Biographien Queen Elizabeth II.
geboren am 21. April 1926 in London
gestorben am 8. September 2022 auf ihrem Sommersitz, Schloss Balmoral, Schottland
britische Königin
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Nicht erst mit der Thronbesteigung ihres Vater George VI. (nach der Abdankung von Edward VII.), als die 10-Jährige Elizabeth Kronprinzessin wird, hat sie gelernt, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Das Medieninteresse an den beiden Prinzessinnen ist groß, und Elizabeth zeigt sich den FotografInnen zwar meist ernst, aber stets mit huldvollem Lächeln.
Sie und ihre Schwester Margaret wachsen - für Königskinder durchaus üblich - abgeschottet von anderen Kindern und betreut von einer Nanny und PrivatlehrerInnen auf. Elizabeth muß schon als Baby für sechs Monate auf ihre Eltern verzichten, die sich in Erfüllung ihrer Repräsentationspflichten auf Auslandsreise begeben - ein Schicksal, das sie gut 25 Jahre später auch ihren eigenen Kindern zumuten wird.
Möglicherweise als Kompensation für den fehlenden Umgang mit Gleichaltrigen entwickelt sie als Vierjährige eine lebenslange Leidenschaft für Pferde - ihr Großvater hatte ihr ein Pony geschenkt. Später kommen Hunde, genauer: Corgis, hinzu.
Prägend für ihre bejahende Einstellung zu ihrer Rolle und für ihr Pflichtbewußtsein ist sicherlich das Erleben der Krönung ihres Vaters 1937: “Sie entwickelt ein waches Bewußtsein für die Rolle der Monarchie innerhalb der britischen Konstitution” (Gerste S. 38).
In einer Radioansprache an ihrem 21. Geburtstag, den sie auf ihrer ersten Auslandsreise in Südafrika verbringt, bekennt sie sich entschlossen zu ihrer Bestimmung. Ihre Verlobung mit Prinz Philip von Griechenland im selben Jahr wird zum letzten Großereignis ohne Fernsehkameras in ihrem Leben. Ihre Liebe zu Philip ist echt und kann trotz seines impulsiven und zu Eskapaden neigenden Verhaltens alle persönlichen Krisen um ihre Familie mehr als 50 Jahre überdauern. Er ist ihr wichtigster Vertrauter, ein verläßlicher Berater, Kamerad und Gesprächspartner.
Spätestens mit dem Tod ihres Vaters George und der Krönung zur Königin - Elizabeth ist 26 Jahre alt - beginnt ein geschäftiges Leben mit zahlreichen Reisen, die sie trotz der noch kleinen Kinder unternimmt - vor allem in die ehemaligen britischen Kolonien, in den Commonwealth. Der weit gereisten Monarchin lag daran, Großbritanniens Tradition und Werte als Botschafterin zu vertreten.
Die Verfassung sieht für das königliche Staatsoberhaupt lediglich drei Rechte vor: konsultiert zu werden, zu ermuntern und zu warnen. Damit ist der enge Spielraum umrissen, den ihre Tätigkeit ihr bietet. Täglich läßt sie sich über die Arbeit des Parlaments informieren, und wöchentlich hat sie eine Audienz mit der/dem PremierministerIn. Sie hat bereits 10 PMs kommen und gehen sehen. Der jüngste, Tony Blair, war bei ihrer Krönung noch gar nicht geboren.
Bei einer Regierungszeit von mittlerweile über 50 Jahren mag man von einem Zeitalter sprechen. Das hat jedoch mit dem ihrer Vorfahrin Elizabeth I nicht viel gemein, denn England entwickelte sich vom Zentrum des Empires zum zögerlichen Partner Europas.
Im Jahre 1969 läßt sie eine Dokumentation über ihre Familie drehen “The Royal Family”, die im Fernsehen ausgestrahlt wird. Was als gut gemeinter Versuch zu mehr Transparenz gedacht ist, erweist sich als unwiderrufliche Einladung an die Medien, sich immer hemmungsloser der königlichen Familie anzunehmen. Sie muß sich von nun an in noch größerem Maße der öffentlichen Einmischung in ihre Belange und die ihrer Familie gewöhnen. Ihr 25jähriges Thronjubiläum 1977 nutzt sie, um mit einem umfangreichen Reiseprogramm in alle Teile des Königreichs mit persönlichen Auftritten viel Sympathie für sich zu gewinnen.
Was für eine Frau ist Elizabeth? Sie gilt nicht gerade als bibliophil, wofür ihre Ausbildung auch keinen Grundstock legte. Ebenso wenig ist sie für Opern oder Kammermusik empfänglich; die Weltkarriere der Beatles hingegen verfolgte sie mit Wohlwollen. Sie verliert in der Öffentlichkeit nie ihre Kontrolle und auch nicht ihre Ausstrahlung. Das Beharren auf dem Protokoll bei Dianas Tod jedoch wird ihr als Gefühlskälte vorgeworfen. Ihr emotionaler Ausbruch, das Jahr ihres 40-jährigen Thronjubiläums sei ein annus horribilis, bezieht sie vor allem auf den Brand auf Schloß Windsor, der historische Räume zerstörte. Sie versäumt es, Charles als Thronfolger zu behandeln. Ebenso schafft sie es nicht, die Eheprobleme von Charles und Diana zu erkennen und zu helfen. Der jungen Diana kann sie keine Stütze sein.
Zahlreiche und andauernde Skandale von Mitgliedern der königlichen Familie führen wiederholt dazu, daß das Prinzip der Monarchie, Abstammung statt Befähigung, in Frage gestellt wird. Elizabeth steht aber nie für die Abschaffung überkommener Traditionen. Vielleicht gerade wegen ihrer Beständigkeit besteht die britische Monarchie bis ins 21. Jahrhundert weiter.
Bedenkt man, wie wenig Gestaltungsspielraumder Queen in Ausübung ihrer staatlichen Funktion gegeben ist, dass sie aber anders als jeder normale Mensch praktisch keine Alternative zu ihrem Beruf hat, so ist sie von bewundernswerter Tapferkeit und Kontinuität. Elizabeth hat sich dieser fast unmöglichen Aufgabe entschlossen verschrieben und bleibt ihrer Bestimmung mit unvergleichlicher Konstanz treu. Die größte Abwechslung in ihrem vorbestimmten Leben scheinen da die vielen Familienereignisse zu sein: Hochzeiten, Geburten, Jubiläen, Todesfälle, Scheidungen, Skandale. In einem Buch über die Skandale des Hauses Windsor ist auch ihr ein Kapitel gewidmet. Bezeichnend ist allerdings, dass sie darin praktisch gar nicht vorkommt. Lediglich die schlechten Sicherheitsmaßnahmen des Palastes werden kritisiert: ein Eindringling konnte ungehindert bis in ihr Schlafzimmer vordringen.
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Elizabeth II. starb mit 96 Jahren am 8. September 2022 in Schottland auf ihrem Sommersitz, Schloss Balmoral.
(Text von 2005, update 2022)
Verfasserin: Cornelia Heuer
Links
Literatur & Quellen
Blundell, Nigel & Susan Blackhall. 1992. Das Haus Windsor: Skandale einer Monarchie. London. Blake.
Delderfield, Eric R. 1990. Kings and Queens of England & Great Britain. David & Charles.
Erickson, Carolly. 2003. Lilibet: An Intimate Portrait of Elizabeth II. St. Martins Press.
Gerste, Roland D. 2001. The Queen. Elizabeth II. und das Haus Windsor. Regensburg. Pustet.
Kelley, Kitty. 1998 (1997). Die Royals: Glanz und Elend einer englischen Familie. Aus dem am. Englisch von Beatrice Beckmann. Bergisch Gladbach. Bastei-Lübbe.
Parker, John. 1991. The Queen: The New Biography. London. Headline.
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