiums für Mädchen forderte. Ihre Forderung, im Parlament wie in der Öffentlichkeit heftig diskutiert, stieß auf erbitterten Widerstand, und so wurde erst 1892 ein Gymnasium für Mädchen eröffnet.
Inzwischen waren in Österreich viele fortschrittliche Frauenvereine entstanden, die Hainisch in allen Bestrebungen nach Gleichberechtigung unterstützten. Immerhin konnten ab 1897 Frauen an der philosophischen, ab 1900 an der medizinischen Fakultät der Wiener Universität studieren. In mühevollen Kämpfen wurde erreicht, dass Frauen Gewerbeschulen besuchen konnten, zu verschiedenen Berufen zugelassen wurden und dass Änderungen im Ehe- und Familienrecht zugunsten der Frau vorgenommen wurden.
1902 gründete Marianne Hainisch den Bund österreichischer Frauen vereine, in dem sich 13 Vereine zusammenschlossen; der Bund wurde dem International Council of Women angegliedert. Hainisch war 16 Jahre lang Vorsitzende und bis zu ihrem Lebensende (sie wurde 97 Jahre alt!) Ehrenpräsidentin dieses Bundes.
Text von 1989
Verfasserin: Sibylle Duda
Zitate
Marianne Hainisch vereinigte unbeugsame Energie mit der hohen Anmut des alten Österreich. (Gertrud Bäumer)
Ich verbrachte eine schlaflose Nacht, mein ganzes Wesen war in Aufruhr, denn es war mir die unzweckmäßige Erziehung und die Benachteiligung des Frauengeschlechts mit einem Male ganz klar geworden. So konnte es nicht bleiben, dies wurde mir zur Gewißheit. So griff ich zur Selbsthilfe und zur Feder… (Marianne Hainisch)
Die Begründerin der Frauenbewegung in Oesterreich ... hat zuerst in Oesterreich im Jahre 1870 die Forderung erhoben, dass die Bildungsanstalten auch dem weiblichen Geschlechte zu öffnen seien. (Atti del Congresso Internazionale Femminile. Roma - 16-23 Maggio 1914 - Roma)
Links
Ertl, Katharina (2012): Die Frauenbewegung von 1848 bis 1933. Eine rechtshistorische Darstellung im Ländervergleich Deutschland, Österreich und Schweiz. Text.Masters.Thesis. Volltext über Link. Universität Graz.
Online verfügbar unter http://media.obvsg.at/AC09603134, zuletzt geprüft am 01.05.2021.
Kunstdatenbank: Objektsuche Marianne Hainisch.
Online verfügbar unter https://www.kunstdatenbank.at/objekt-suche/volltext/hainisch,%20marianne, zuletzt geprüft am 01.05.2021.
Österrreichische Nationalbibliothek: Ariadne – Frauen in Bewegung 1848-1938. Marianne Hainisch. Namen, Lebensdaten, Berufe und Tätigkeiten, Funktionen und Mitgliedschaften, Biographie, Lexikon, Publikationen (mit Onlinefassungen!), Quellen und Sekundärliteratur, Material in Archiven und Sammlungen, Bilder, Links.
Online verfügbar unter https://fraueninbewegung.onb.ac.at/index.php/node/1288, zuletzt geprüft am 01.05.2021.
Teschl-Hofmeister; Christiane (2009): Marianne Hainisch (1839-1936) als Publizistin. Diplomarbeit. PDF zum Download.
Online verfügbar unter http://othes.univie.ac.at/4175/, zuletzt geprüft am 01.05.2021.
Literatur & Quellen
Werke
Bach, David; Hainisch, Marianne (1932): Das Buch des Hauses. Modernes Auskunftswerk für alle Mitglieder des Haushaltes. Ein Ratgeber auf allen Gebieten der Wohnung - der Küche - der Hygiene - der Kleidung - der Gesundheits- und Kinderpflege - der Heizung und Beleuchtung - der Wäsche etc. etc. Wien. Zentraleuropäische Verlags- und Werbe-Gesellschaft. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1870): Zur Frage des Frauen-Unterrichtes. Vortrag gehalten bei der dritten General-Versammlung des Wiener Frauen-Erwerb-Vereines. Vienna. Selbstverlag. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1872): Convenienz und Individualität. Vortrag gehalten im Wiener-Frauen-Erwerb-Vereine. Wien. Selbstverlag. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1875): Die Brodfrage der Frau. Wien. Gistel. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1892): Ein Mutterwort über die Frauenfrage. Vortrag, gehalten am 1. Feb. 1892 zu Wien im “Verein für erweiterte Frauenbildung”. Wien. Hollinek. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1895): Der Wiener Goethe-Verein und seine Denkmal-Geschichte von 1878 - 1894. Wien. Szelinski. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1896): Seherinnen, Hexen und die Wahnvorstellen über das Weib im 19. Jahrhundert. Vortrag, gehalten im Vereine für erweiterte Frauenbildung in Wien am 14. Jänner 1896. Vienna. Verlag der “Deutschen Worte”. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1900): Bericht über die Generalversammlung des International Council und den Frauencongress zu London im Juni, 1899, erstattet von der österreichischen Delegierten. Vienna. Hainisch. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1901): Bericht über den International Council mit einem Rückblick auf die österr. Frauenbewegung an der Jahrhundertwende erstattet am 29. März 1901. Wien. Bloch.
Hainisch, Marianne (1904): Aufwand und Erfolg der Mittelschule vom Standpunkte der Mutter. Vortrag. Wien. Deuticke. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1911): Frauenarbeit. Wien. Heller. (Aus der eigenen Werkstatt, 10) (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1913): Die Mutter. Leipzig. (Aus der eigenen Werkstatt, 18) (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1928): Der wirtschaftliche Einkauf. Ein warenkundlicher Ratgeber für die Konsumenten. Wien. Krystall-Verlag. (WorldCat-Suche)
Hainisch, Marianne (1933): Friedenskundgebung zum Tag des guten Willens. Wien, in Mai 1933. Wien. Hainisch. (WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
60 Jahre Bund österreichischer Frauenvereine. (1964) Wien. Schöler-Borotha. (WorldCat-Suche)
Bund österreichischer Frauenvereine (Hg.) (1909): Marianne Hainisch zum 25. März 1909. (Festschrift zum 70. Geburtstag). Wien. Gesellschaft für graphische Industrie. (WorldCat-Suche)
Bund österreichischer Frauenvereine (Hg.) (1955): Frauenbilder aus Österreich. Eine Sammlung von zwölf Essays [Marianne Hainisch, Rosa Mayreder, Auguste Fickert, Bertha von Suttner, Marie Ebner-Eschenbach, Paula v. Preradovic, Tina Blau, Hansi Niese, Anna Bahr-Mildenburg, Adelheit Popp-Dworak, Hildegard Burjan, Pauline Fürstin Metternich-Sandor]. Wien. Obelisk Verlag. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Ertl, Katharina (2012): Die Frauenbewegung von 1848 bis 1933. Eine rechtshistorische Darstellung im Ländervergleich Deutschland, Österreich und Schweiz. Text.Masters.Thesis. Volltext über Link. Universität Graz
Kern, Elga (1999): Führende Frauen Europas. Elga Kerns Standardwerk von 1928/1930. Neu herausgegeben und bearbeitet von Bettina Conrad und Ulrike Leuschner ; mit einem Vorwort von Edda Ziegler. München. E. Reinhardt. ISBN 9783497014804. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Königshofer, Michaela (2013): ›Lehren wir sie vor allem denken!‹. Marianne Hainisch und die Bildung zum ›Weibe‹. In: Haus und Hof
Laessig, Hildegard (1949): Marianne Hainisch und die österreichische Frauenbewegung. Wien, Univ., Diss., 1949. Wien. Universität. (WorldCat-Suche)
Laveleye, Emile de; Hainisch, Marianne (1894): Die gesetzlich geregelte Prostitution und die Moral. Vienna. Allgemeiner österreichischer Frauenverein. (Publication des Allg. österr. Frauenvereines, 3) (WorldCat-Suche)
Perger, Lydia (1986): Begegnung mit Marianne Hainisch. Frauenrecht - Frieden - Muttertag. Wien. Manhardt. ISBN 3-900682-00-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Perger, Lydia (Hg.) (1989): Marianna Hainisch. Kämpferin für Kultur, Gerechtigkeit und Frieden. Mürzzuschlag. Selbstverlag. ISBN 3-900970-01-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schmölzer, Hilde (1999): Revolte der Frauen. Porträts aus 200 Jahren Emanzipation. Wien. Ueberreuter. ISBN 3800037386. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Seebauer, Renate (2007): Frauen, die Schule machten. Wien. Lit. (Schul- und Hochschulgeschichte, 1) ISBN 978-3-8258-0227-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Unger, Petra (2012): Frauenspaziergänge. Entdeckungsreisen durch Wien. Wien. Metroverlag. ISBN 978-3-99300-072-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wallner, Viktor (Hg.) (1993): Zwischen Fächer und Bubikopf. (die ›vergessene‹ Emanzipation in Baden) ; Fanny Arnstein, Karoline Pichler, Betty Paoli, Marianne Hainisch, Adolfine Malcher. Baden. Gesellschaft der Freunde Badens und städtische Sammlung und Archiv. (Neue Badener Blätter, 4,2) (WorldCat-Suche)
Bildquellen
- Austria-Forum
- Der Österreichische Bibliothekenverbund
- Stamp Community Forum
- The European Library
- Wikimedia Commons
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