geboren am 9. Januar 1959 in Chimel (Guatemala)
guatemaltekische Menschenrechtsaktivistin, Friedensnobelpreisträgerin (1992)
65. Geburtstag am 9. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Rigoberta Menchús Lebensgeschichte (1983) liest sich wie eine einzige, herzzerreißende Klage der damals erst 24 Jahre alten Quiché-Indianerin über die 500jährige Unterdrückung ihres Volkes und damit aller UreinwohnerInnen Zentral- und Südamerikas.
Menchú wuchs als sechstes von zehn Kindern in einer bitterarmen Indiofamilie auf, die wie alle anderen von den Erträgen ihrer kargen Felder im Hochland Guatemalas nicht leben konnte und 8 Monate im Jahr auf den Fincas der weitentfernten Küstenregion schuften musste. Sie erlebte die brutalen Übergriffe von Privatmilizen der Großgrundbesitzer auf die Indiodörfer, bei denen es um Grundbesitz, neu entdeckte Erdölfelder, aber auch, wie Menchú betont, um die endgültige Vernichtung der indianischen Kulturen ging. Die Regierung – Guatemala wurde von 1954 – 1986 fast durchgängig von Militärjuntas regiert – tolerierte das gewaltsame Vorgehen, seit Ende der 70er Jahre betrieb sie selbst eine Politik der „verbrannten Erde“. Über 400 Dörfer verschwanden damals von der Landkarte, Zehntausende Indios flohen in die Nachbarländer. Der indianische Widerstand formierte sich nur langsam, zunächst in kirchlichen und gewerkschaftlichen Zusammenhängen, später auch als bewaffnete Guerilla.
Obwohl Rigoberta der Kirche kritisch gegenüberstand, war sie schon früh als Katechetin in der Bildungs- und Aufklärungsarbeit, besonders mit Frauen und Kindern, aktiv. 1979, mit 20 Jahren, wurde sie Mitglied in der von ihrem Vater Vincente Menchú gegründeten Landarbeitervereinigung (CUC). Im selben Jahr wurde ihr 16jähriger Bruder von staatlichen Sicherheitskräften umgebracht, 1980 kam ihr Vater bei der Besetzung der spanischen Botschaft ums Leben, und ihre Mutter, Juana Tum, wurde vergewaltigt und zu Tode gefoltert.
1981 floh Rigoberta ins mexikanische Exil, wo sie die „Vereinigte Vertretung der guatemaltekischen Opposition“ mitbegründete, im Folgejahr trat sie das erste Mal vor der UN-Menschenrechtskommission auf – eine kleine, rundliche, in die reichbestickte, traditionelle Tracht ihres Volkes gekleidete Indigena – die versuchte, die Weltöffentlichkeit über die ungeheuerlichen Vorgänge in ihrem Land aufzuklären. Trotz der Gefahr für ihre eigene Sicherheit kehrte sie in den 80er Jahren verschiedentlich nach Guatemala zurück, um an dem – bis heute nicht abgeschlossenen – Aussöhnungsprozess zwischen Regierung und Guerilla teilzunehmen. 1992 wurde sie für dieses Engagement mit dem Friedensnobelpreis geehrt – gerade 33 Jahre alt und damit jüngste Preisträgerin. Seitdem erhielt sie 17 Ehrendoktorwürden und bekleidet zahlreiche Ämter bei UNO und UNESCO.
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Kerner, Charlotte. (Hg.) 1997. Madame Curie und ihre Schwestern: Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz Verlag.
Menchú, Rigoberta/Burgos, Elisabeth. 1984 (1983). Rigoberta Menchú: Leben in Guatemala. Bornheim-Merten. Lamuv-Verlag.
Probst, Ernst. 2001. Superfrauen 3: Politik: Biografien berühmter Politikerinnen. Mainz-Kostheim. Verlag Ernst Probst.
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