Biographien Sirimavo Bandaranaike
(geb. Rattwatte)
geboren am 17. April 1916 in Balangoda
gestorben am 10. Oktober 2000 in Colombo
ceylonesische Politikerin (Sri Lanka), erste weibliche Premierministerin der Welt
105. Geburtstag am 17. April 2021
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sirimavo Bandaranaike war 1960 die erste Frau weltweit, die in das Amt einer Regierungschefin gewählt wurde, und führt damit die erstaunliche Reihe großer asiatischer Politikerinnen an (Aung San Suu Kyi, Gandhi, Aquino, Benazir Bhutto), die ihre Macht dem Charisma ihrer verstorbenen Ehemänner bzw. Väter verdankten, sich dann aber durch ihre Politik einen ganz eigenen Namen machten.
Geboren 1916 in einer der angesehensten buddhistischen Grundbesitzerfamilien Ceylons, die noch gewisse matrilineare Züge aufwies (ihre Mutter war Haupterbin des Familienvermögens, ihr Vater lebte quasi in der Rolle eines „Prinzgemahls“), wurde Sirimavo Rattwatte mit acht Jahren in eine katholische Privatschule geschickt, in der sie eine gründliche Erziehung erhielt.
Sie war 24, eine herbe Schönheit, als ihre Eltern die Eheschließung mit dem jungen, ambitionierten Politiker Solomon Bandaranaike arrangierten. 19 Jahre lang begleitete sie die Karriere ihres Mannes, organisierte seinen großen Haushalt, in dem es oft zuging wie in einem gut geführten Hotel, engagierte sich in karitativen Organisationen, brachte zwei Töchter und einen Sohn zur Welt.
1959 wurde der mittlerweile zum Ministerpräsidenten gewählte Solomon vor ihren Augen von einem buddhistischen Fanatiker erschossen, und die zunächst als „weinende Witwe“ wenig ernstgenommene Sirimavo zog an seiner Stelle in den Wahlkampf, den sie glänzend gewann. Sie forcierte den sozialistischen Kurs, den ihr Mann eingeschlagen hatte, verstaatlichte Schulen, Banken, Versicherungen, pflegte gute Kontakte zum Ostblock.
Zwar verlor sie nach 5 Jahren die Regierungsmacht an die konservative Opposition, konnte sich aber 1970 wieder durchsetzen, nachdem sie als „Ape Amma“ – „unsere Mutter“ – der armen Landbevölkerung größere Reisrationen versprochen hatte („Die Wahlen werden in der Küche gewonnen“, hatte sie erkannt). 1972 erklärte sie Ceylon zur Republik Sri Lanka, 1975 nahm sie endlich die lange versprochene Landreform vor, enteignete alle großen Plantagen.
Ihre immer mehr um sich greifende Clanpolitik (200 Angehörige ihrer Familie bekleideten inzwischen hohe Ämter) und die enorme Inflationsrate (300 % jährlich) führten zwar 1977 zu einem erneuten Wahlsieg der Konservativen, die sie anschließend des Machtmissbrauchs und der Korruption anklagten. Doch die Zeit der Bandaranaikes war noch nicht abgelaufen. Elf Jahre später zog sie als Oppositionsführerin wieder ins Parlament ein, 1994 wurde ihre Tochter Chandrika zur Präsidentin des Landes gewählt und sie selbst übernahm erneut das Amt der Premierministerin (das inzwischen auf weitgehend repräsentative Aufgaben beschränkt war).
Sirimavo starb mit 84 Jahren, kurz nachdem sie als älteste Regierungschefin der Welt abgedankt hatte.
Die Hoffnung auf Frieden für ihr fast 20 Jahre vom Bürgerkrieg gequältes Land (70.000 Tote, Hunderttausende von Flüchtlingen) erlebte sie nicht mehr. Zwei Jahre nach ihrem Tod wurde unter der Präsidentschaft ihrer Tochter ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den nach Autonomie strebenden Tamilen und der singhalesischen Mehrheit geschlossen. (Text von 2006)
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Müller, Birgit. 1991. „Sirimavo Bandaranaike (Sri Lanka)“ in: Wandel, Elke (Hg.). 1991. Witwen und Töchter an der Macht: Politikerinnen der Dritten Welt. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt TB.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.