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(Rózsa Péter geborene Rosa Politzer)
geboren am 17. Februar 1905 in Budapest
gestorben am 16. Februar 1977 in Budapest
ungarische Mathematikerin
45. Todestag am 16. Februar 2022
Biografie • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Rózsa Péter hieß ursprünglich Rosa Politzer, aber wie viele UngarInnen damals legte sie sich einen „ungarischer” klingenden Namen zu.
Ursprünglich sollte und wollte sie nach dem Wunsch ihres Vaters an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest Chemie studieren, aber Lipót Fejérs Vorlesungen (1880-1959; ursprünglich hieß er Leopold Weiss) weckten ihr Interesse an Mathematik. Ihr brillanter Kommilitone und späterer Lehrer László Kalmár, sechs Wochen jünger als Rozsa, beeinflusste ebenfalls ihre Entscheidung, sich der Mathematik zuzuwenden.
In den frühen 1930er Jahren begann Rózsa Péter die in der Hilbert-Schule entdeckten rekursiven Funktionen genauer zu erforschen. Rekursive Funktionen sind grundlegend für Computer und andere automatische Systeme; auch für die moderne Linguistik.
„In einer Reihe von Artikeln, angefangen im Jahre 1934, entwickelte Peter mehrere tiefe Theoreme über primitiv-rekursive Funktionen, die meisten von ihnen mit explizit algorithmischem Inhalt. Ich bewundere diese Arbeit, und man kann wohl sagen, daß sie sozusagen mit bloßen Händen die Theorie der primitiv-rekursiven Funktionen hervorbrachte”, erläutert Walter Felscher (1931-2000), Professor für mathematische Logik an der Uni Tübingen. Er fährt fort:
„1951 versammelte Péter alles, was bis dahin über rekursive Funktionen bekannt war, ihre eigene Arbeit eingeschlossen, in dem Buch Rekursive Funktionen”.
Eine englische Übersetzung erschien erst 1967. Es war das erste Buch, das sich ausschließlich diesem Thema widmete, aber erstens hatten Hilbert & Bernays in ihren Grundlagen der Mathematik (1934-1939) das Thema bereits ausführlich behandelt und dabei einiges aus den Arbeiten von Péter zitiert, und zweitens las die englischsprachige Welt nicht Péters Rekursive Funktionen von 1951, sondern Kleenes Introduction to Metamathematics von 1952.”
Immerhin nannte Kleene sie in einem Aufsatz aus demselben Jahr „the leading contributor to the special theory of recursive functions”.
Noch im Krieg, 1943, hatte Péter ihr berühmtes Buch Spiel mit dem Unendlichen geschrieben und veröffentlicht, eine anspruchsvolle, aber allgemeinverständliche Einführung in die Grundlagen der Mathematik. Die meisten Exemplare fielen den Bomben zum Opfer. Erst im Jahre 1955 trat es seinen Siegeszug an. Die englische Version Playing with Infinity ist bis heute greifbar, und viele LeserInnen veröffentlichten bei Amazon (zuletzt überprüft: 12.11.18) begeisterte Empfehlungen, z.B.: „Es war mein erstes 'Unterhaltungs'-Buch über Mathe und ist mir noch immer bei weitem das liebste. Es gibt auch andere Bücher, die wirklichkeitsnahe Situationen nehmen und mit Mathe verbinden, aber dieses fängt mit Mathe an und bleibt dabei. Es ist also nichts für Mathemuffel, aber großartig, wenn du Mathe von Grund auf verstehen willst.” (Übs. Luise F. Pusch)
1955 bekam Péter eine Professur an der Budapester Eötvös Universität, die sie bis zu ihrer Emeritierung 1975 innehatte. In den 60er und 70er Jahren beschäftigte sie sich mit der Beziehung zwischen rekursiven Funktionen und Programmiersprachen, speziell Algol und Lisp. 1976 erschien ihr Buch Rekursive Funktionen in der Komputer-Theorie. Ein Jahr darauf starb sie, am Abend vor ihrem 72. Geburtstag.
Mehr als die Hälfte ihres Lebens, seit 1939, hatte sie unter einer Diktatur gelebt, erst faschistischer, dann kommunistischer. Zu dieser Tatsache äußert sich einer ihrer Verehrer, Victor Yodaiken, Professor für Computerwissenschaft am New Mexico Institute of Technology, auf seiner Homepage http://hq.fsmlabs.com/~yodaiken/- (Abrufdatum: 16.4.04) wie folgt:
„Statt sich mit den Allgemeinheiten zu befassen, um die Kleene sich kümmerte, arbeitete Péter an der weniger grandiosen, aber interessanteren Mathematik der Algorhitmen. Ihr Buch über primitiv-rekursive Funktionen ist wundervoll, voller Erkenntnisse darüber, was Computability eigentlich bedeutet. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, Prof. Peters Understatement aus der Einleitung der Ausgabe von 1956 zu zitieren: '(einige neue Arbeiten ungarischer Mathematiker gibt es, aber) ein Vergleich ihrer Ergebnisse mit denen, die im Ausland erbracht wurden, würde ein gründlicheres Studium der auswärtigen Literatur erfordern als es unter den gegenwärtigen Umständen möglich ist.'Gegenwärtige Umstände', in der Tat.” (Übs. Luise F. Pusch)
1956 war das Jahr des Ungarn-Aufstands.
(Text von 2004)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Kalmár, Laszlo, 1969. R Péter's Work in the Theory of Recursive Functions, in: Les Fonctions Recursives et Leur Applications.
Morris, E. & L. Harkleroad. 1990. “Rózsa Péter: Recursive Function Theory's Founding Mother”, The Mathematical Intelligencer 12 (1990), 59-61.
Péter, Rózsa. 1950. “Zusammenhang der mehrfachen und transfiniten Rekursionen”, J. Symb. Log. 15(4): 248-272 (1950).
Péter, Rózsa. 1955. Das Spiel mit dem Unendlichen: Mathematik für Außenstehende (mit zahlr. Figuren im Text). Leipzig. Teubner.
Péter, Rózsa. 1967 (1955). Recursive Functions. London. Academic Press.
Péter, Rózsa. 1976. Rekursive Funktionen in der Komputer-Theorie. Budapest. Akademiai Kairo.
Bildquellen
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http://www-groups.dcs.st-and.ac.uk/~history/PictDisplay/Peter.html (Abrufdatum: 12.11.2018; geprüft am 15.02.2020)
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