geboren am 10. November 1834 in Lützelflüh
gestorben am 26. August 1890 in Bern
Schweizer Schriftstellerin, Tochter von Jeremias Gotthelf
190. Geburtstag am 10. November 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Marie Walden (eigentlich: Henriette Rüetschi-Bitzius), die Tochter des Pfarrers Jeremias Gotthelf (Pseudonym für Albert Bitzius), schrieb zwischen 1877 und 1884 vier Erzählbände sowie Biographien ihres Vaters, ihrer Mutter und ihres Bruders. Bei Beginn ihrer kurzen schriftstellerischen Karriere war sie schon über vierzig Jahre alt.
Mit 21 hatte sie, wie ihre Schwester Cécile und wie es eben für Pfarrerstöchter vorgesehen war, einen Pfarrer geheiratet. Gotthelfs unverblümter Kommentar zur Heirat seiner Töchter: „Alles, für was man die Meitschi erzogen hat, werfen sie einem wieder vor die Füße, man kann es wieder selbst machen oder zusehen, dass es gemacht werde.“
Marie gebar in zwölf Jahren sieben Kinder, von denen drei Töchter und ein Sohn überlebten. Mit 33 Jahren verwitwet, zog sie mit ihren Kindern nach Bern und lebte von einer kleinen Rente und von Pensionsgästen. Sie genoss nach dem Landleben als Pfarrfrau die reichere geistige Anregung in der Universitätsstadt. Die Zeit zum Schreiben musste sie sich allerdings zusammenstehlen, denn niemand hier hielt, wie einst die Mutter beim Vater, Störungen von ihr fern. Im Gegenteil, die Kinder betonen in den Erinnerungen an die Mutter, dass sie niemals „die Pflichten ihrer Haushaltung“ oder die „Pflege ihrer Kinder“ vernachlässigt habe.
Von den Vaterpflichten Gotthelfs schweigen die Biographen.
Marie Walden erzog ihre Töchter zur Selbständigkeit: alle drei besuchten das Lehrerinnenseminar. In Waldens Erzählungen sind Frauen in der Regel die Hauptfiguren; alleinstehende Frauen werden recht positiv, verheiratete hingegen des Öfteren als unglücklich geschildert. Walden hat „einen wichtigen Beitrag zur Darstellung der Lebensbedingungen, besonders von Frauen, in der Schweiz des 19. Jahrhunderts geleistet. (Ihr Werk) verdiente mehr Beachtung.“ (Marti & Stump)
Während ihrer letzten vier Lebensjahre war Marie Walden schwer krank; sie hatte eine schmerzhafte, inoperable Geschwulst am Hinterkopf und wurde von ihren Töchtern gepflegt, bis sie 1890 an einem Hirnschlag starb.
(Text von 1989)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
„Marie Walden äußerte Gesellschaftskritik von einem christlich-ethischen Standpunkt aus; eine feministische Position, wie sie zehn Jahre später Meta von Salis vertrat, ist bei ihr noch nicht zu finden.“ (Marti & Stump)
„Was mir am angenehmsten auffällt und worin du dem Vater ähnelst ist die Gabe, die Leute ächte emmenthalerisch… sprechen zu lassen.“
(Die Mutter an Marie Walden)
Literatur & Quellen
Hutzli, Walther. 1976. Henriette Rüetschi-Bitzius. Bern.
Marti, Madeleine & Doris Stump. 1988. “Marie Walden, die Tochter von Jeremias Gotthelf (1834-1890): 'Jetti, ein Buch und ein Stück Brod'”, in: Pusch, Luise F. Hg. 1988. Töchter berühmter Männer: Neun biographische Portraits. Frankfurt/M. Insel TB 979. S. 239-273.
Werke von Marie Walden:
Zwei Kollegen
Aus der Heimat (1880–1884)
Aus dem Leben meines Bruders Albert Bitzius gew. Regierungsrath (1882)
Das Orakel (1887)
Versöhnt (postum 1894)
Zwei Jahre im Dorfe (postum 1900)
Welschlandaufenthalt vor 150 Jahren (Jugenderinnerungen, postum, Bern 1997)
Briefe von 1850-1871
Tagebücher von 1872-1874, 1876-1882, 1884
Lebenserinnerungen in 3 Teilen, ca. 200 Seiten
Die Handschriften von Marie Walden befinden sich im Nachlass von Jeremias Gotthelf in der Archiv- und Handschriftenbibliothek Burgerbibliothek Bern www.burgerbib.ch
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.